Pinkelpause für Samuel Eto'o

Von SPOX
Samuel Eto'o steht derzeit bei 15 Saisontoren für Inter Mailand
© Getty

In der ewigen Stadt herrscht das reinste Chaos, Inter Mailands Eto'o hat nur zu menschliche Bedürfnisse. In der Primera erwächst ein zweiter Hillringhaus und in England machen Elvis Presley und Wally von sich reden.

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Serie A

von Oliver Birkner

Chaos Roma: Oft wird man ja vom imposanten Enthusiasmus der Roma-Fans ungewollt überwältigt. Wenn der jedoch von einer idiotischen Minderheit in blinden Fanatismus umschlägt, hört der Spaß auf. Bereits vor der Partie bei Genua hatten einige Hundert Anhänger das AS-Trainingsgelände Trigoria belagert, wobei es zu bösen Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Acht Ordnungskräfte wurden verletzt, später musste der Teambus unter Polizeigeleit inklusive Hubschrauber zum Flughafen eskortiert werden. Selbst das nachmittägliche Derby der Nachwuchsteams zwischen Roma und Lazio wurde zur Sicherheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. In Genua verloren die Roma-Profis nach einer 3:0-Führung schließlich noch 4:3 (das gab es in der gesamten Serie-A-Geschichte erst drei Mal), und Trigoria erlebte bei der Rückreise ein erneutes Spektakel. Die Anlage wurde weiträumig abgesperrt, was erzürnte Tifosi nicht daran hinderte, den Bus mit Eiern, Flaschen und Steinen zu begrüßen. Fanproteste nach schwachen Leistungen schön und gut, doch Bilder von fliegenden Wurfobjekten, Polizisten mit Schutzschildern und Sirenengeheul in der Nacht sind einfach nur widerlich. Inmitten des Chaos legte Trainer Claudio Ranieri direkt nach dem 3:4 sein Amt nieder - jetzt befindet sich die Roma auch in einem Führungs-Tohuwabohu. Die scheidende Präsidentin Rosella Sensi darf keinen neuen Coach einstellen, die Klub-Inhaber von der Bank Unicredit besitzen keine technische Entscheidungsgewalt und die zukünftige Käufergruppe kann ebenfalls noch nichts entscheiden. Vieles spricht dafür, dass einer der beiden Jugendtrainer Vincenzo Montella oder Alberto De Rossi (Vater von Daniele) fürs Erste übernehmen werden. Viel Spaß!

Pippifax mit Sammy: Inter Mailand offeriert derzeit zwar keinen spektakulären, dafür jedoch einen recht erfolgreichen Fußball. Für das Duell gegen die Bayern scheint man trotz Stürmermangel (Milito verletzt, Pazzini nicht spielberechtigt) gut gerüstet. Denn unter dem neuen Coach Leonardo gelangen Inter in 13 Partien elf Siege, darunter zwei im Pokal. "Sicher haben die Münchner einige Spieler, die Angst verbreiten", sagte der Brasilianer. "Doch ich glaube, die Bayern bekommen ebenso einen Schrecken, wenn sie die Namen meiner Spieler hören." Einer davon wäre vielleicht Samuel Eto'o, den Leonardo beim 1:0 gegen Cagliari am Samstag nach einer Stunde herausnahm. Zur Schonung? Mitnichten. "Samuel musste aufs Klo", verriet Leonardo. Falls die Bayern am Mittwoch Probleme mit dem Kameruner haben sollten, was ja durchaus vorstellbar ist, dann könnten ja eventuell ganz dringende Bedürfnisse aushelfen.

Premier League

von Raphael Honigstein

Das Blitzlicht der Woche: ...ach was: des Jahres, kam diese Woche aus Griechenland. Am Abend vor der Europa-League-Partie zwischen Aris Saloniki und Manchester City überreichte ein Offizieller der Gastgeber den Engländern feierlich die neueste Ausgabe der Stadionzeitschrift. Die City-Repräsentanten staunten jedoch nicht schlecht, dass statt dem offiziellen Mannschaftsbild versehentlich eine satirische Fotomontage aus dem "Guardian" abgedruckt war, die City mit einem Kader von sechzig Spielern zeigte. Neben Superstars wie Mesut Özil, Zlatan Ibrahimovic, Fernando Torres und Wayne Rooney war auf dem Bild auch die Kinderbuch-Figur Wally, ein Mann mit weiß-roter Zipfelmütze, zu sehen. In der Presseabteilung von Aris war man auf der Suche nach einem Bild im Internet auf die Montage gestoßen und natürlich unpässlich, als der Fehler bemerkt wurde. Die gesamte Ausgabe der Stadionzeitschrift wurde eingestampft, ein einziges Exemplar überlebte. Das Unikat wurde am Samstag für gut 200 Euro auf ebay versteigert.

Viva Las Vegas: Vor Arsenal-Heimspielen läuft im Emirates-Stadion immer "The Wonder of You", der alte Elvis-Presley-Schmachtfetzen. Der King war auch am Sonntag an der Brisbane Road zu hören, aus Sicht der Gunners aber leider in der falschen Kabine. Die Spieler von Leyton Orient tanzten nach dem Abpfiff halbnackt zu den Klängen von "Viva Las Vegas!", Orient-Präsident Barry Hearn, rüstige 61, legte dazu so etwas wie einen Moonwalk hin. Grund für den Jubel war nicht nur der 1:1-Ausgleich von Jonathan Tehoue (89. Minute), der dem Drittligisten aus dem East End ein lukratives Wiederholungsspiel bei Arsene Wengers Elf bescherte, sondern vielmehr Hearns Versprechen, das Team im Falle eines Sieges oder Unentschiedens nach Las Vegas einzuladen. "Das Problem ist nur, dass dieser Ausflug wohl sehr langweilig und furchtbar ruhig wird", sagte Fernsehexperte Steve McManaman mit einem wissenden Lächeln im Gesicht.

Jesper Ronaldo: Nach dem Karriereende von Ronaldo - dem echten Ronaldo - wurde in englischen Medien vielfach daran erinnert, dass der Brasilianer unter anderem für einen großen Machtwechsel im englischen Fußball verantwortlich war. Ein gewisser Roman Abramowitsch hatte dem damals bei Real Madrid beschäftigten Stürmer im Frühjahr 2003 im Old Trafford dabei zugesehen, wie er Manchester United zerstörte und danach den Wunsch gehegt, selbst ein Fußball-Team zu kaufen. Die Folgen sind bekannt. Geht es nach Jesper Gronkjaer, muss die Geschichte aber um ein wichtiges Kapitel erweitert werden. Der Däne schoss am letzten Spieltag der 2002/03-Saison das Siegtor gegen den FC Liverpool, das dem damals hoch verschuldeten Chelsea einen Startplatz in der Champions League und das Überleben garantierte. Sechs Wochen nach dem "Milliarden-Tor" (Daily Telegraph) übernahm Abramowitsch den Laden. "Ich weiß nicht, ob er auch ohne mein Tor Chelsea gekauft hätte", sagte der Däne, der mit dem FC Kopenhagen am Dienstag gegen sein altes Team spielt.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Mega-Einstand: Gegen das, was Osasuna im ersten Spiel unter Jose Luis Mendilibar ablieferte, war Gladbachs Sieg über Schalke mit Lucien Favre ein Tischfeuerwerk. Nur wenige Tage nach der Entlassung von Jose Antonio Camacho filettierte CA ein überfordertes Espanyol fachgerecht und kam mit dem 4:0 zum höchsten Liga-Sieg seit Juni 2007. "Von so einem Debüt träumt man, aber das Ergebnis sagt absolut nichts aus", würgte Mendilibar nach der Partie den Freudentaumel ab. "Tore sind uns sehr willkommen, aber über allem steht der Sieg, der am wichtigsten ist." Der Mensch sollte Philosoph werden. Auf der Gegenseite dürfte dafür Mauricio Pochettino nach der vierten Niederlage in Folge bald einen Psychiater brauchen.

Der Depor-Hillringhaus: Man kennt das ja: Knapper Rückstand, Nachspielzeit, noch einmal eine Ecke und plötzlich kommt dieser komische Typ mit den Handschuhen und den langen Armen aus seinem Kasten gestochen und will vorne mitmischen. Natürlich wird als Absicherung ein Abwehrspieler nach hinten geschickt, was ja eigentlich Schwachsinn ist, so zahlenmäßig. Aber der Typ mit den Handschuhen macht eben so viel Ballyhoo, dass der Ball manchmal doch noch irgendwie reinflutscht. Oder noch besser: Der Typ macht ihn selbst rein. Ex-Bayern-Torwart Gerald Hillringhaus hat so mal das Tor des Monats erzielt - für Türk Gücü München, per Fallrückzieher. In Almeria traf an diesem Wochenende Deportivos Schlussmann Dani Aranzubia in der 94. Minute zum Ausgleich, wenig spektakulär, und unter gütiger Mithilfe seines Gegenübers Diego Alves. Aranzubia war's freilich egal, er freute sich: "Mein Tor war das erste Kopfballtor eines Torwarts in der Geschichte der Liga." Stimmt, allerdings war er nicht der erste spanische Keeper, der ein Kopfballtor erzielte: Sevilla-Torwart Andres Palop hatte einst im UEFA-Cup in der 94. Minute zum 2:2-Ausgleich in Donezk getroffen.

Apropos Keeper: Weniger Glück mit den verrückten Typen im Tor hat Schlusslicht FC Malaga - dort stand mit Wilfredo Caballero bereits der fünfte Keeper in dieser Saison zwischen den Pfosten und hielt beim 1:1 gegen Villarreal nicht schlecht. Zuvor hatten bereits Francesc Arnau (12 Gegentore in 713 Minuten), Rodrigo Jose Galatto (12 Gegentore in 360 Minuten), Ruben (14 Gegentore in 630 Minuten) und Asenjo (11 Gegentore in 367 Minuten) das Tor der Andalusier gehütet - allesamt mit eher durchschnittlichem Erfolg (und Verletzungspech!). Caballero, der sich selbst einen "nüchternen Torwart" nennt, hat nun wohl sechs bis sieben Spiele Bewährungszeit, bis Asenjo wieder fit ist.

DIASHOWDie umsatzstärksten Klubs Europas 2011