Grasshoppers: Das Undenkbare droht

Von Aufgezeichnet von Jochen Tittmar
Jetzt hilft nur noch Teamgeist: In der Hinrunde haben die Grasshoppers nur dreimal gewonnen
© Imago

Premier League, Primera Division, Serie A - das Geschehen steht in der Sportberichterstattung fast täglich im Fokus. Weniger Beachtung hierzulande findet der Fußball aus anderen Ländern. SPOX hat sich in Europa umgesehen und zieht in Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen und Experten ein Hinrundenfazit einiger ausgewählter Ligen. Teil 2 der Europareise führt in die Schweiz.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Von Michael Fritschi, TV-Kommentator bei www.teleclub.ch

Die Hinrunde kompakt

Mit Herbstmeister FC Luzern, dem FC Basel und dem FC Zürich haben sich drei Teams vorne abgesetzt.

Auch wenn Basel und Zürich nur einen bzw. zwei Punkte Rückstand haben, ist Luzern überraschend, aber verdient ganz oben. Sie haben die Tabelle an 13 von 18 Spieltagen angeführt. Vor zwei Jahren stand der Verein noch mit zwei Punkten aus zwölf Spielen abgeschlagen an letzter Stelle.

Damals hat Rolf Fringer, Ex-Trainer des VfB Stuttgart, das Ruder übernommen und die Blau-Weißen über die Relegationsspiele zum Klassenerhalt geführt. Im Vorjahr waren sie Vierter und qualifizierten sich für die Europa League.

Das Problem des FC Zürich in der Hinrunde war, dass man gegen Basel und Luzern nicht gewinnen konnte.

Die Tabelle der schweizerischen Axpo Super League

Positive Überraschung

Neben dem FC Luzern ist der FC Thun die große Überraschung. Thun steht als Aufsteiger auf dem sechsten Platz. Man hat dieser Mannschaft wenige Chancen eingeräumt, da der Kader zu Großteilen aus Spielern besteht, die keine Erfahrung in der 1. Liga haben.

Vater des Erfolgs ist Trainer Murat Yakin. Er hat es geschafft, ein leidenschaftliches Team ohne Stars zu formen und seine Mannschaft taktisch hervorragend auf den Gegner einzustellen. Hätten die Thuner nicht dreimal in der Nachspielzeit ein Ausgleichstor hinnehmen müssen, stünden sie noch besser da.

Negative Überraschung

Rekordmeister Grasshoppers Zürich. Der Tabellenletzte hat mit extremen Geldproblemen zu kämpfen. Deswegen stehen im Kader überwiegend junge Spieler. Man war sich zwar bewusst, dass es eine schwierige Saison wird, aber dass man so weit unten steht, ist überraschend. Man muss allerdings dazu sagen, dass sie viele Verletzte zu beklagen haben, darunter wichtige Spieler wie Ricardo Cabanas oder Boris Smiljanic. Daher war Trainer Ciriaco Sforza dazu gezwungen, mit einer Mannschaft zu spielen, deren Durchschnittsalter etwas mehr als 20 Jahre betrug. Letztlich fehlte aber die Klasse. Sieben von elf Spielern aus der Anfangsformation haben im Vorjahr noch Juniorenfußball gespielt.

Im Umfeld des Vereins geht man davon aus, dass man den Klassenerhalt in der Rückrunde noch schafft. Ich denke aber, dass die Situation etwas unterschätzt wird. In der Schweiz hofft niemand, dass die Grasshoppers absteigen. Der Verein ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Ein Abstieg wäre undenkbar.

Players to watch

Hakan Yakin (FC Luzern). Er war der überragende Spieler der Hinrunde und an 52 Prozent aller Tore direkt beteiligt. Fringer hat es geschafft, ihn wieder zu motivieren und sagt selbst, dass man ohne ihn nicht dort oben stehen würde.

Admir Mehmedi (FC Zürich). Er ist Schweizer U-21-Nationalspieler und mit fünf Toren zweitbester Torschütze der Züricher. Der 19-Jährige ist ein technisch starker Strafraumstürmer, zielstrebig im Abschluss und ein toller Ballverteiler - ein Rohdiamant.

Das internationale Abschneiden

Der FC Basel hat sich gegen Debrecen und Sheriff Tiraspol sehr souverän für die CL-Gruppenphase qualifiziert. Das ist für einen Schweizer Verein auch nicht ganz selbstverständlich.

In der Gruppenphase hat man sich mit einem dritten Platz ordentlich präsentiert. Wäre man im ersten Spiel in Cluj nicht so arrogant aufgetreten, wäre vielleicht sogar mehr drin gewesen als nur der "Abstieg" in die Europa League. Dort geht es nun gegen Spartak Moskau.

Positiv ist auch: Noch nie hat eine Schweizer Mannschaft so gut den Spagat zwischen CL und Liga hinbekommen. Das liegt zuvorderst an Thorsten Finks Rotationsprinzip, der bisher alle 25 Spieler im Kader eingesetzt hat.

Die Young Boys Bern haben in der CL-Qualifikation erst Fenerbahce hinausgeworfen und im Hinspiel gegen Tottenham nach 30 Minuten mit 3:0 geführt - gereicht hat es aber nur zur Europa League. Dort hat man sich in der Stuttgart-Gruppe für die Zwischenrunde qualifiziert und dabei mit Getafe ein spanisches Team hinter sich gelassen. Das ist sehr gut. Nun wartet Zenit St. Petersburg.

Lausanne-Sport hat sich als Zweitligist gegen Lokomotive Moskau überraschend für die EL-Gruppenphase qualifiziert. Dort hat dann aber letztlich die Qualität nicht gereicht, so dass man mit nur einem Punkt ausschied.

Der FC Luzern und die Grasshoppers Zürich schieden in der Qualifikation gegen den FC Utrecht bzw. Steaua Bukarest vorzeitig aus.

Die CL-Ergebnisse des FC Basel im Überblick