Italiens Weltmeistertrainer Bearzot gestorben

SID
1978 wurde Enzo Bearzot mit Italien bei der Weltmeisterschaft Vierter
© Getty

Italien trauert um eine Legende. Enzo Bearzot, Weltmeistertrainer von 1982, starb am Dienstag in Mailand nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren - am gleichen Tag wie 32 Jahre zuvor Vittorio Pozzo, der Trainer der italienischen Weltmeister 1934 und 1938.

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Er war der Schweiger aus dem Friaul, der Mann mit der ewigen Pfeife im rechten Mundwinkel, für Italien nur "il vecio" - im Dialekt seiner Heimatregion "der Alte".

Am Dienstag ist die Trainer-Legende Enzo Bearzot in Mailand im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Die Nachricht vom Tod des beliebten Fußball-Weltmeistertrainers von 1982 traf ein ganzes Land ins Herz. Italien trauert um eine Legende.

"Wir verlieren einen großartigen Menschen"

Paolo Rossi, der Bearzot fast alles zu verdanken hat, meldete sich unmittelbar nach der Hiobsbotschaft schockiert zu Wort. "Wir verlieren einen großartigen Menschen. Enzo zählte zu den großen italienischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts", sagte der Torschützenkönig der WM-Endrunde 1982. Bearzot hatte Rossi, der zu diesem Zeitpunkt rund eineinhalb Jahre nicht mehr gespielt hatte, trotz dessen vorheriger Verwicklung in einen Bestechungsskandal in den Turnierkader berufen.

Es darf als Wink des Schicksals gewertet werden, dass Vincenzo Bearzot ausgerechnet am 21. Dezember starb; auf den Tag genau 42 Jahre nach Vittorio Pozzo, der die Azzurri zu den WM-Titeln 1934 und 1938 geführt hatte. Marcello Lippi, nun der einzige noch lebende Weltmeister-Coach der Italiener, würdigte Bearzot mit bewegenden Worten. "Es ist ein großer Schmerz für mich", sagte der 62-Jährige: "Er stand mir immer sehr nahe. In meinen Jahren als Trainer hat er mich immer seine Unterstützung spüren lassen."

Bearzot hatte den Fußball bis 1995 noch als kritischer Begleiter kommentiert. "La Voce del Vecio", die Stimme des Alten, hieß seine Kolumne in der Zeitung La Voce. 2002 wurde er Technischer Direktor beim nationalen Verband FIGC. "Der Fußball musste seine Glaubwürdigkeit zurückerlangen. Dafür war Enzo Bearzot der richtige Mann", sagte der damalige FIGC-Präsident Franco Carraro.

"Er war ein außergewöhnlicher Mensch"

Der aus Aiello del Friuli (Provinz Udine) stammende Bearzot war für seine Spieler enorm wichtig, auch weil er immer die Nähe zur Mannschaft suchte. "Er war ein außergewöhnlicher Mensch. Für mich war er ein großer Bruder, fast eine Vaterfigur", sagte Weltklassetorhüter Dino Zoff, der beim WM-Finale 1982 gegen Dutschland (3:1) zwischen den Pfosten gestanden hatte.

Vom Trainerdasein wendete sich Bearzot vier Jahre später nach dem frühen WM-Aus fast angeekelt ab - nach 104 Länderspielen auf der Bank und elf Jahren als "Vater" der Squadra Azzurra. "Die Berufung war nur noch ein Beruf für mich", sagte er damals, "ich kann die Werte aus meiner Zeit nicht mehr erkennen. Es wird fast nur noch ans Geld gedacht. Der Fußball ist zu einer Wissenschaft geworden. Für mich bleibt er immer ein Spiel."

In den letzten Lebensjahren widmete sich Enzo Bearzot, der eine relativ bescheidene Spieler-Karriere hingelegt hatte, vor allem seiner Vorliebe für klassische Literatur. 2005 hatte er sich endgültig zurückgezogen und wirkte zuletzt gebrechlich. Am Dienstag verlor er seinen letzten Kampf.