Die Tottis lachen nur noch in der Werbung

Von SPOX
Roma-Kapitän Francesco Totti mit seiner Frau Ilary Blasi: Sie lachen nur noch abseits des Platzes
© Getty

Italien beeindruckt mit vorweihnachtlicher Verrücktheit, nur der Roma-Kapitän ist angefressen. Jose Mourinho legt sich zum gefühlten 1000. Mal mit den Schiedsrichtern und dem Rest der Welt an, bekommt die Retourkutsche aber prompt. Und die Premier League? Is' diesmal nicht, wegen Schnee.

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Serie A

von Oliver Birkner

Inter "pazza" Mailand: Warum Inter den Spitznamen "pazza" (verrückt) trägt, stellten die Mailänder am Wochenende mal wieder eindrucksvoll unter Beweis. Gerade hatte der Klub nach 45 Jahren Wartezeit den Weltpokal gewonnen, da holte Trainer Rafael Benitez zum harschen Rundumschlag gegen Verein und Präsident Massimo Moratti aus, Dejan Stankovic beschwerte sich bitter, weil er im Finale lediglich eingewechselt wurde, und Marco Materazzi zeigte der Medaillenübergabe die kalte Schulter aus Ärger darüber, dass ihm weder im Halb- noch im Finale wenigstens einige Sekunden Spielzeit gewährt worden waren. Zumindest verdiente sich Materazzi eine humoristische Auszeichnung, als er kürzlich noch einmal sein naives Elfmeterfoul im Derby gegen Milan skizzierte: "Das war nie im Leben ein Strafstoß: Ich blieb stehen, um ihm nicht wehzutun, und Zlatan Ibrahimovic eben nicht. Aber egal. Wir müssen Zlatan dankbar sein: Ohne ihn wären wir jetzt kein Champions-League-Sieger, denn wir haben Barcelona im Halbfinale nur geschlagen, weil Ibrahimovic dort im Sturm spielte." Neben Materazzis scharfer Analyse hat sich Benitez durch seine Eruption in Abu Dhabi wohl selbst entlassen. Schon im Mai hatte sich inmitten der Champions-League-Feiern in Madrid José Mourinho verabschiedet und verschwand in einem Auto von Real. Dass zwei Trainer eines Vereins binnen sieben Monaten kurz nach den beiden größten Erfolgen des Jahres ihre Abgänge provozieren, ist fraglos einzigartig - und wirklich verrückt.

Schweinskopf am Zaun: Das Chaos in Bologna ist endlich archiviert. Ob der drohenden Insolvenz im Januar hatten die Tifosi noch am Freitag vor dem Trainingsgelände einen Sarg niedergelegt, und tags drauf in Anlehnung an den Namen des Besitzers Sergio Porcedda (porco: Schwein), der seit Sommer keine Gehälter und Steuern überwies, einen gerösteten Schweinskopf auf den Zaun gespießt. Am Sonntag dann die Wende: Massimo Zanetti, Präsident des Kaffee-Unternehmens "Segafredo", übernahm den Verein und rettete ihn vor dem freien Fall. Zumindest in Bologna ist Weihnachten also gerettet.

Frohe Weihnachten mit Tottis: Im Hause Totti scheinbar nicht. Francesco und Frau Ilary Blasi flimmern mit ihrer grenzwertig amüsanten Weihnachts-Werbung für Vodafone zwar seit Wochen gut gelaunt durch die italienischen Wohnzimmer, am Wochenende wirkte der Roma-Kapitän allerdings ziemlich unterkühlt: Beim 1:0 gegen Milan hatte er die komplette Partie auf der Bank gesessen. Auf frohe Weihnachtswünsche nach Spielende antwortete der 34-Jährige verstimmt: "Vielleicht werden es ja für andere als mich schöne Festtage." Böse Zungen könnten nun behaupten, in San Siro habe man sinnbildlich dem schleichenden Niedergang zweier Ex-Weltstars beigewohnt - denn nicht weit vom Römer entfernt verbrachte auch Ronaldinho den Großteil des Duells mal wieder hinter einem Woll-Schal und zwischen den Auswechselspielern. Aber jetzt ist ja erst einmal Pause mit, wie der Vodafone-Spot schließlich suggeriert, phantastischen Weihnachten für "Tutti" (jeden).

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

It ain't over till it's over: Ein Spiel dauert 90 Minuten und rum ist es erst, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Könnte man La Coruna, Real Sociedad und Almeria noch mal mitteilen, denn alle drei verschenkten am Wochenende eifrig Punkte. Almeria vergeigte gegen Getafe eine 2:0-Führung, Deportivo bezog gegen Gijon den Ausgleich von Diego Castro in der 89. Minute und San Sebastian stand nach Aduriz' Treffer für Valencia in der 91. Minute ganz ohne Zähler da. "Ekelhaft", befand Sociedad-Coach Martin Lasarte. "Wir waren besser, aber niemand wird sich am Ende der Saison noch daran erinnern, es zählt nur das Ergebnis." Wenigstens diese Binsenweisheit ist schon mal angekommen.

Mourinho außer sich: Achtes Heimspiel, achter Sieg - für Real läuft's im Bernabeu weiter exzellent. Dass Ergebnisse für Jose Mourinho aber nicht alles sind, weiß man längst. Bei der PK nach dem Spiel hob Mou einen Zettel hoch und schimpfte: "Der Schiedsrichter hat 13 schwere Fehler gemacht. Aber wenn ich jetzt darüber rede, werde ich wieder gesperrt. Ich weiß das, aber mein Team muss auch mal verteidigt werden. Doch wenn ich was sage, bin ich morgen wieder auf der Titelseite." Das war er auch so, weil er zusätzlich gegen die Real-Obrigkeit wetterte und forderte, dass sich Valdano, Perez und Co. künftig mehr hinter der Mannschaft stellen sollten. Dazu wolle er ein Treffen einberufen. Soviel Aufregungen kurz vor Weihnachten - und das, obwohl Mourinho sich selbst für das Jahr 2010 elf von zehn Punkten gegeben hatte. Das konnte sein bester Kumpel Dani Alves aus Barcelona übrigens nicht auf sich sitzen lassen. "Elf Punkte? Dann gebe ich uns zwölf", legte der Brasilianer im Verbal-Fernduell nach.

Standing ovation: Espanyol gegen Barca ist eigentlich kein richtiges Derby, zu unterlegen war der kleine Bruder dem großen stets in der Vergangenheit. Diesmal war die Ausgangslage anders: Espanyol hatte zuvor alle Heimspiele gewonnen und nur zwei Tore kassiert. Tja, dann kam Barca und zog der Espanyol-Abwehr etwas rüde den Schlüpfer aus. Einem der Blaugrana konnten die Fans im El Prat zumindest verzeihen: Andres Iniesta.

Seit dieser nach seinem Tor im WM-Finale dem verstorbenen Espanyol-Kapitän Dani Jarque mit einer T-Shirt-Botschaft gedachte ("Dani Jarque siempre con nosotros" - Dani Jarque immer bei uns), ist der blasse Superstar fast schon ein echter Periquito.

So wurde Iniesta am Samstag bei seiner Auswechslung mit stehenden Ovationen verabschiedet, was dem bescheidenen Mittelfeldspieler sichtlich unangenehm war. "Es hat mir auf dem Platz ein sehr gutes Gefühl gegeben und das ist das Wichtigste heute", sagte Iniesta hinterher besinnlich. "Wichtiger als die Rivalität sind die Menschen. Um die geht es." Frohe Weihnachten!

Für Rio hagelt's Ohrfeigen