Aus dem Schatten von Berg

Von Jan Wunder
Ola Toivonen erzielte für Schwedens A-Nationalmannschaft in zehn Spielen zwei Tore
© Imago

2009 wechselte Ola Toivonen von Malmö zum PSV Eindhoven und trifft in der Eredivisie seitdem in fast jedem zweiten Spiel. Und das, obwohl ihn Trainer Fred Rutten oftmals im Mittelfeld aufstellt. Mit seinem Kumpel Marcus Berg wirbelt er die niederländische Liga auch in dieser Saison schon wieder ordentlich durcheinander - erst am Sonntag wurde Feyenoord mit einem unglaublichen 10:0 vom Platz gefegt. Die Konsequenz: Erste Klubs aus der Premier League haben bei Toivonen angeklopft.

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Ola Toivonen und Marcus Berg haben eine Menge Gemeinsamkeiten: Beide kommen aus Schweden und beide sind im Juli 24 Jahre alt geworden. Beide feierten ihr Profi-Debüt 2005 und beide stehen in dieser Saison beim PSV Eindhoven unter Vertrag. Außerdem spielten beide für zwei Jahre für Schwedens U-21-Nationalmannschaft, mit der sie 2009 gemeinsam für Furore sorgten.

Damals stand der lange Blondschopf noch im Schatten von Berg, doch bei ihrem neuen Klub sind die Vorzeichen anders: Während Marcus Berg als gefrusteter Dauerreservist vom Hamburger SV nach Holland ausgeliehen ist, gilt Ola Toivonen als einer der Hoffnungsträger. Seit seinem Wechsel in die Niederlande im Winter 2009 traf er in 53 Ligaspielen beachtliche 27 mal.

Fixpunkt in Ruttens System

Der Sohn eines finnischen Einwanderers ist ein Grenzgänger zwischen Mittelfeld und Angriff. Er spielt zwar bevorzugt hinter den Spitzen, kann aber genauso gut im Sturmzentrum oder im zentralen Mittelfeld agieren. In dieser Saison soll Toivonen Fixpunkt in der Offensive im System von Trainer Fred Rutten sein.

Geboren im beschaulichen Degerfors, 300 Kilometer westlich von Stockholm, verbrachte Toivonen seine komplette Jugend bei seinem Heimatklub Degerfors IF.

In seiner ersten Profi-Saison 2005 erzielte der 1,89 Meter große Schlaks gleich fünf Treffer und wechselte umgehend zum Traditionsklub Örgryte aus Göteborg. Den Abstieg des Klubs als Tabellenletzter kann er trotz seiner sechs Saisontore nicht verhindern.

"Ich weiß, dass die Fans Titel sehen möchten"

Vor der Saison 2007 (in Schweden beginnt die Spielzeit im April und dauert bis November) heuert der damals 21-Jährige bei Malmö FF an. Noch vor seinem Antritt bei seinem neuen Klub lässt der damalige schwedische Nationalcoach Lars Lagerbäck den trotz seiner Größe sehr wendigen Angreifer in der A-Nationalmannschaft debütieren.

Toivonen führt Malmö in seiner zweiten Saison mit 14 Treffern und sieben Vorlagen auf den sechsten Rang. Anfang 2009 sticht der PSV Eindhoven dann West Ham United aus und holt Toivonen für eine kolportiere Ablösesumme von etwa vier Millionen Euro nach Holland. Bei seiner ersten Pressekonferenz kündigt er an: "Ich weiß, dass die Fans Titel sehen möchten. Mir geht es genau so."

Sprungbrett Eredivisie

Zwei Jahre nach seinem Kumpel Berg, der 2007 nach Groningen gewechselt war, verlässt also auch Toivonen die Heimat. Die holländische Liga ist seit Jahren ein gutes Pflaster für skandinavische Fußballer und diente schon Jari Litmanen (von Ajax zu Barcelona), Henrik Larsson (später u.a. FC Barcelona) und Zlatan Ibrahimovic (von Ajax zu Juventus Turin) als Sprungbrett. Für Toivonen kommt der Schritt aus dem fußballerischen Niemandsland Schweden (UEFA-Fünfjahresliste: Rang 23) in die ambitionierte Eredivisie genau zur rechten Zeit.

Während dem hoch aufgeschossenen Blondschopf Zeit gegeben wird, sich zurechtzufinden, kämpft der zehn Millionen Euro schwere Berg mit den überhöhten Erwartungen in Hamburg.

Toivonen hat es in anderthalb Jahren zum Leistungsträger beim PSV gebracht. Ende 2009 markiert er beim 5:1-Auswärtserfolg in Den Haag seinen ersten Hattrick und legt in der Schlussphase sogar noch einen Treffer drauf.

Dabei kommt er häufig im Mittelfeld und nicht in der Sturmspitze zum Einsatz. Und trotzdem trifft Toivonen, wie er will: Mit dem Kopf, mit links, mit rechts, aus der Distanz und im Strafraum.

Zwölf Millionen? Zu wenig!

Die logische Konsequenz: Im Sommer klopften Vereine aus der Premier League bei Eindhovens Nummer 7 an. Tottenham Hotspur und vor allem der FC Liverpool zeigten großes Interesse an einer Verpflichtung Toivonens.

Das kolportierte Zwölf-Millionen-Angebot der Reds nahmen die Verantwortlichen des PSV aber nicht ernst. Ebenso das angebliche Interesse von Real Madrid. Sportdirektor Marcel Brands sagte vor einigen Wochen: "Liverpool hat sich bei uns gemeldet. Man weiß dort, was wir haben wollen. Seitdem haben wir nichts mehr von ihnen gehört."

Mittlerweile wurde der Angreifer in Eindhoven für gänzlich unverkäuflich erklärt. Toivonen hat noch einen Vertrag bis 2012, der Klub besitzt zudem eine Option für zwei weitere Jahre.

Schluss mit den Gemeinsamkeiten

Seit Beginn der laufenden Saison stehen Toivonen und sein Kumpel Berg nun also wieder gemeinsam auf dem Feld. Und sie harmonieren prächtig: Toivonen traf in neun Liga-Spielen bereits acht Mal und steht damit auf Platz zwei der Torjägerliste.

Berg netzte immerhin zweimal ein. "Es macht mir derzeit einfach riesig Spaß", sagt Toivonen.

Anfang September nominierte Schwedens neuer Nationalcoach Erik Hamren die beiden Angreifer für die EM-Qualifikationsspiele gegen Ungarn und San Marino. Mit den Gemeinsamkeiten war dann schnell Schluss: Toivonen durfte jeweils von Beginn an ran, Berg saß nur auf der Bank. Toivonen traf, Berg nicht.

Der Kader des PSV Eindhoven