Rob Green in die Muppet-Show!

Von SPOX
West-Ham- und England-Keeper Robert Green (r.) bei der unsachgemäßen Ausübung seines Berufes
© imago

Milan lässt sich beim Debüt der Fantastischen Vier von einer kleinen Bohne lang machen. In England diskutiert man lieber über die (Brusthaar-)Frisuren von Wayne Rooney und Fernando Torres. Nationalkeeper Robert Green bestätigt Kermits Prophezeiung mal wieder und Barcelona entwickelt ein handfestes Hercules-Trauma.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

Von Oliver Birkner

Superhelden-Bruchlandung: Statt der angekündigten Fantastischen Vier liefen bei Milan nur drei auf, allerdings ohne Superkräfte und Spezialeffekte. So geriet der erste Auftritt von Ibrahimovic, Robinho und Co. auch eher zum Rohrkrepierer, bei der Niederlage in Cesena gab's null Tore und Ibrahimovic setzte einen Elfmeter an den Pfosten. Das 0:2 sollte nicht überdramatisiert werden, konnte die neue "Atom-Attacke" ("Gazzetta dello Sport") doch noch kaum zusammen trainieren. Zwei Dinge gilt es allerdings festzuhalten: Den Schiedsrichtern die absolut verdiente Pleite in die Schuhe zu schieben, ist eine unwürdige und überflüssige Ablenkungsstrategie. Mit einigen Pfiffen lagen die Referees fraglos falsch, doch letztlich verloren die Rossoneri, weil sie (noch) nicht wie ein Team agieren. Während Geschäftsführer Adriano Galliani auf der Tribüne den Schiri-Chef Stefano Braschi zum Teufel jagte, palaverte Patron Silvio Berlusconi: "Das Problem ist oft, dass Milan an Schiedsrichter der Linken gerät." Keine Punkte? Alles eine Intrige der Kommunisten! Darauf muss man erst einmal kommen. Neben diesen Theken-Polemiken konnte man auch Sportliches bilanzieren: Wie seit geraumer Zeit bewies der AC auch in Cesena enorme Probleme auf den Außenbahnen und der Innenverteidigung, wenn der verletzungsanfällige Alessandro Nesta ausfällt. Anstatt Robinho zu kaufen, hätte man eventuell auf diesen Problemzonen vernünftig nachbessern sollen. Aber vielleicht haben das ja die Kommunisten verhindert.

Kleine Bohne: In all dem Milan-Tumult ging die fabelhafte Leistung von Cesena im ersten Serie-A-Heimspiel nach 19 Jahren beinahe unter. Der Linksaußen-Irrwisch Emanuele Giaccherini avancierte dabei zum besten Akteur des Teams aus der Romagna. Der 25-Jährige wollte vor einiger Zeit mit dem Fußball aufhören, wurde er von Cesena doch drei Mal in die vierte Liga ausgeliehen. Man nennt ihn wegen seiner 167 Zentimeter "Fagiolino" (kleine Bohne), am Samstagabend spielte er aber ganz groß auf. Vielleicht, weil ihn Nationalcoach Cesare Prandelli beobachten ließ? Nach Spielende tauschte Giaccherini jedenfalls ganz selbstbewusst das Trikot mit Ibrahimovic, dem Idol des passionierten Inter-Fans. Netter Fakt am Rande: Übrigens kostet der komplette Kader von Cesena weniger Gehalt (8,3 Millionen Euro) als Ibrahimovic alleine (9 Mio.).

Ein teures Objekt: Apropos Kohle: Die Spielergewerkschaft droht, wegen der geplanten Vertragsreformen demnächst die Runde am 25./26. September zu bestreiken. "Wir sind es leid, wie Objekte behandelt zu werden", tönte Sprecher Massimo Oddo. Er spielt fast nie und verdient 1,3 Millionen Euro netto pro Jahr. Wirklich eine Unverfrorenheit.

 

Premier League

Von Raphael Honigstein

Fernandos Matte: Liegt es wirklich an den Haaren? In gewissen Kreisen wird Wayne Rooneys Nicht-WM in Südafrika ja energisch mit einem überraschenden Brusthaar-Peeling nach dem Spiel gegen die USA in Verbindung gebracht. Anhänger dieser Theorie haben nun in Fernando Torres einen weiteren spektakulären Fall ausgemacht: Der Spanier spielt seit dem Ende seiner Blondie-Ära nur noch mausgrau mies. Beim 0:0 in Birmingham zeigte El Nino eine Leistung, die "SKY"-Experte Jamie Redknapp ohne Übertreibung als "diabolisch schlecht" und "fürchterlich" einstufte. "Man kann ja mal einen schlechten Tag haben, aber man muss zumindest Einsatz zeigen", rügte er den Spanier. Ohne die Glücks-Strähnchen fehlen einfach die Highlights im Spiel des 26-Jährigen. Alles nur Zufall? Wohl eher nicht. Tim Wieses Leistungsexplosion ist ja auch nur mit seiner verschärften Modern-Talking-Matte zu erklären.

World Wide Webb: Rafael van der Vaarts Premier-League-Debüt für Tottenham Hotspur war "so-so", wie der Engländer sagt. Ausgerechnet Howard Webb, der in seiner Heimat tatsächlich als "Mann des Endspiels" gefeierte Schiedsrichter des WM-Finals, begrüßte "vdV" bei seinem ersten Match gegen Aufsteiger West Bromwich Albion. Webb musste vor dem Anpfiff ein paar Autogramme geben; Niederländer oder Spanier waren dabei jedoch nicht unter seinen Fans. Zum Glück für van der Vaart schrieb ihn Webb diesmal nicht in sein Büchlein. Es wurde dafür Fußball gespielt. Der Niederländer zeigte als hängende Spitze ein paar schöne Steilpässe, doch im Verlauf der Partie ging ihm zusammen mit den Kollegen gehörig die Luft aus. Am Ende durften die Londoner mit dem 1:1-Unentschieden sehr froh sein, besonders weil sich die Verletzung von Luka Modric als nicht sehr schwerwiegend erwies. "Keine Chance" für einen Einsatz hatte ihm Trainer Harry Redknapp am Samstag attestiert - am Montag flog der Kroate aber doch mit nach Bremen.

Kermit, der Prophet: "It's not easy being green", sang einst Kermit der Frosch in der Muppet-Show. Wie recht er doch hatte! Robert Green, der Traumahüter vom 1:1 gegen die USA in Rustenburg, patzte beim 1:3 von West-Ham-United mal wieder böse und wurde sogar von einem Teil der eigenen Fans ausgebuht. "Er ist ein guter Torhüter und muss es wie ein Mann ertragen, das macht er auch", sagte Hammers-Trainer Avram Grant, den man nach vier Niederlagen in Folge wohl bald nicht mehr im East End ertragen muss. Greens Nachfolger im englischen Kasten, Joe Hart (Manchester City), schenkte beim 1:1 gegen Blackburn übrigens auch ein lächerliches Tor her. Der 23-Jährige ist nun auch endgültig im englischen Kasten bzw in der Muppet-Show angekommen.

 

Primera Division

Von Paula Villamarin Temperan

Eine Maschine namens Mesut: Mesut Özils Heimpremiere im Bernabeu verlief derart gut, dass sich die realnahen Sporttageszeitungen reihenweise zu Begeisterungsstürmen hinreißen ließen. "Der größte Anlass zur Freude" sei Özil bei Real gewesen, schrieb die "AS", und bezeichnete den Deutschen als "Türöffner" der Offensive. Die "Marca" schrieb hingegen, Özil habe "das Bernabeu aufgrund seiner tollen Vorlagen" für sich gewonnen. Das Fazit der Zeitung: "Der Deutsche war eine Torgefahr erzeugende Maschine." Man kann wahrlich schlechter starten als der ehemalige Bremer.

Mach's noch einmal, Alicante: Barca entwickelt langsam ein echtes Hercules-Trauma. Guckt man auf die Statistik, dann hat Barcelona seit 1986 jedes Ligaspiel gegen Alicante verloren. Guckt man genauer hin, waren es nur drei Spiele, weil Hercules sein Unwesen meist in niedrigeren Liga-Gefilden treibt. Dass Alicante jedoch am Wochenende das Kunststück von 1997 wiederholte, als man als Aufsteiger am 19. Spieltag nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 im Camp Nou gewann, verdient Anerkennung - ebenso wie der Fakt, dass Nelson Valdez Dortmund nicht gut genug war, nun aber Barca im Alleingang besiegte. Während in Alicante bis tief in die Nacht hinein Party gemacht wurde, war Trainer Esteban Vigo allerdings wenig sentimental eingestellt. "Es war ein historischer Sieg - aber für den gibt es auch nur drei Punkte", sagte der Ex-Barca-Spieler.

Picknick im Grünen: Das unterhaltsamste Spiel des Wochenendes fand ohne Zweifel in La Romareda statt, wo sich die Jungs aus Saragossa zu Spielbeginn ein 35-minütiges Picknick erlaubten und den Gästen aus Malaga quasi im Spaziergang fünf Buden gewährten. Torwart Leo Franco, immerhin mal argentinischer Nationaltorhüter, tat sich dabei als besonders gewiefter Blümchenpflücker hervor. Erst nach dem 0:5 kam Real auf die Idee, selbst ein bisschen Fußball zu zeigen. 31 Torschüsse (!) später stand's dann immerhin 3:5 - ein schwacher Trost für Trainer José Aurelio Gay, der immerhin gestand: "Lieber einmal so verlieren als fünf Mal knapp."

Mesut Özil & Sami Khedira im Interview: "Jose Mourinho gibt mir alle Freiheiten"