Massaker im Pizzaofen

Von SPOX
Während auf den Rängen der Punk abgeht, holen sich Baris Almiron und Co. einen Sonnenstich
© Getty

In der Serie A wird um 12.30 Uhr mittags gespielt - zwei Cagliari-Spieler müssen sich deshalb übergeben. Während in England ein Ägypter und jüdischer Traditionalist für Aufsehen sorgen, geht ein Ex-Bundesligaprofi in Spanien "Fast schon kriminell" zu Werke. Die Blitzlichter aus Europa.
 

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

Von Oliver Birkner

Motoren kurz vor der Überhitzung: Knapp 37 Grad um die Mittagszeit und reichlich Männer in kurzen Hosen - was nach Strand klingt, entpuppte sich bei genauem Hinsehen als die Serie-A-Partie Bari gegen Cagliari. Nun mag man wirtschaftlich die Bemühungen von Liga und Sky Italia verstehen, dem asiatischen Markt zu dessen Prime Time für gutes Geld auch mal Fußball anstatt Gameshows zu offerieren. Doch so wie bisher macht die neue Anstoßzeit sonntags um 12.30 Uhr wenig Sinn. Erstens dürften selbst in Asien Brescia - Palermo (2. Spieltag) und jetzt Bari - Cagliari nicht zu Straßenfegern avancieren. Und zweitens laufen im Süden traditionell auch im September die Gradzahlen noch auf Hochtouren. Zwei überhitzte Cagliari-Spieler mussten sich zur Pause übergeben, weil sie zum Frühstück die verordnete Pasta nicht gegessen hatten, überhaupt war die Partie an Langeweile kaum zu überbieten und endete 0:0. "Das war ein Massaker", wetterte Bari-Coach Giampiero Ventura am Mikrofon des sichtlich verlegenen Sky-Reporters. "Asien hat sich über diesen Müll sicher gefreut. Sagt den Organisatoren mal, dass man hier im Süden bis Oktober mittags nicht ins Stadion geht, sondern an den Strand."

Irrungen und Wirrungen: Und das Mainz Italiens heißt: Cesena. Das Team mit der günstigsten Gehaltsliste der Liga steht an der Tabellenspitze (zuletzt vor 35 Jahren) und kassierte noch kein Gegentor. Dabei spielte man beim 1:0 gegen Lecce 42 Minuten lang unberechtigt in Unterzahl, da der Referee für ein Foul von Nagatomo fälschlich Colucci mit Gelb-Rot vom Platz stellte. Es bedurfte fraglos einiger Phantasie den Mann aus Tokyo mit dem Spieler aus der Nähe von Foggia zu verwechseln. In Asien hätte man das fraglos sofort bemerkt und so steigt die nächste Sonntagmittag-Partie folgerichtig in Cesena.

Pappkameraden: In den vergangenen Jahren verzeichnete der Zuschauerschnitt der Serie A ein leichtes Wachstum. Sollte Zweitligist Triestina Schule machen wird man in Kürze die zugkräftigste Liga weltweit stellen. Triest bespannte beim Duell gegen Padova am Samstag fast eine gesamte Tribüne mit Plakaten von aufgemalten Fans. Zu 4.500 fleischlichen Zuschauern addierten sich so 9.000 virtuelle Tifosi, die überraschenderweise wenig zur Stimmung beitrugen. Der Triestina-Präsident will mit der Aktion in Zukunft übrigens fortfahren, und damit weitere Sponsoren gewinnen, die ihr Logo inmitten der Phantom-Besucher platzieren dürfen

 

Premier League

Von Raphael Honigstein

Trainer-Streitigkeiten: "Big" Sam Allardyce ist traurig, dass Rafael Benitez nicht mehr den FC Liverpool coacht. "Er hat mich gehasst, es hat immer Spaß gemacht, ihn zu ärgern", sagt der Blackburn-Rovers-Trainer. Sam Allardyce sollte aber auch bald nicht mehr da sein, zumindest wünscht sich das... Allardyce selbst. "Ich bin kein Trainer für Teams wie Blackburn oder Bolton", sagte der 56-Jährige vor dem 1:1 gegen den FC Fulham. "Ich passe mehr zu Inter (Mailand) oder Real Madrid. Das wäre kein Problem für mich, ich würde die Liga jedes Jahr gewinnen. Gebt mir Manchester United oder Chelsea, das wäre das Gleiche." Man möchte hoffen, dass der für seinen "Kick & Rush"-Stil berüchtigte Coach hier mit guter britischer Ironie punkten wollte, kann aber einen ernsten Hintergrund der Aussage leider nicht ausschließen. Allardyce will sich nämlich als Nachfolger von Fabio Capello in Position bringen. "Wäre mein Name Allardici, hätte ich den Job längst bekommen", hat er vor ein paar Jahren mal gesagt. Jetzt, da demnächst wieder "Made in England" als Hauptkriterium gefragt ist, rechnet er sich auch als "Big Sam" gute Chancen aus.

Trainer feiert - Team punktet: West Ham musste am Samstag ohne Trainer Avram Grant gegen Stoke City (1:1) auskommen, denn der Israeli feierte Jom Kipur, den jüdischen Buß- und Bettag. Prompt gelang den Hammers der erste Punktgewinn in dieser Saison. Zufall? "Ob ich dabei bin, oder nicht, macht überhaupt keinen Unterschied", hatte Grant vor der Partie behauptet, was natürlich einige Fragen nach seinen Arbeitsmethoden aufwirft. Wie man hört macht er ähnlich wie beim FC Chelsea eher wenig bis gar nichts, deswegen hat er wahrscheinlich gar nicht einmal die Unwahrheit gesagt. Wäre einen Tage vor Jom Kipur ja auch eine große Sünde gewesen.

Ägyptologen gesucht: Der Mann der Woche heißt: Ahmed Elmohamady. Wer? Ahmed Elmohamady, der ägpytische Flügelstürmer vom FC Sunderland, natürlich. Das Team von Steve Bruce schlug nach dem unglücklichen 0:1-Freaktor von Cesc Fabregas siebzehn hohe Bälle auf den 23-Jährigen, der seinen Gegenspieler Gael Clichy zur Verzweiflung brachte. Elmohamady gewann 15 seiner Kopfballduelle gegen den Franzosen, der am Ende vor lauter Verwirrung einen Ball nicht richtig klärte und Darren Bent den hochverdienten Ausgleich ermöglichte. Der DJ im Stadium of Light wird demnächst öfters  "Walk like an Egyptian" auflegen müssen.

 

Primera Division

Von Paula Villamarin Temperan

Attentat auf Messi: Das schlimme Foul von Tomas Ujfalusi an Leo Messi beschäftigt halb Spanien. Der Tscheche trat Messi in der Nachspielzeit bei seiner überharten Attacke beinahe den Knöchel zu Brei, dem Argentinier schwoll sofort das rechte Sprunggelenk auf Faustgröße an. Mindestens zwei Wochen und vier Spiele muss Messi nun pausieren, was angesichts der Verformung seines Sprunggelenks beim Tritt wie ein Wunder erscheint. "Fast schon kriminell", nannte die "Mundo Deportivo" Ujfalusis Einsteigen. Er solle den Fußball doch als Spiel ansehen und nicht als Krieg.

Mourinho wirft um sich: So sieht es also aus, wenn "The Special One" seine Wünsche nicht erfüllt bekommt. Real Madrid spielte in San Sebastian schlecht, die Abwehr der Königlichen schwamm mehr, als dass sie solide verteidigte. Das geht so natürlich nicht für Mou. Und es geht auch nicht, dass ihm sein Arbeitgeber seinen Zweitjob als portugiesischer Nationaltrainer verwehrt hat. "Ich verstehe nicht, warum Madrid mich nicht gehen lässt!" In der Summe zu viel für Mourinho, der in San Sebastian förmlich explodierte und die Wasserflaschen fliegen ließ. Beinahe zum Leidwesen seines Fitnesscoachs Rui Faria, den das Geschoss auf der Bank nur um Zentimeter verfehlte. Immerhin nahm es Faria stoisch und ohne große Reaktion hin. Ein schönes Gegenstück zu seinem Vorgesetzten. Der schaffte es mit seinem Auftritt zumindest in die Klatschformate fast aller TV-Sender.

Ronaldo spielt Billiard: Cristiano Ronaldo bekam das Billardtor gegen San Sebastian offiziell als seins zugeschrieben. Ronaldo hatte Pepe den Ball ins Kreuz gefeuert, von dort aus sprang das Spielgerät glücklich ins Tor. Das ist schön für den Portugiesen, der es auch dieses Mal wieder völlig übertrieb mit seinen Torabschlüssen und dem man den Ehrgeiz anmerke, es allen zeigen zu wollen. Einen "Mangel an Selbstkontrolle und emotionaler Intelligenz" hatte ein Sportpsychologe vor dem Spiel bei CR7 ausgemacht, weil dieser wie ein Wahnsinniger seinem ersten Saisontor hinterher hechelte. Bei der Barca-nahen "Sport" dagegen will man die Ronaldo-Geschichte munter weiter am Köcheln halten. "41 Versuche, null Tore", bleibt das Blatt hartnäckig auf Anti-Ronaldo-Linie. Wird offenbar Zeit für ein astreines CR7-Tor, um es allen recht zu machen.

Italienische Spieler drohen mit Streiks