Albtraum für Flatterhandski

Von SPOX
Lukasz Fabianski (im gelben Shirt) schaut ziemlich unglücklich drein
© Imago

Arsene Wenger erspart sich lieber einen Kommentar zu seinem Torhüter. Claudio Ranieri entgeht in Rom nur knapp der Kreuzigung und Andres Palop begibt sich auf die Spuren von Rene Higuita.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

Von Oliver Birkner

Ranieri entkommt der Kreuzigung: 160 Länder sahen am Sonntagabend das 160. Römer Derby - grandiose Werbung betrieb der Calcio für sich dabei nur bedingt. Am Ende blieb weniger das 2:1 der Roma in Erinnerung, mit dem die Giallorossi an die Tabellenspitze zurückkehrten, als die überzogene Nervosität: Zehn Gelbe Karten (acht für die AS), ein Platzverweis (für Lazio), hitzige Diskussionen bei jedem Schiedsrichterpfiff (obwohl der Referee exzellent leitete), Handgemenge und Tritte nach Partie-Ende, Keilereien im Kabinengang, Fan-Ausschreitungen vor dem Stadion. Bei denen wäre beinahe eine Familie mit zwei Kindern verunglückt, die zufällig am Olimpico vorbeifuhr, und deren Auto mit Feuerwerkskörpern und Flaschen bombardiert wurde. Francesco Totti half der aufgeladenen Spannung sicher nicht weiter, als er den Laziali mit beiden Daumen nach unten die Reise in die Serie B wünschte. "Es tut mir leid, ich wollte niemanden provozieren", sagte der Capitano hinterher. So so. Lazio-Coach Edy Reja forderte: "Für diese Geste müsste Totti zehn Spiele gesperrt werden." Die Roma-Idole Totti und Daniele De Rossi hatte Roma-Coach Claudio Ranieri übrigens zur Pause mutig ausgewechselt. "Beide waren schon gelbbelastet und übernervös, weil ihnen das Derby allzu sehr an die Nieren geht", erklärte Ranieri. "Hätten wir verloren, wäre ich dafür aber wahrscheinlich ans Kreuz genagelt worden." Dank eines verschossenen Lazio-Elfmeters beim Stand von 1:0 und zweier Treffer von Mirco Vucinic blieb ihm die Kreuzigung erspart.

Tor des Jahres von Maicon: Der Preis für das schönste Tor der Saison ist seit Freitag vergeben. And the winner is: Maicon. Der Brasilianer in Diensten von Inter stoppte einen Klärungsversuch der Juventus-Defensive mit dem rechten Oberschenkel, ließ Amauri per Lupfer ins Leere springen, stoppte die Kugel erneut auf dem Oberschenkel, und traf dann volley aus 18 Metern halbhoch in die linke Ecke zum 1:0. Ein kleines Meisterwerk. Hier geht's zum Video

Mitten in die Fresse: Ungläubige Fassungslosigkeit bei einer Linienrichter-Entscheidung - dieses Gefühl hat jeder schon einmal durchlebt. Was vielen Spielern oder Zuschauern als Antwort darauf meist nur durch den Kopf ging, setzte ein Akteur im Spiel der Nachwuchs-Meisterschaft zwischen Gallipoli und Palermo nun in die Tat um: Als der Linienrichter dem Referee einen Platzverweis für einen der Stürmer signalisierte, streckte ihn der Sünder per Fausthieb zwischen die Augen zu Boden. Spätestens diese Aktion rechtfertigte wohl die Hinausstellung. Fußballspielen darf er nun auf lange Zeit nur noch im Garten, dazu erwarten den Übeltäter eine dreijährige Stadionsperre samt Anzeige wegen Körperverletzung.

 

Premier League

Von Raphael Honigstein

"Albtraum für Flappyhandski": Ein großartiger Verlierer war Arsene Wenger nie, doch selten hat man den Franzosen so wütend wie nach dem Zehn-Minuten-Kollaps im DW Stadium gesehen. Der Arsenal-Coach feuerte nach dem 2:3 in Wigan sein Jackett wütend auf den Boden und erschien zu den TV-Interviews zum ersten Mal in 13 Jahren ohne Krawatte. Wenger warf seinen Jungs "mangelnde" Konzentration vor, sparte dabei aber großzügig Torhüter Lukasz Fabianski aus. "Fußball ist ein Spiel der Meinungen, das macht es so interessant", sagte Wenger: "Ich behalte meine Meinung [zum Torwart] besser für mich." Die englischen Medien gingen nach dem schweren Fehler des polnischen Geburtstagskinds vor dem 2:2-Ausgleich von Wigan allerdings weniger zimperlich mit ihm um. "So lange Wenger keinen anständigen Torhüter hat, wird er nie einen Titel gewinnen", sagte Ex-Arsenal-Mittelfeldspieler Paul Merson im Fernsehen. Die "Sun" verpasste dem 25-Jährigen gleich einen neuen Namen. "Albtraum für Flappyhandski [=Flatterhandski]", dichtete das Boulevard-Blatt durchaus gekonnt.

Ein paar Idioten gibt's immer: Relativ friedfertig ging es Samstag im Derby von Manchester zu, zumindest während des Spiels. Hinterher gerieten enttäuschte City-Fans jedoch mit Einheiten der berittenen Polizei aneinander und prügelten dazu auf Abdul Diouf, den älteren Bruder von United-Nachwuchsstürmer Mame Biram Diouf, ein. Der 28-Jährige hatte den Fehler gemacht, ein United-Trikot aus dem Carling-Cup-Finale mit der "32" und dem Namen seines Bruders zu tragen  - die "32" trug früher Carlos Tevez im Old Trafford. Die Schläger riefen ihm hämisch "München, München" zu. Ob der arme Mann aus Senegal den Hinweis auf den Flugzeugabsturz von 1958 verstand, darf bezweifelt werden. Zum Glück wurde er von den Idioten nicht ernsthaft verletzt.

Terry gibt Rätsel auf: John Terry gab mit seinem Verhalten nach der Roten Karte gegen Tottenham den britischen Beobachtern Rätsel auf. "Anstatt beschämt in den Spielertunnel zu verschwinden, erklärte Terry dem Trainerteam cool und ruhig, dass er zwei Mal den Ball gespielt hätte", wunderte sich die "Times". Seine Stärke und größte Schwäche sei die völlige Unfähigkeit zur Selbstkritik, befand das seriöse Blatt. "Falls Chelsea den Titel gewinnt, wird es dank John Terry sein und falls sie es nicht schaffen, wird es auch wegen John Terry sein", schrieb Reporterin Alyson Rudd etwas ratlos. Terry hat die Blauen einerseits mit seiner Leidenschaft bisher auf Kurs gehalten, mit hochkarätigen Fehlern aber auch für viele Punktverluste gesorgt. Man wird aus dem englischen Kapitän nicht so richtig schlau, genau so wenig wie aus dem Titelrennen.

 

Primera Division

Von Paula Villamarin Temperan

Palop auf den Spuren Higuitas: Rene Higuita war für sein ungewöhnliches Torwartspiel bekannt. Seine wohl berühmtesten Aktionen waren das missglückte Solo bei der WM 1990 in Italien gegen Roger Milla und der Skorpion: Die Parade, bei der sich der Keeper einfach mal waagerecht in die Luft legte und den Ball mit den Hacken klärte. Am Samstag griff auch Sevillas Torwart Andres Palop im Spiel gegen Sporting Gijon ganz tief in die Trickkiste. Nach einer Ecke wuchtete Gregory Arnolin einen Kopfball aus sieben Metern aufs Tor. Palop erkannte, dass er die Hände nicht mehr rechtzeitig hochbringen würde, und köpfte den Ball wie ein Seehund von der Linie. Hier geht's zum Video

Espanyol hat wieder eine Heimat: 26 Spieltage hat es gedauert bis eine Mannschaft die Offensivmaschine des FC Barcelona wieder hat stoppen können. Nach dem FC Valencia hielt auch Espanyol Barcelona gegen den Stadtrivalen ein 0:0. Espanyol schraubte damit weiter an seiner starken Heimbilanz: 30 ihrer 38 Zähler holten die Katalanen im neuen Stadion Cornella-El Prat, unter anderem mit Siegen gegen Atletico, Sevilla, La Coruna und Bilbao. Zuvor hatte Espanyol zwölf Jahre lang wegen finanzieller Probleme im Olympiastadion gespielt. Richtig wohl fühlte man sich in diesem kahlen Leichtathletikstadion aber nie. Nur in der Saison 2001/02 war das Team ähnlich heimstark. Im Cornella-El Prat haben die Mannschaft und die Fans wieder eine Heimat gefunden und den Geist des alten Sarria-Stadions, aus dem der Verein 1997 ausziehen musste, in die neue Arena übertragen.

Rakete vs. Bus? Real Madrid ist zurück im Titelkampf. Mit einem souveränen 2:0-Erfolg über den FC Valencia nutzten die Königlichen den Punktverlust Barcas und rückten bis auf einen Punkt an den ewigen Rivalen heran. Nach einer Woche der Tristesse in Madrid glauben Verantwortliche, Spieler und auch die Presse wieder an den Titel. "Madrid in der Rakete... und Barca im Bus", titelte die "Marca" mit Bezug auf die Anreise Barcas zu Inter Mailand, weil ein Flug wegen der Aschewolke nicht möglich war. Ob Real wirklich mit Überschallgeschwindigkeit an Barca vorbeirauscht, werden die nächsten Wochen zeigen. Barca hat noch drei Heimspiele, aber zwei schwere Auswärtsspiele in Villarreal und Sevilla. Real darf nur noch zweimal im Bernabeu ran, hat aber nur mit Mallorca einen wirklichen Auswärtsstolperstein vor der Brust. Der Titelkampf ist auf jeden Fall wieder offen.

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