Real Madrid: Iker Casillas als Super-Nanny

Von SPOX
Irgendwann platzt selbst ihm der Kragen: Reals Torwart-Star Iker Casillas
© Getty

Iker Casillas spielt den Erzieher für böse kleine Kinder. Christoph Metzelder ist kein Pepe-Ersatz. Juventus Turin wird schon wieder gedemütigt. Napolis Lavezzi sieht sowas von Rot. Und: In England gibt's das Tor des Jahres bereits im Dezember und keiner interessiert sich für Ryan Giggs. Die Blitzlichter aus Europa.

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Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Casillas, die Super-Nanny: Iker Casillas ist es gewohnt, auf Auswärtsreisen übel beschimpft zu werden. Schon beim Aufwärmen im Mestalla ging's hoch her. "A....loch", "Clown", H....sohn", "du hast doch keine Eier" - die Valencia-Fans übertrafen sich gegenseitig mit geistreichen Kommentaren. Casillas blieb lange Zeit cool, doch ein spezieller Valenciano ließ ihm keine Ruhe. Nach einer Welle der Beschimpfungen ging Casillas schließlich mit erhobenem Zeigefinger auf einen kleinwüchsigen Fan zu. "Hey, reiß dich zusammen. Du brauchst eine bessere Erziehung. Du bist erst zehn!" Der Knirps in der ersten Reihe sah Casillas an, als wäre er Gevatter Tod höchstpersönlich begegnet. Es dauerte aber nicht lange, ehe der Nachwuchs-Fan, angestachelt von einigen Unverbesserlichen, die nächste Hasstirade anstimmte.

Hier gibt's das Video zu Iker Casillas' Erziehungsmethoden

Keine Chance für Metze: Der Schock über die schwere Verletzung des Abwehrchefs sitzt immer noch tief Real Madrid, doch die Planspiele, wie Pepe ("Ich bin am Boden zerstört") ersetzt werden soll, laufen bereits im hochtourigen Bereich. "Einer der besten Abwehrspieler der Welt fehlt uns bis Saisonende. Wir müssen den Transfermarkt im Auge behalten. Wir wissen, dass wir etwas tun müssen", sagte Generaldirektor Jorge Valdano. Die "AS" spekuliert mit einem Tauschgeschäft im Januar. Ruud van Nistelrooy zum FC Chelsea, Ricardo Carvalho zu Real Madrid. Allerdings wäre Pepes Landsmann nicht für die Champions League spielberechtigt. Weitere Namen gefällig? David Luiz (Benfica Lissabon), Nico Pareja (Espanyol Barcelona), Amorebieta (Athletic Bilbao), Cuellar (Aston Villa) und zwei Jungs aus der Bundesliga: der Kölner Christopher Schorch, der zwei Jahre in Reals Nachwuchsteams kickte und der Schalker Carlos Zambrano. Dass Christoph Metzelder Pepe ersetzen wird, glaubt in Spanien niemand. Ezeqiuel Garay, Siegtorschütze in Valencia werden deutlich größere Chancen eingeräumt.

Farblose Rojiblancos: Es sollte alles besser werden mit Quique Sanchez Flores. Der Nachfolger von Abel Resino sollte Atletico Madrid aus dem Keller holen und mit einer wahnwitzigen Aufholjagd in die Champions League führen. Beim 1:2 gegen den FC Villarreal gab es aber den nächsten Rückschlag. Llorente erzielte in der Nachspielzeit Villareals Siegtor. "Llorente sorgt für Gerechtigkeit. Villarreal schlägt ein erneut schreckliches Atletico", schrieb die "AS". Flores sagte hinterher, seine Spieler hätten panisch Fußball gespielt. "Es war furchtbar. Mit dieser Ungenauigkeit, Nervosität und Einfallslosigkeit kann man kein Spiel gewinnen", sagte der Coach. Klingt scharf nach Resignation. Klubboss Enrique Cerezo stürmte nach dem Spiel in die Kabine und hielt Mannschaft und Trainer einen 45-minütigen Vortrag. "Eine Kopfwäsche vom Feinsten", weiß "Marca". Wenn's hilft...

 

Serie A

von Oliver Birkner

Zweite Demütigung in fünf Tagen: Wenn nichts mehr geht, kann trotzdem alles noch viel schlimmer kommen - wie im Fall Juventus Turin. Beim 1:3 in Bari gab es nach dem 1:4 gegen die Bayern die zweite Demütigung innerhalb von fünf Tagen. Dabei fälschte man sich den 0:1-Rückstand selbst ins Tor, kassierte das 1:3 durch Almiron, der eigentlich immer noch Juve gehört, dort als einer der größten Fehleinkäufe der letzten Jahre gilt und an Bari ausgeliehen ist, und Diego jagte einen Elfmeter zum möglichen 2:2 in Richtung Mittelmeer. Am Ende sagte Trainer Ciro Ferrara: "Diese Niederlage ist unerklärlich, wenigstens habe ich den richtigen Team-Spirit gesehen." Diese Sichtung besaß er allerdings exklusiv. "Wir werden mit dem Projekt Ferrara weitermachen", stellte Präsident Jean-Claude Blanc klar. "Denn es nicht die Juve-Art, Trainer während der Saison zu entlassen." Aha. Im Mai musste zwei Spieltage vor Saisonende Claudio Ranieri gehen, es kam Ciro Ferrara.

Lavezzi rastet aus: Eine besonders feine Rote Karte holte sich Napolis Ezequiel Lavezzi in Cagliari ab. Die Neapolitaner waren nach einer 2:0-Führung in der 90. Minute 2:3 in Rückstand geraten (drei Gegentore in 15 Minuten) und der Argentinier hatte die Fassung verloren. Als Cagliari-Trainer Massimiliano Allegri in der 94. Zeit schinden wollte und den Ball wegschoss, nahm sich Lavezzi eine andere Kugel und feuerte sie aus fünf Metern gegen den Coach der Sarden. Immerhin durfte Lavezzi noch einmal ausrasten, als er vor dem Tunnelgang Napolis 3:3 in der 96. Minute erlebte. Eine wahrlich denkwürdige Schlussphase.

Hartnäckige Fans werden belohnt: Als Tifoso hat man es auch nicht immer leicht, seinen Groll loszuwerden. Während einer erneuten Niederlage des Zweitligisten Torino wollten rund 50 Ultras Toro-Präsident Urbano Cairo kurz vor Spielende mal persönlich die Meinung sagen und arbeiteten sich bis in den VIP-Bereich der Tribüne vor - nur um festzustellen, dass Cairo bereits in den Katakomben verschwunden war. Sie harrten so lange hartnäckig im Stadionbereich aus, bis es sechs von ihnen tatsächlich in die Torino-Kabine schafften. "Es war eine zivile Aussprache", verriet Trainer Beretta später. Den Presidente hatten sie allerdings immer noch nicht gesehen, aber die Saison ist ja noch lang.

 

Premier League

von Raphael Honigstein

Long-Distance-Knaller aus 55 Metern: Ryan Giggs wurde am Sonntagabend zur "BBC Sports Personality of the Year" gewählt. Leider bekam das niemand mit, weil zeitgleich 20 Millionen Briten den Triumph von Milchbubi Joe McElderry bei "X-Factor" bestaunten. Was das "Tor des Jahres" angeht, brauchen Premier-League-Kicker sich bis Saisonende auch  gar nicht mehr bemühen, denn der Sieger steht seit Samstag fest. Maynor Figueroa (Wigan) schoss beim 3:3 gegen Stoke City einen Freistoß direkt in den Torwinkel - aus 55 Metern. Stoke-Keeper Thomas Sorensen hatte sich zuweit nach vorne getraut. "So einen Schuss habe ich schon seit Jahren nicht gesehen", staunte der Däne. "Lieber spreche ich ihm ein Lob aus, als über meinen Fehler traurig zu sein". Verteidiger Figueroa, der mit Honduras bei der Weltmeisterschaft spielen wird, hat sich mit dem Long-Distance-Knaller wohl ein Oneway-Ticket aus Wigan verdient. "Er fängt langsam an, sein Potenzial zu erfüllen, lange können wir ihn nicht mehr halten", sagte Trainer Robert Martinez, "nach dem Sommer wird er wohl gehen".

Schwalbenkönig Rooney: "Engländer machen keine Schwalben, vielleicht sind wir zu ehrlich", verkündete England-Kapitän John Terry im September. Nein, mit der "ausländischen Mentalität" bei der kleinsten Berührung hinzufallen, wolle man nichts zu tun haben. Das sieht auch Wayne Rooney so. "Ich würde niemals ein Schwalbe machen", sagte der United-Stürmer im Oktober 2006. "Ich bin ein ehrlicher Spieler, ich mag keine Schwalben. Die braucht es nicht im Fußball." Richtig so, Wazza. Weil Rooney a) ein Engländer b) so ehrlich und c) ein Schwalben-Hasser ist, tauchte er beim 0:1 gegen Aston Villa fünf Meter vom Gegner entfernt natürlich auch nicht enthusiastisch ab wie einst der junge Jacques Costeau und sah auch nicht die gelbe Karte dafür. Oh nein, das kann ja gar nicht sein. Den Vorfall müssen die 70 000 Zuschauer im Old Trafford und Millionen an den Fernsehern wohl geträumt haben, denn am Montag fand sich fast kein Wort darüber in den englischen Zeitungen. Merkwürdig....

Ferguson will Nachspielzeit revolutionieren: Von Alex Ferguson war zu Rooneys Bauchplatscher auch nichts zu hören, der Schotte machte nach der Niederlage zur Ablenkung lieber ein ganz neues Fass auf. Sir Alex findet es, ähem, nicht mehr zeitgemäß, dass Schiedsrichter die Nachspielzeit festlegen. "Man sollte den Unparteiischen die Kontrolle über die Spielzeit entziehen", sagte Ferguson.  "Wir haben fast 2010. Es sollte eine Veränderung geben." Was war passiert? Schiri Martin Atkinson hatte drei Minuten nachspielen lassen. Nicht genug, meinte Sir Alex. "Die zwei Unterbrechungen haben zwei Minuten und zwanzig Sekunden gedauert, und dazu kamen noch die Auswechslungen. Das ist enttäuschend. Lächerlich, wirklich." Vielleicht sollte die FA gleich einen Schritt weitergehen, die Regeln noch radikaler verändern und die feste Spielzeit ganz abschaffen. Im Old Trafford könnte in Zukunft einfach so lange gespielt werden, bis United den Ausgleich oder Siegtreffer erzielt. Das wäre nur fair.

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