Moggi: "Ich bin auch von hinten hübsch"

Von SPOX
Luciano Moggi war schon während seiner Juve-Zeit immer für einen verbalen Ausrutscher gut
© Getty

Die Manipulations-Skandalnudel hat jetzt eine eigene TV-Show. Ein Strandball sorgt für Schadenfreude bei Liverpools Feinden. Während die Fans von Atletico Madrid endgültig die Schnauze voll haben, lassen die Urgesteine vom anderen Ende der Stadt die Korken knallen.

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Serie A

von Oliver Birkner

Stehauf-Männchen Moggi: Er ist einfach nicht kleinzukriegen. Luciano Moggi, Drahtzieher im Manipulationsskandal 2006, startete am Wochenende seine neue Karriere als TV-Experte. In einem Lokalsender der Region Lazio hielt er dabei wie gewohnt minutenlange Monologe, wobei ihm die Kamera meist über die Schulter blickte. "Ich bin auch von hinten hübsch", kommentierte der jahrelange Calcio-Pate. Darüber lässt sich streiten, wie über einige seiner jüngsten Rundumschläge: "In dieser Saison haben die Referees mehr Fehler begangen, als in meinen gesamten letzten vier Amtsjahren. Als Juventus mich davonjagte, hat es Selbstmord begangen. Die heutige Juve-Klubleitung versteht wenig vom Fußball - abgesehen von Sportdirektor Secco." Natürlich, denn der wurde ja unlängst dabei erwischt, wie er sich beim gesperrten Moggi Ratschläge abholte. Am 27. Oktober will Moggi übrigens bei der Juventus-Aktionärsversammlung auflaufen: "Ich besitze Juve-Aktien, und damit das Recht auf Anwesenheit. Vor allem will ich den Vorstand fragen, warum er sich gegen Calciopoli nicht zur Wehr setzte." Weil Mitarbeiter wie er selbst Sport- und Strafgesetze ignorierten, wäre eine mögliche Antwort.

Tore schießen statt Gassi gehen: Nach fast 15 Jahren Profifußball, u.a. Milan und Torino, blieb Diego De Ascentis zuletzt ohne Anstellung. "Er hatte nichts zu tun, außer im Park mit dem Hund spazieren zu gehen. Außerdem ist er ein netter Kerl und hat viele interessante Tätowierungen, deshalb habe ich Diego einen Vertrag angeboten", begründete Atalanta-Coach Antonio Conte die jüngste Verpflichtung des 33-Jährigen. Ein kluger Schachzug, denn De Ascentis sicherte gleich im ersten Spiel mit seinem Tor Atalantas 3:1-Erfolg bei Udine. Für Bergamo der erste Saisonsieg, für De Ascentis der erste Serie-A-Treffer nach fast vier Jahren. Um die Bedürfnisse des Hundes muss sich nun erst einmal jemand anders kümmern.

Ein Tag ohne Folgen: Einen richtig guten Tag hatte Referee Orsato beim Duell zwischen Lazio und Sampdoria erwischt. Eine Kamikaze-Einlage im Strafraum von Lazio-Keeper Muslera, die Stürmer Pazzini die Nase zertrümmerte, bewertete der Schiedsrichter mit Abstoß (87.). Drei Minuten später rannte der unbeholfene Diakite im eigenen Sechzehner wie ein ICE Sampdorias Ziegler über den Haufen - es wurde ebenfalls ohne Sanktion weitergespielt. Die Partie endete 1:1, Sampdorias Wutschnauben konnte man, gelinde gesagt, nachvollziehen.

Premier League

von Raphael Honigstein

Papierkugel lässt grüßen: Darren Bents Strandball-Tor zum 1:0-Sieg gegen Liverpool beherrscht natürlich noch immer die Diskussionen auf der Insel. Am Sonntagabend lehnte die Premier League ein Wiederholungsspiel ab, obwohl der Treffer der Gastgeber offensichtlich irregulär war: Mike Jones hätte auf Schiedsrichterball erkennen müssen, als Bents Schuss den roten Plastikball im Strafraum traf. Weder Rafael Benitez ("Solche Sachen passieren im Fußbal") noch Steve Bruce ("Glück gehabt") kannten diese Regel. Ob der HSV davon wusste, als in der vergangenen Saison die ominöse Papierkugel im UEFA-Pokal-Halbfinale gegen Werder spielentscheidend eingriff?  Liverpool-Torwart Pepe Reina trifft jedenfalls keine Schuld. Er hatte das unerwünschte Objekt vor dem Angriff der Gastgeber säuberlich im eigenen Tornetz deponiert. Doch der Wind im Stadium of Light (oder ein Geist) blies den Ball zur Unzeit zurück in den Strafraum. Der Reds-Supporter, der das Ding aufs Spielfeld bugsiert hatte, wurde in den Bildern der "BBC" später übrigens "zur eigenen Sicherheit" unkenntlich gemacht. Dumm gelaufen, aber von Risiken und Nebenwirkungen stand ja auch gar nichts auf  Liverpool-Webseite, wo man genau jenen Plastikball zusammen mit einem Handtuch als "Beachset" für zehn Pfund kaufen kann. Everton-Fans haben dort sofort schadenfrohe Kommentare ("ein Muss fürs nächste Derby") hinterlassen.

Huth tut nicht gut: Auf diese Zeile haben die englischen Zeitungsmacher lange gewartet. "Huth hurts" schrieb unter anderem der "Sunday Mirror" nach Stoke Citys 2:1-Sieg gegen West Ham United. Ein Wortspiel: Huth wird auf der Insel "Hoof" ausgesprochen, das reimt sich mit truth, der Wahrheit. Und die tut bekanntlich weh, wenn auch nicht so so sehr wie ein gezielter Faustschlag an den Kopf. Huth, der deutsche Ex-Nationalspieler, haute Gegenspieler Matthew Upson vor einer Ecke einen vor den Latz, der Schiedsrichter sah... nichts. Upson, der schon nach einem Zusammenprall in der ersten Hälfte einen Cut über dem Auge trug, blutete ein zweites Mal. Aber: "the truth will out", sagt man in Großbritannien, die Wahrheit kommt immer raus; der Videobeweis wird den 25-Jährigen Abwehrhünen überführen. Ihn erwartet eine dreiwöchige Sperre. Dann können die Zeitungen "Huth will be out" schreiben.

Wenigstens etwas zu lachen: Birmingham City-Fans träumen nach der Übernahme ihres Klubs durch den chinesischen Milliardär Carson Yeung von einer goldenen Zukunft. In der Gegenwart steht erstmals Abstiegskampf an: City ist nach der 1:3-Niederlage beim FC Arsenal Siebzehnter. Aston Villas 2:1-Erfolg gegen Chelsea komplettierte  aus Sicht der City-Supporters ein miserables Wochenende. Immerhin konnten die Blues ein einziges Mal lachen: Villa-Trainer Martin O'Neill flog nach einem unabsichtlichen Zusammenprall mit Nicolas Anelka einen Meter in die Luft und schlug sich dabei den Ellbogen auf. Das sah lustig aus.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Atleticos 29-Minuten-Albtraum: Keine halbe Stunde benötigte CA Osasuna, um Atletico Madrid in seine Einzelteile zu zerlegen. Walter Pandiani (4., /25.) und Carlos Reina Aranda (29.) erzielten die frühen Tore für Osasuna. Damit war die Partie entschieden. Die Sportzeitung "AS" schrieb: "Pandiani machte Atletico lächerlich." Atletico-Coach Abel Resino haderte mit dem Schicksal: "Was soll ich machen? Der Fußball ist manchmal ungerecht. Wir haben viele Torchancen herausgespielt, aber Ricardo hat sensationell gehalten. Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiter zu arbeiten, unsere Fehler abzustellen und zu hoffen, dass das Glück zu uns zurückkehrt." Die Fans der Rojiblancos haben allmählich die Schnauze voll. Bei der Ankunft der Mannschaft am Flughafen von Madrid beschimpften aufgebrachte Anhänger Mannschaft und Trainer. Atleticos Vizepräsident Lazaro Albarracin, hält aber nach wie vor zu Resino: "Wir werden den Trainer jetzt nicht feuern. Wir spielen jetzt gegen den FC Chelsea. Ich habe keine Lust mehr, ständig über den Trainer reden zu müssen. Er hat unser Vertrauen, genauso wie die Spieler." Atletico hat erst eins von sieben Liga-Spielen gewonnen und in der Champions League in zwei Spielen noch kein Tor geschossen.

Klammes Deportivo ganz groß: La Coruna war lange Zeit eine große Nummer in Spanien und Dauergast in der Champions League. In den letzten Jahren verlor Depor peu a peu seinen Schrecken. Die besten Spieler mussten stets verkauft werden. In dieser Saison läuft es wieder. Das 1:0 gegen den FC Sevilla war der vierte Sieg in Folge ohne Gegentor. Doch Sportdirektor Ricardo Moar schränkt im Gespräch mit SPOX ein: "So gut sind wir nicht. Wenn wir am Ende der Saison Neunter sind, haben wir alle einen guten Job gemacht. Wir können nicht mit Real, Barca, Sevilla, Valencia oder Atletico mithalten. Aber eins können wir: ehrlichen Fußball spielen." Sevilla wurde mit einfachen Mitteln der Garaus gemacht. "Wir waren giftig und sehr gut organisiert. Wir haben Sevillas Offensive die Lust genommen", sagte Moar.

Party, Party, Real Madrid: Die Königlichen kommen aus dem feiern dieser Tage nicht mehr heraus. Beim 4:2-Sieg gegen Real Valladolid erzielte Kapitän Raul im 711. Pflichtspiel für Real seine Ligatore 225 und 226. Damit fehlt Raul nur noch ein Treffer, um die lebende Legende Alfredo di Stefano einzuholen. Hugo Sanchez (234) und Telmo Zarra (251) dürfte sich Raul auch noch krallen, hat der 32-Jährige doch erneut verkündet, seine Karriere bei Real beenden zu wollen. "Solange ich auf einem hohen Niveau spielen kann, möchte ich bei Real bleiben", so Raul. Zwei, drei gute Jahre sind ihm noch zuzutrauen. Grund zu feiern hat auch Torhüter Iker Casillas. Am kommenden Mittwoch steht der 28-Jährige zum 100. Mal in der Champions League zwischen den Pfosten von Real Madrid. Zum Jubiläum kommen illustre Gäste: die Rossoneri vom AC Milan. "Einen besseren Gegner hätte ich mir nicht wünschen können", sagte Casillas, der in dieser Saison nur ein Ziel hat: das CL-Finale im eigenen Stadion.

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