Der Capitano schnappt sich Batigol

Von SPOX
Francesco Totti (l.) traf für die Roma doppelt, dann musste er verletzt raus
© Getty

In Rom trifft der Capitano doppelt, muss dann aber verletzt raus und Leonardo versagen bei Milan die Stimmbänder. Manchester hat ein Torwartproblem und Portsmouth den ärmsten Scheich der Welt. In Madrid wird Cristiano Ronaldo zum Betrug aufgefordert.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Ronaldinho beendet Milan-Flaute: Es war erneut eine kleine Tortur, den Bemühungen des AC Mailand zuzuschauen. Selbst der Abo-Optimist Silvio Berlusconi nannte die Auftritte seines Teams jüngst ein "Desaster". Immerhin sorgte Ronaldinho mit seinem ersten Saisontor für ein 1:1 in Bergamo und beendete die Torflaute des AC von stolzen 368 Minuten. An den statischen Anstrengungen der Mailänder während der rund einstündigen Überzahl hatte Coach Leonardo dermaßen viel auszusetzen, dass die Stimmbänder nach der Partie streikten. So musste er wenigstens nicht Rede und Antwort stehen, um den schlechtesten Saisonstart seit neun Jahren zu erklären. Überhaupt wies Milan in den vergangenen 30 Jahren nach sieben Spieltagen nur zwei Mal eine schlechtere Bilanz auf. Indes kündigte David Beckham seine Rückkehr für Januar an - es ist legitim anzuzweifeln, dass der Engländer mehr Leben in die müde Bude bringt.

Totti schnappt Batigol: Mit zwei Treffern schoss Francesco Totti die Roma nicht nur zum 2:1-Sieg über Napoli, er erreichte damit auch Gabriel Batistuta auf Platz acht der ewigen Torjägerliste der Serie A (184 Treffer). Später musste der "Capitano" dann wegen Knieproblemen ausgetauscht und untersucht werden. Die stets aparte Moderatorin Ilaria D'Amico vom Sender "Sky" zeigte sich ziemlich besorgt und warnte: "Macht das ja ordentlich, denn Totti gehört zum Weltkulturerbe!" Für die meisten Römer kann er im Vergleich zum Kolosseum oder dem Petersdom in der Tat locker mithalten.

Mourinho macht den Air Jordan: Inter-Patron Massimo Moratti wunderte sich ein wenig, wie Jose Mourinho den späten 2:1-Siegtreffer von Wesley Sneijder gegen Udinese (93. Minute) feierte. Mit herausgestreckter Zunge a la Michael Jordan rannte er über den Rasen, als hätte der Portugiese höchstpersönlich getroffen. "Das war wirklich sehr, sehr bizarr", sagte Moratti. "Aber solange er gewinnt, kann er jubeln wie er will." Mit dem Gewinnen ist das in der Champions League aber so eine Sache - das jüngste 1:1 bei Rubin Kazan bedeutete den Klub-Negativrekord von sieben sieglosen Partien in der Königsklasse in Folge. "Wenn ich die Zeitungen in Italien lese, scheinen es nicht sieben, sondern 70 zu sein", wehrte sich Mourinho. "Unsere Unentschieden sind stets Katastrophen, die der anderen Meisterwerke. Italien vergisst gerne, was ich schon alles geleistet habe, nur weil ich einen ausländischen Pass besitze. Vielleicht sollte ich mir demnächst einen italienischen kaufen." Da könnte er mal bei Alvaro Recoba nachfragen - für den Uruguayer hatte Inter vor Jahren per fingierten europäischen Verwandten einen italienischen Pass erschlichen.

Premier League

von Raphael Honigstein

Foster macht den James: Nationaltorwart Ben Foster bot gegen den FC Sunderland mal wieder eine, ähem, amtstypische Leistung. Vor den Augen von Fabio Capello - der ihn am Tag danach prompt aus dem Kader warf - griff der United-Torwart desöfteren daneben. Für Alex Ferguson lag die Schuld an dem (glücklichen) 2:2 natürlich aber ganz woanders: Schiedsrichter Alan Wiley hätte in der Schlussphase nicht genügend Zeit nachspielen lassen. Wiley, das nur nebenbei, war übrigens der vierte Offzielle beim 4:3 gegen Man City, als United in der vierten Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielte. Das war Sir Alex aber Wurscht, er griff den armen Unparteiischen unter, beziehungsweise über der Gürtellinie an. "Nach unserem zweiten Tor musste er sich ausruhen. Er war einfach nicht fit genug für so ein Match", sagte Ferguson. "Es gibt ausländische Schiedsrichter, die sind fit wie Metzgers Hund. Er aber war nicht fit". Die Football Association hat schon ein Verfahren eingeleitet, die britische Fleischer-Innung noch nicht.

Al-Fahim ärmster Scheich der Welt: "Immerhin hat Portsmouth jetzt drei Punkte auf dem Konto, wenn sie schon sonst nichts haben", schrieb der "Guardian" nach Portsmouths 1:0 gegen Wolverhampton, dem erstem Sieg nach sieben Niederlagen in Folge. Der Südküsten-Klub kann immer noch nicht die Gehälter der Spieler bezahlen, weil der neue Eigentümer Sulaiman Al-Fahim sich leider als ärmster Scheich der Welt entpuppt. Der 32-jährige Immobilien-Unternehmer aus den Emiraten muss nach 42 Tagen als Pompey-Eigentümer sofort wieder verkaufen, am liebsten an zwei Brüder aus Saudi Arabien. Bei aller Schadenfreude ist es ehrlich furchtbar, was mit dem stolzen Traditionsklub gerade passiert.

Liverpool - was 2005 wirklich geschah: Wer schon immer wissen wollte, was in der Halbzeitpause im Champions-League-Finale von Istanbul 2005 beim Stand von 0:3 wirklich in der Liverpooler-Kabine passierte, kann es jetzt endlich sehen. "15 Minutes That Shook The World" ist ein sensationell lustiger Kurzfilm, in dem (ein falscher) Rafael Benitez eine bewegende Ansprache zur Melodie von "My Way" hält. Steven Gerrard, Jamie Carragher und Didi Hamann spielen sich selbst. Ein Muss, das Ganze, allein schon für die Zeile "What is Hamann? What has he got? He drinks, he smokes, he uses pot".

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Ronaldo soll mehr besch***en: Während seiner Jahre in England hat er gelernt, körperliche Schmerzen und Tritte ins Geläuf einfach wegzulächeln. Schließlich sind "diver" und "whiner" in der Premier League das Allerletzte. In Spanien sind die Geschmäcker offenbar anders und so scheint man Cristiano Ronaldo dort seine stahlharte Männlichkeit übel zu nehmen. So soll er von seinen Teamkollegen dazu aufgefordert worden sein, sich öfter fallen zu lassen und mehr Freistöße, Elfmeter und Karten für den Gegner zu schinden. Die Begründung: Die Stars vom FC Barcelona würden es ja genauso machen. Die gingen bei der leichtesten Berührung zu Boden, als hätte man sie niedergeschossen, behaupten die Real-Spieler und beziehen sich dabei laut "Marca" vor allem auf die Herren Messi und Alves. Wie gesagt, CR hat sich in England ein dickes Fell zugelegt. Hoffentlich hat er für das unmoralische Ansinnen seiner Kollegen auch nur ein müdes Lächeln übrig.

Bilbaos Bürschlein: Er ist die personifizierte Harmlosigkeit. 167 Zentimeter hoch, 58 Kilo schwer und noch keine 17 Jahre alt. Ein Bübchen eben. Doch am frühen Sonntagabend schrieb er Geschichte. Eine Freistoß-Flanke von rechts ins Getümmel, der Ball fällt ihm vor die Füße, nicht lang gefackelt, mit rechts drauf, drin! Vollkommen egal, dass er den Ball gar nicht sauber traf und Keeper Jacobo das Ding hätte halten können. Iker Muniain macht mit 16 Jahren, neun Monaten und 15 Tagen sein erstes Tor in der Primera Division. Das Bürschlein von Athletic Bilbao ist damit der jüngste Torschütze in der Geschichte der Liga und sein Team um einen Punkt reicher. Sein Treffer in der 77. Minute, 14 Minuten nach seiner Einwechslung, bedeutete den 2:2-Endstand bei Real Valladolid.

Ewerthon trifft, Babic nicht: Neben dem Premierentor des kleinen Iker aus Bilbao gab es noch weitere Erstlingswerke am 6. Spieltag zu bestaunen. Xerez beispielsweise gelang das erste Saisontor (Bilanz: 1:12). Emiliano Armenteros war der glückliche Schütze. Gegen Malaga reichte es dennoch nicht zum Sieg, weil Victor Obinna kurz vor Schluss den Ausgleich erzielte. Der Ex-Dortmunder und Ex-Stuttgarter Ewerthon markierte seinen ersten Saisontreffer für Real Saragossa. Nützte aber nichts, denn das Spiel endete 2:1 für Atletico Madrid. Versteht sich, dass es der erste Saisonsieg für die Hauptstädter war. Der hing allerdings am seidenen Faden, scheiterte doch der Ex-Leverkusener und Ex-Herthaner Marko Babic im gleichen Spiel vom Elfmeterpunkt am erst 18-jährigen Atletico-Schlussmann David de Gea.

Mehr zum internationalen Fußball