Wenger: "ManUnited spielt Anti-Fußball"

Von SPOX
Fouls, die Arsene Wenger zur Weißglut trieben: Patrice Evra (l.) an Bacary Sagna
© Imago

Der Arsenal-Coach regt sich über die Red Devils auf. In Italien feiern die Zeitungen "König Diego" und der AC mutiert zum Adiletten-Klub. Derweil fordert in Spanien ein Weltmeister Cristiano Ronaldo heraus.

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Diego Superstar: Die italienische Presse muss vorsichtig sein, dass ihr in puncto Diego nicht sehr bald die Superlativen ausgehen. Doch nach den zwei Treffern des Ex-Bremers beim 3:1-Sieg von Juventus beim AS Rom ist der Enthusiasmus durchaus nachzuvollziehen. Während die rund 10.000 Juventini im Olimpico unaufhörlich "Ole ole ole ole, Diego, Diegooooo" skandierten, feierten die Gazetten den Brasilianer später als "König Diego", "Diegol", "Fenomeno", "den stärksten Spieler, den Juve seit Jahren gesehen hat", "Dieghissimo - danke, dass du dich für Italien entschieden hast!" Der Treffer des 24-Jährigen zum 1:0 - begünstigt durch Cassettis Schulbuben-Stockfehler - nach einem Solo über 40 Meter und einem Abschluss per rechtem Außenrist erinnerte gar ein wenig an den famosen argentinischen Namensvettern. Nach 180 Liga-Minuten, rasantem Einsatz in der Defensive, zwei Treffern und einem Assist überraschte Diego sogar den eigenen Verein: "Wir wussten, dass er stark ist. Aber so gut hätte ich ihn mir nicht vorgestellt", sagte Trainer Ciro Ferrara. Bleibt nur noch die bescheidene Forderung von Fabio Cannavaro: "Für den Scudetto muss Diego alle restlichen Partien so genial spielen." Sprich: noch schlappe 36 Mal.

Zieh die Badeschlappen aus: Passend zur erschreckenden Phlegmatik im Derby stellte Milan beim 0:4 gegen Inter während des ersten Spielertausches einen Geschwindigkeitsrekord auf - einen negativen, wohlgemerkt. Als Kapitän Gennaro Gattuso wegen Knöchelproblemen seine Auswechslung forderte, benötigte Ersatz Clarence Seedorf zur Einsatzbereitschaft stolze vier Minuten. Der Grund: Er lümmelte ohne Trikot und in Badeschlappen auf der Bank herum. War ja schließlich auch wirklich ein schwüler Samstagabend in San Siro. Immerhin reichten die 240 Wartesekunden für den humpelnden Gattuso, einen Elfmeter zu verursachen und nach einem naiven Foul im Mittelfeld mit Gelb-Rot vom Platz zu fliegen (39.). Die Bank verfluchend verschwand "Pitbull" Gattuso in den Katakomben und Seedorf durfte sich bis zum Einsatz in Hälfte zwei zumindest wieder die "Adiletten" anziehen.

 

Premier League

von Raphael Honigstein

Der Anti-Fußballer: Arsene Wenger bekam am Sonntag von Schiedsrichterobmann Keith Hackett eine Entschuldigung für den Flaschenkick-Feldverweis in der letzten Minute, aber das war kein Trost für den Franzosen. Nach dem aus Arsenal-Sicht selten dämlichen 1:2 gegen Manchester United bezichtigte er den Gegner des "Anti-Fußballs": United hätte mit vielen taktischen Fouls das Spiel systematisch unterbunden. "Ein Spieler macht 20 Fouls und bekommt keine gelbe Karte", sage Wenger, ohne den Namen des Beschuldigten zu nennen. Gemeint war, das wussten alle, der brave Ballapportierer Darren Fletcher. Alex Ferguson hatte seinen schottischen Landsmann wie aus Hohn zum "Man of the Match" erklärt. Das sagte, wenn man ehrlich ist, wirklich mehr über Uniteds Match aus als über den Mann.

Möllers Erben: Die leidige Eduardo-Debatte will sich unterdessen nicht beruhigen. "Schwalben sind das größte Problem im Fußball heutzutage", sagte Everton-Trainer David Moyes. Als "ein Krebsgeschwür, das bekämpft werden muss", bezeichnete Talksport-Moderator Adrian Durham den gekonnten Fall im Strafraum. Das Thema macht die Engländer kirre, aber es gibt auch vernünftige Stimmen. "Eduardo wird mit mehr Schmähungen überhäuft als Martin Taylor, der vor 18 Monaten sein Bein in Stücke gebrochen hat", schreibt Patrick Barclay in der "Times", "die Reaktionen stehen in keinem Verhältnis zu den menschlichen Werten." Und Des Kelly gibt in der "Daily Mail" zu bedenken, dass um englische Schwalbenkönige selten viel Wirbel gemacht wird. "Rooney, Owen, Steven Gerrard... immer wenn ein Engländer zu Boden geht, ist er 'clever' oder 'sucht den Freistoß'. Von 'Betrug' ist nur die Rede, wenn es die andere Mannschaft betrifft." Die Argentinier (WM 98) können davon ein schönes Lied singen.

Sturz nach oben: Was haben Chelsea, Spurs und Man City gemeinsam? Die drei Klubs stehen nach vier Spielen mit maximalen Punkten an der Tabellenspitze (City ist genau genommen nur Vierter hinter United, hat aber auch nur drei Partien gespielt). Die gute Form der Blues stimmt Carlo Ancelotti zuversichtlich, allerdings hat man noch kein anderes Topteam getroffen. Den City-Kickern wurde vor der Saison eine Söldnermentalität und mangelnder Charakter unterstellt, aber so schlecht kann der Charakter gar nicht sein, dass man mit dieser Truppe keine Tore schießt. Mark Hughes hat diesen Sommer vieles richtig gemacht. Dass Tottenham so weit vorne sein würde, ist dagegen eine echte Überraschung. Aber keine Sorge, mit dem Transferspezialisten Harry Redknapp auf der Bank wird sich die Lage bald wieder beruhigen. Der 62-Jährige hat dem Vernehmen nach kurz vor Schluss der Wechselperiode acht Millionen für Niko Kranjcar und David James von Portsmouth geboten. Bald hat er seine komplette alte Pompey-Mannschaft wieder beisammen und kann zurück in seine Komfortzone zwischen Platz 4 und 7.

 

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Bolt besser als Ronaldo? Bei Real Madrid ist das Spektakel zurückgekehrt. Neben der teuersten Mannschaft aller Zeiten um Cristiano Ronaldo und Kaka kam auch der schnellste Mann aller Zeiten zum Saisonauftakt ins Estadio Santiago Bernabeu. Usain Bolt führte den Anstoß aus, machte seine mittlerweile charakteristische Geste und sah dann seinem Freund Ronaldo beim Kicken zu. Und auch da gab es das Real typische Spektakel. Vorne erspielten sich die Königlichen eine Reihe von Chancen und hinten luden sie den Gegner zum Tore schießen ein. Dass es am Ende doch zum 3:2 gegen Deportivo La Coruna reichte, lag ausgerechnet am Mittelfeldarbeiter Lassana Diarra, der den Siegtreffer erzielte. "Dies ist noch keine Mannschaft. Und vielleicht wird sie auch nie eine werden", schrieb "El Pais". Für Bolt gab es da Wichtigeres zu berichten: "Ich muss zugeben, Cristiano ist wirklich sehr schnell, trotzdem würde ich ihn in einem Lauf mit oder ohne Ball schlagen. Ich glaube, mit dem Ball am Fuß, kann ich die 100 Meter unter zehn Sekunden laufen." Da könnte Florentino Perez noch mal hellhörig geworden sein.

Die Bank muss dran glauben: Da hat sich Atletico Madrid im Vertrauen auf die starke Offensive im Sommer auf dem Transfermarkt bescheiden gezeigt und die wichtigsten Transfers mit dem erfahrenen Innenverteidiger Juanito und Torwarttalent Sergio Asenjo in der Defensive getätigt und dann so was. In Malaga setzte es gleich eine 0:3-Niederlage. "Das war das schlechteste Spiel seit dem Trainingsauftakt", schimpfte Trainer Abel Resino, der wegen Schiedsrichterbeleidigung bereits in der ersten Hälfte auf die Tribüne musste. Schiedsrichter Cesar Muniz Fernandez wollte nach dem Spiel nicht wiederholen, was ihm Resino mitgeteilt hatte und sagte nur: "Er hat mich auf liederliche Weise beschimpft, wild mit den Armen gefuchtelt und die Trainerbank malträtiert."

Spitze in Madrid: Der erste Tabellenführer der jungen Saison kommt aus Madrid, heißt aber nicht Real oder Atletico, sondern FC Getafe. Die Madrider Vorstädter gewannen bei Racing 4:1. Damit bescherte Getafe der Real-Legende Michel einen Traumeinstand auf der Trainerbank. Besonders bedanken konnte sich der neue Coach bei Roberto Soldado, der gleich dreimal traf und ebenfalls ein Zögling der Real-Jugendakademie ist. Also hatte Real immerhin einen kleinen Anteil am Erfolg. Dabei verzichtete Michel bei seinem Debüt überraschend auf Kapitän Casquero. "Das hat nur sportlich Gründe", sagte Michel. "Casquero hat genügend Einsatz, um irgendwann wieder zu spielen. Aber die anderen Spieler sind nicht nur dazu da, ihm zu applaudieren."

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