Willkommen im Alptraum zweite Liga

Von Stefan Maurer
Die Newcastle-Bank um Coach Alan Shearer nach dem Abpfiff gegen Villa - der Abstieg stand fest
© Getty

Was haben Newcastle United, der FC Middlesbrough, Betis Sevilla und der FC Nantes gemeinsam? Richtig, alle vier sind Traditionsvereine - und alle vier spielen in der kommenden Saison in der zweiten Liga ihres Landes. SPOX stellt sie vor, die besten Absteiger aller Zeiten.

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Newcastle United

Die Negativ-Überraschung der vergangenen Premier-League-Saison war zweifelsohne Newcastle United. Die Magpies stiegen trotz einer Truppe ab, die mit Stars wie Owen,  Martins, Geremi,  Duff und Gutierrez nur so gespickt war.

Das ging schief: Newcastle-Legende und Trainer Kevin Keegan kündigte im September, nach monatelangen Streitereien mit Besitzer Mike Ashley und Sportdirektor Dennis Wise, seinen Vertrag. Die Toon Army, die Fans der Geordies, ging auf die Barrikaden und Ashley wurde zur persona non grata erklärt, woraufhin dieser den Verein zum Verkauf stellte.

Keegans Nachfolger Chris Hughton, der im taktischen Bereich völlig planlos agierte, wurde nach nur einem Monat durch Joe Kinnear ersetzt. Doch auch diese Maßnahme blieb ohne Erfolg.

Am 30. Spieltag zog der Verein dann die Notbremse und unternahm einen neuen Versuch mit Alan Shearer als Trainer. Unter dem besten Newcastle-Torschützen aller Zeiten gelangen nur fünf Punkte aus den letzten acht Spielen - Rang 18, Abstieg in die Championship!

Newcastles Saison lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Konzeptlos. Das gilt für das Gekicke auf dem Platz und das Theater daneben.

Wie es weitergeht: Wenn das einer wüsste, wäre dem Verein schon viel geholfen. Ashley ist noch immer der Besitzer und der Preis für den Verkauf inzwischen auf 100 Millionen Pfund gesunken. Ashley hat eine Deadline für Freitag gesetzt.

Ein Konsortium um Barry Moat, Logenbesitzer im St. James Park, steht in seriösen Verhandlungen. Eine Entscheidung wird bis spätestens Samstag erwartet. Kommt der Deal zustande, bleibt auch Alan Shearer als Trainer.

Das Team selbst musste die Abgänge von Stars wie Owen, Viduka, Gonzalez und Martins verkraften, aber Smith, Ameobi, Harper und Coloccini sind noch da. Unterm Strich ist das Team stark genug für den Wiederaufstieg.

FC Middlesbrough

Der zweite unerwartete Absteiger in England heißt FC Middlesbrough. Das Team von Gareth Southgate stand ab dem 22. Spieltag ununterbrochen auf einem Abstiegsplatz. Dennoch bestand bis zuletzt Hoffnung auf die Rettung.

Das ging schief: Die heimische Presse war schon vor Saisonbeginn nicht von der Qualität des Kaders überzeugt, obwohl so klangvolle Namen wie Tuncay, Downing, Alves,  Mido, Cattermole, Pogatetz und auch Huth im Team standen.

Die Hauptschuld am Abstieg liegt bei Coach Southgate. Ihm werden unter anderem eine verfehlte Einkaufspolitik, mangelnde Qualitäten bei der Teamführung, schlechte Personalentscheidungen und die Unfähigkeit, sich auf ein System in der Defensive festzulegen, vorgeworfen. Die Klubführung hielt an ihm fest.

Für die schwachen Leistungen seiner Stars Alves und Downing konnte der Coach nichts, wohl aber für das katastrophale Auftreten auf fremdem Platz: sagenhafte zwölf Niederlagen in Folge bedeuteten Klubrekord und waren auch ein Grund für den Abstieg.

Wie es weitergeht: Downing, Mido und Turnbull sind weg, doch die wichtigste Personalentscheidung des Sommers hat Aufsichtsratschef Steve Gibson schon getroffen: Southgate bleibt Trainer.

Das Management versucht indes, die Spieler aus der eigenen Jugendakademie mit erfahrenen Spieler zu ergänzen, die ein Spiel lesen und junge Spieler führen können. Dennoch: Selbst wenn dies gelingen sollte, steht Boro in der Championship vor einer schweren Saison.

Betis Sevilla

Auch in Spanien erwischte es ein Team völlig unerwartet, auch dieses war eigentlich zu stark für den Abstieg. Betis Sevilla - willkommen in der Segunda Division.

Das ging schief: Der ohnehin schon gut besetzte Kader wurde mit den Neuen Ricardo Olivera, Mehmet Aurelio, Emana, Gonzalez und Garcia verstärkt. Die Vereinsführung sprach vom besten Betis-Kader aller Zeiten.

Da lag auch das Problem. Die Feinabstimmung zwischen den Stars gelang weder dem ersten Trainer Paco Chaparro, noch seinem Nachfolger Josep Nogues.

So humpelte meist eine überaus talentierte, aber uninspirierte und heterogene Truppe über den Platz, der der letzte Biss fehlte, um die vielen knappen Niederlagen zu vermeiden. "Zu viele Künstler, zu wenige Arbeiter", lautete das Fazit.

Wie es weitergeht: Der große Ausverkauf konnte bisher verhindert werden. Von den Top-Stars hat einzig Ricardo Olivera den Verein verlassen.

Folglich bleibt das Grundproblem bestehen: aus den überragenden Einzelkönnern muss ein Team geformt werden. Gelingt dies, wird Betis die Segunda Division dominieren und der direkte Wiederaufstieg ist kein Problem.

FC Nantes

Auch in Frankreich traf es einen der traditionsreichsten Klubs in der vergangenen Saison. Der FC Nantes musste den Weg in die Ligue 2 antreten.

Das ging schief: Nantes hat sich in den vergangenen Jahren zur Fahrstuhl-Mannschaft entwickelt: So war nach dem Aufstieg 2007/08 klar, dass es nur darum gehen konnte, den Abstieg zu verhindern. Drei Trainer wurden im Laufe der Saison mit dieser Aufgabe betraut, doch keiner konnte große Erfolge erzielen.

Das Team kam in der gesamten Saison nicht über Platz 13 hinaus. Die Chance dem Abstieg zu entgehen, bot sich dennoch. Zehn Mal ging das Team zuhause in Führung, nur vier Mal sprang ein Sieg dabei heraus.

Ein klarer Hinweis auf die fehlende Erfahrung im Team, das nur wenige erfahrene Stützen vorzuweisen hatte und deshalb auch mit den Besonderheiten des Abstiegskampfs nicht zu Recht kam.

Wie es weitergeht: Auch hier wurde der wichtigste Posten schon besetzt. Gernot Rohr heißt der neue Trainer in Nantes. Der Kader wurde, auch aufgrund der finanziellen Situation, weiter verjüngt. Vier Spieler aus der eigenen zweiten Mannschaft oder der Jugend wurden befördert.

"Wir wissen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt. Die Mannschaft, die wir hier haben, wird es sehr schwer haben, den direkten Wiederaufstieg zu realisieren. Das kommt zu früh", sagte Rohr.

Drastischer formulierte Präsident Waldemar Kita den Zustand des Teams: "Wie soll ich mit diesen Kerlen den Wiederaufbau schaffen. Sie sind alle Verlierer."

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