Maradona und Cruyff in einem

Von Thomas Gaber
Wurde in Madrid nicht wirklich glücklich: Rafael Van der Vaart
© Getty

Rafael van der Vaart hat wohl keine Zukunft bei Real Madrid und ist angeblich für einen "Spottpreis" zu haben. Die Bundesliga sollte schnell handeln. 

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Sjaak Swart macht mittlerweile in Zigarren. Ein kleiner Laden in der Reinwardt Straat in Amsterdam, unweit des Hafens, dient zur Absicherung des Lebensabends der Legende von Ajax Amsterdam.

"Ein Milliarden-Geschäft mache ich mit meinen Havanas nicht, aber es reicht zum Leben", sagt Swart, der von 1956 bis 1973 für Ajax spielte, 170 Tore erzielte und drei Mal in Folge Landesmeistercup-Sieger wurde an der Seite von Johan Cruyff. Bei den Fans ist der heute 70-Jährige nur als Mr. Ajax bekannt. Die Stadt hat eine Brücke nach ihm benannt.

"Van der Vaart ist der Beste"

Wenn es um Fußball geht, ist Swart immer noch ein beliebter Gesprächspartner in Holland. Sein Wort hat Gewicht. Und Swart redet verdammt gerne über Fußball. Am liebsten über Spieler aus der Heimat.

"Die besten Fußballer kommen immer noch aus Holland. Früher hatten wir Cruyff, Krol oder Neeskens. Dann kamen Gullit, van Basten und Rijkaard. Jetzt haben wir Robben, Sneijder und van Nistelrooy. Aber der allerbeste ist van der Vaart", sagte Swart der Zeitung "Voetbal International".

Swart hat sich in van der Vaarts Spielweise verliebt und sich sogar einen Eintrag auf dessen Homepage gesichert. "Er erinnert mich an Bergkamp, Maradona und Cruyff." Sjaak Swart.

Kein Platz in Ramos' System

Eine explosive aber geniale Mischung. Doch in letzter Zeit gerieten die Zutaten etwas durcheinander. Im August 2008 wechselte van der Vaart für 13 Millionen Euro vom Hamburger SV zu Real Madrid und erfüllte sich damit einen Lebenstraum. Er begann brillant, verlor aber im Laufe der Saison sukzessive an Reputation. In 28 Spielen im königlichen Trikot erzielte Van der Vaart nur vier Tore.

Unter Bernd Schuster zählte der 26-Jährige zum erweiterten Stammkader. Schusters Nachfolger Juande Ramos findet kaum Verwendung für ihn. Van der Vaart passt als Mann hinter den Spitzen nicht in Ramos' System. Falsche Einkaufspolitik sei für van der Vaarts Reservistendasein verantwortlich, glaubt sein Entdecker.

"Reals Problem ist, dass sie zu viele Spieler gekauft haben, die auf derselben Position spielen. Wesley Sneijder ist wie Rafael beidfüßig und spielt auch am besten hinter den Spitzen. Er ist auch so ein Typ, der immer und überall Tore machen oder einen tollen Pass spielen kann. Da sind die Typen einfach zu ähnlich", sagte Ruud Kaiser im Gespräch mit SPOX.

Perez will Holländer loswerden

Glaubt man den für ihre Sensationsgier berüchtigten aber in der Regel gut informierten spanischen Sportgazetten, hat van der Vaart in Madrid keine Zukunft. Er habe es bis heute nicht geschafft, sich in den Klub zu integrieren und zudem in der Mannschaft keine Fürsprecher.

Die Zeitung "Marca" berichtet, dass der designierte Real-Präsident Florentino Perez den "holländischen Clan" loswerden will. Van der Vaart, Sneijder, Klaas Jan Huntelaar und Royston Drenthe sollen aussortiert werden. Arjen Robben spielt bis Saisonende auf Bewährung und Ruud van Nistelrooy darf nur bleiben, wenn er nach seiner schweren Knieverletzung (Knorpelschaden, Meniskus- und Kreuzbandanriss) wieder auf die Beine kommt.

100 Millionen Euro hat Perez für die Netherlands-Connection veranschlagt. Für Van der Vaart wären neun Millionen fällig. Im Prinzip ein Schnäppchen für einen Spieler seines Kalibers. Seine unterdurchschnittliche Saison hat seinem Stellenwert in Europa nicht geschadet. Die halbe Primera Division soll hinter Van der Vaart her sein, angeblich auch der FC Chelsea und Bayern München, was Manager Uli Hoeneß auf Nachfrage von SPOX allerdings dementierte.

Van der Vaart und van Bommel? Das passt

Ruud Kaiser könnte sich van der Vaart indes sehr gut bei den Bayern vorstellen: "Wenn er einen Van Bommel hinter sich hat, kann Rafael hinter den Spitzen frei aufspielen. Er könnte Freiräume schaffen und viele Tore machen. Also wenn er die Chance zu diesem Wechsel hat, soll er sie auf jeden Fall nutzen."

Sollte Wunschkandidat Louis van Gaal neuer Bayern-Trainer werden, wonach es derzeit trotz der Bedenken von Manager Uli Hoeneß aussieht, könnte die Personalie van der Vaart durchaus eine Rolle spielen beim FC Bayern. Van Gaal machte van der Vaart 2001 zum Nationalspieler. Der Spieler schätzt den Trainer "als einen der besten der Welt".

Van der Vaart wäre aber auch für andere Bundesligisten interessant. Werder Bremen könnte die Lücke von Diego schließen, sollte der Brasilianer den Verein verlassen - was sehr wahrscheinlich ist.

HSV-Trainer Martin Jol hatte schon im Winter Spekulationen über eine Rückholaktion angeheizt. Van der Vaarts Kontakt zum HSV ist nie abgerissen. Regelmäßig telefoniert er mit Landsmann Joris Mathijsen.

Sylvies Probleme im Madrider Verkehr

Im Moment denkt van der Vaart aber nicht an einen Vereinswechsel.

"Ich habe schwierige Monate hinter mir. Für Real Madrid zu spielen, ist aber immer noch das Größte für mich. Real wählt im Juni einen neuen Präsidenten. Wer weiß, vielleicht will der ja dann auch einen neuen Trainer, der auf mich setzt", sagte der 66-fache Internationale der Zeitung "Telegraaf".

Kaiser legt seinem ehemaligen Schützling allerdings einen Wechsel nahe: "Er hat ja gesagt, dass es nicht so problematisch ist, dass er nicht spielt und er geduldig weiter an sich arbeitet. Das glaube ich ihm nicht. In ihm lodert ein Feuer. Er muss spielen."

Am Veto von Rafaels Ehefrau Sylvie würde ein Abschied aus Madrid wohl nicht scheitern. Der Schweizer Zeitung "Blick" verriet sie: "Der Verkehr auf Madrids Straßen macht mir zu schaffen. Ich lasse mein Auto meistens in der Garage stehen und bestelle mir lieber ein Taxi. Zumal ich sowieso ziemlich schlecht im Einparken bin."

Hier geht's zum Steckbrief von Rafael van der Vaart