"Bin es leid, in Mailand verarscht zu werden"

Von SPOX
Alle Weißen hassen den Gelben: Der AS Rom fühlte sich von Schiri Rizzoli in Mailand verschaukelt.
© Imago

Der Schiri klaut dem AS Rom den Scudetto. Silvio Berlusconi wird endlich vernünftig. Alberne Spieler-wechsel-dich-Spielchen in England und Spanien. Dazu die Widergeburt von Vaclav Sverkos und die Renaissance von "Boring, Boring ArseNIL".

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Dies und mehr wie immer montags in den Blitzlichtern aus Europa - zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Roma wittert Verschwörung: Am Ende des besten Spiels der laufenden Serie-A-Saison sprach Italien nicht über das fantastische Spektakel, das Inter und die Roma beim 3:3 geliefert hatten. Das ist auf der Halbinsel so Tradition. Vielmehr drehte sich die Diskussion allein um den Mailänder Elfmeter, mit dem Inter auf 2:3 verkürzt hatte. Dem Strafstoßgeschenk (Schwalbe von Balotelli) folgten wütende Tiraden der Römer, wie von Trainer Luciano Spalletti: "In meiner Region sagt man: Wo ein Schlitzohr ist, da gibt es auch einen Blödmann", und spielte damit auf Referee Rizzoli an. "Ich bin es leid, hier in Mailand ständig verarscht zu werden." Daniele De Rossi wurde ebenso deutlich: "Wenn Rizzoli zu unseren besten gehört, na dann gute Nacht, Serie A!" so der gebürtige Römer. "Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit der Roma Meister zu werden - aber das kann ich mir abschminken." Inter hat seit längerem Interesse an De Rossi - dort könnte es mit dem Scudetto wohl eher klappen.

Grüße nach Tonga: Manchmal kann die TV-Konferenz durchaus Improvisationswitz der Kommentatoren bieten. So geschehen am Sonntag beim Bezahlsender "Sky". Bei Catanias Treffer zum 3:0 durch Mascara aus 50 (!) Metern dröhnte es aus dem TV: "Was für ein Tor! Das wird die ganze Welt in dieser Woche sehen, das werden sogar die Leute in Tonga sehen!" Dann ging die Schalte zu Siena gegen Genua (0:0), dessen Kommentator trocken einstieg: "Ich hoffe aber inständig, dass die Leute in Tonga nicht diesen Langeweiler hier sehen werden. Das wäre gesundheitsschädlich."

Berlusconi wird weise: Seit Milan-Patron Silvio Berlusconi sich intensiver um Politik als um seinen AC kümmert, sind auch dessen Fußball-Urteile diplomatischer geworden. Den erneuten Rückschlag beim 1:2 in Genua kommentierte er: "Schade, schade, aber keine Tragödie." In anderen Zeiten riss er sich selbst nach einem Remis die Haare aus (um sie dann wieder einflechten zu lassen). "Nebenbei", fuhr er fort, "haben wir ja zuletzt fast alle Trophäen gewonnen." Mit diesem Kader kommt jedoch so schnell keine mehr dazu.

Premier League

von Raphael Honigstein

Kanoniere mit Platzpatronen: Während sich Liverpool mit der 0:2-Niederlage in Middlesbrough aus dem Titelrennen verabschiedete, verabschiedeten sich Arsene Wengers Kurzpasskünstler von sich selbst. Die Spielberichte von "Boring, Boring ArseNIL" (News of the World) lesen sich mittlerweile wie Huub-Stevens-Thriller: Überall steht die Null. Das 0:0 im Heimspiel gegen Fulham war schon das vierte torlose Unentschieden in Folge in der Liga. Zuletzt hatte das George Graham 1994 geschafft, der Mann wurde anschließend wegen Korruption entlassen. Wenger wird die Krise überleben, doch ihm droht ein viel schlimmeres Schicksal: die Teilnahme in der Europa League.

Wer den UEFA-Cup ehrt...I: Als wahrer "Pokal der Verlierer" (Franz Beckenbauer) entpuppte sich der UEFA-Cup auch für Aston Villa. Martin O'Neills Team hatte zum Rückspiel beim ZSKA Moskau eine B-Mannschaft geschickt, weil man sich ganz auf das Ligamatch gegen Stoke City - und die Champions-League-Qualifikation - konzentrieren wollte. Villa schied planmäßig in Russland aus, verspielte aber am Sonntag nach zwei Gegentoren in den letzten fünf Minuten einen 2:0-Vorsprung. Tja. Immerhin werden die 295 Fans, die umsonst nach Moskau mitgereist waren, vom Verein entschädigt. O'Neill hat sie zu einem Essen mit der Mannschaft eingeladen.

Wer den UEFA-Cup ehrt...II: Ein Gala-Dinner für die Anhängerschaft wird sich Harry Redknapp nicht leisten können. Zum Heimspiel gegen Schachtjor Donezk waren am vergangenen Donnerstag nämlich mehr als 30.000 Zuschauer gekommen. Sie mussten mitansehen, wie Tottenham sein Glück gegen die Ukrainer mit einer Reservemannschaft versuchte - sogar der Ex-Herthaner Gilberto durfte mitspielen. Es reichte erwartungsgemäß nur zu einem 1:1. Damit war man draußen. Alles Kalkül, sagte Redknapp, er wollte seine Elf für das Ligapokalfinale gegen Manchester United schonen. Das nützte bekanntlich auch nichts, macht aber theoretisch Sinn. Wer den in England eher gering geschätzten Pott gewinnt, darf ja nächstes Jahr...im UEFA-Cup (sorry: in der Europa League) spielen.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Kun junior schlägt Barca: Real-Star Guti outete sich am Wochenende als Atletico-Fan. Und seine neuen Lieblinge taten Guti tatsächlich einen Gefallen. Mit 4:3 schlugen die Rojiblancos den FC Barcelona. Barcas Vorsprung auf Real schrumpfte auf vier Punkte. Atletico-Star Sergio Kun Agüero erzielte in der 89. Minute den Siegtreffer. Schuld war ein kleiner Racker. "Mein Sohn war zum ersten Mal im Stadion und hat mir wohl Glück gebracht", sagte Diego Maradonas Schwiegersohn in spe.

Reals langer Atem: Wochenlang eilte Real Madrid von Sieg zu Sieg und kam nicht einen Millimeter ran an den FC Barcelona. Die Katalanen gewannen ebenfalls alle Spiele - bis zum 2:2 bei Real Betis Mitte Februar. Seitdem geht's bergab. Barca holte nur einen Punkt aus den letzten drei Spielen, Real deren neun. "Wir sind jetzt wieder in einer priviligierten Situation", sagte Real-Kapitän Raul. Und Barca-Star Xavi gab zu: "Wir befinden uns in einer Krise."

Zweite Chance: Am kommenden Mittwoch stehen sich Athletic Bilbao und der FC Sevilla im Pokal-Halbfinale gegenüber. Der Spielplan sah vor, dass beide am Wochenende schon in der Liga aufeinandertrafen. Da kam Athletic-Coach Joaquin Caparros auf die geniale Idee, eine B-Elf aufzubieten, um Sevilla mal ordentlich zu verwirren. Der Plan ging überragend auf: Sevilla gewann 2:0 und "Marca" schrieb: "Suizid im San Mames". Caparros verteidigt sich: "Wir mussten die Spieler für Mittwoch schonen." Na dann...

Ligue 1

von Alexis Menuge

Das Phänomen "Obama" Hoarau: Paris St. Germain feiert Guillaume Hoarau. Der Stürmer erzielte beim 4:1-Heimsieg gegen Nancy zwei Treffer. Mit nun 15 Treffern steht der Klon von Barack Obama an der Spitze der Torjägerliste. Und PSG auf Meisterkurs: Zwölf Spieltage vor Saisonende hat der Hauptstadt-Klub nur vier Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Olympique Lyon. Die Journalisten warteten nach der Gala vergeblich auf Hoarau. Der PSG-Star hasst das Rampenlicht und verkrümelt sich lieber. Gar nicht Obama-like...

Sverkos der große Coup: Mit Vaclav Sverkos hat der FC Sochaux Anfang des Jahres einen Top-Transfer getätigt. Der ehemalige Gladbacher erzielte beim 1:0-Sieg gegen Nizza bereits sein viertes Tor im siebten Spiel. Dank Sverkos darf Sochaux plötzlich wieder vom Klassenerhalt träumen. "Hätten wir Vaclav im letzten Sommer verpflichtet, wären wir jetzt schon fast gerettet", sagte Sochaux-Trainer Francis Gillot. Sverkos ist übrigens der einzige ehemalige (ausrangierte) Bundesligastürmer, der in Frankreich aufblüht. Ivan Klasnic (FC Nantes), Sören Larsen (FC Toulouse), Robert Vittek (OSC Lille) und Mustafa Kucukovic (Grenoble Foot) haben (noch) nicht wirklich eingeschlagen.

Monaco versinkt im Chaos: 2004 stand der AS Monaco im Champions-League-Finale. Fünf Jahre später herrscht pure Verzweiflung. Sportlich liegt der Fürstentum-Klub nur einen Zähler vor der Abstiegsrängen. Trainer Ricardo erlebt ein Spiel auf Bewährung nach dem anderen. Jetzt kracht's auch an der Vereinsspitze. Letzten Freitag kündigte Präsident Jerome de Bontin seinen Rücktritt an. Offiziell aus familiären Gründen. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Prinz Albert kann ihn nicht leiden. Der Vorwurf: De Bontin hielt sein Versprechen nicht, große Spieler für eine goldene Zukunft nach Monaco zu holen. Armes, reiches Monaco...

Der 26. Spieltag der Ligue 1 im Überblick