Tausche Mama gegen Trikot

Von SPOX
Lionel Messi erzielte in der laufenden Saison bereits 18 Treffer für den FC Barcelona
© Getty

Milans Filippo Inzaghi schoss sich endgütlig in die Geschichtsbücher, Jose Mourinho gelang ein Doppelpack der besonderen Art. Andrej Arschawin fand endlich zur englischen Leitkultur und Carlos Tevez erzielte die teuersten Tore im englischen Fußball. Dazu: Ein unmoralisches Angebot für Lionel Messi und ein aberwitziger Tabellenführer aus Frankreich.

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Serie A

von Oliver Birkner

Frühlingserwachen: Mit den frühlingshaften Temperaturen auf dem Apennin blühten auch die Stürmer der Liga auf: Zehn Spieler erzielten einen Doppelpack - das hatte es in der Serie A zuletzt in der Saison 1949/50 gegeben. Dabei traf auch Filippo Inzaghi bei Milans 5:1 in Siena zwei Mal und feierte dabei sein 300. Karriere-Tor. Den allerersten Profi-Treffer erzielte "Superpippo" 1992 übrigens ebenfalls gegen Siena. Hinter Silvio Piola, Giuseppe Meazza und Roberto Baggio ist der 35-Jährige nun viertbester Italiener aller Zeiten. "Einfach phänomenal, er erinnert mich an Gary Lineker", sagte David Beckham. "Unglaublich, er erinnert mich an Romario", meinte hingegen Kaka. Wie viele der erfolgreichsten Stürmer ist Inzaghi wohl einfach nur einzigartig.

Mourinho sieht rot: Ein Doppelpack besonderer Art gelang auch Inter-Coach Jose Mourinho. In rund dreieinhalb Jahren Chelsea wurde der Portugiese ein einziges Mal vom Referee auf die Tribüne verbannt. Beim 2:0-Erfolg über die Fiorentina musste der "Special One" bereits zum zweiten Mal innerhalb von 50 Tagen vorzeitig die Bank verlassen, weil er in der 93. Minute wegen eines Foulspiels zu überdreht protestiert hatte."Wenn ich die Rote Karte gesehen habe, gilt das wohl auch für Interviews", kommentierte Mourinho trotzig und schickte seinen Co Beppe Baresi vor die Kameras.

Aus der Ferne: Simple Tore aus kurzer Distanz sind für Catanias Giuseppe Mascara zu einfach. Und so spezialisierte er sich auf spektakuläre Versuche. In Udine traf er am Sonntag aus 39 Metern, bereits vor zwei Wochen hatte er in Palermo den Ball aus 50 Metern über die Linie gebracht (Hier geht's zum Video!).

Premier League

von Raphael Honigstein

2:1, drei Punkte und eine halbe Niederlage: Spurs-Fans gelten auf der Insel als moaners, die größten Jammerer der Liga. Am Sonntag war für sie das Glas mal wieder halb leer, trotz eines beeindruckenden Auswärtssieges bei Aston Villa. Denn Tottenhams Erfolg spielte unweigerlich den großen Rivalen vom FC Arsenal  in die Hände, die sich ja mit Martin O'Neills Truppe um den vierten Champions-League-Platz streiten. "Viele Fans haben gesagt, sie hoffen, dass wir hier nicht gewinnen", erzählte Spurs-Trainer Harry Redknapp. Seine Wertung: "Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so einen Scheiß gehört."

Hart genug für England: Für viele Ausländer sind die ersten Wochen auf der Insel ein Kulturschock. Andrej Arschawin ist keine Ausnahme. "Er war überrascht, wie hart und schnell es hier zur Sache geht", berichtete Arsenal-Coach Arsene Wenger nach dem 4:0 gegen Blackburn. Der diplomierte Modedesigner hat jedoch schon erkannt, dass es in England auch auf Image ankommt. Nachdem man bei ihm in der Pause eine tiefe Fleischwunde am Fuß nähen musste, ließ er seine rosa Schuhe in der Kabine und kam mit traditionellen, Leitkultur-konformen schwarzen Stiefeln zurück auf den Platz. Prompt gelang ihm nach einem starken Solo das erste Tor. "Andrej  ist kein weicher Junge, er liebt die Herausforderung", freute sich Wenger.

Ein Ende der Affäre: Carlos Tevez' Tore für West Ham in der Saison 2006/07 hatten das Potential, die teuersten in der Gesichte des englischen Fußballs zu werden: Der Argentinier sicherte den Hammers unter anderem mit seinem 1:0-Siegtreffer gegen ManUtd den Klassenerhalt; Sheffield United, das damals nach einem dramatischen Saisonfinale abgestiegen war, forderte anschließend 35 Millionen Pfund Entschädigung, weil West Ham bei dem Transfer gegen die Premier-League-Auflagen verstoßen hatte. Am Montag wurde bekannt, dass sich beide Parteien endlich außergerichtlich geeignet haben. West Ham soll um die 10 Millionen Euro an die Blades gezahlt haben. Damit sind die beinahe insolventen Londoner noch sehr günstig davon gekommen.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Leibchen statt Mama: "Becks, ich will ein Kind von dir." "Cristiano, ruf mich an: 0153-1234567." Liebestolle Fans von Fußballstars sind kreativ. In Almeria spielte ein Fan von Lionel Messi mit dem Gedanken, das Tafelsilber der eigenen Familie für einen Fetzen schweißdurchtränkter Kleidung zu verscherbeln. "Messi, tausche dein Trikot gegen meine Mutter", stand auf einem Plakat. Eine Nebenbuhlerin für Mama Messi? Nicht mit Lionel - das Tauschgeschäft kam nicht zustande.

Ein teures Vergnügen: Almeria-Präsident Alfonso Garcia Gabarron ließ sich in Zeiten der Finanzkrise etwas ganz Besonderes einfallen. Für das Heimspiel gegen den FC Barcelona wurden die Eintrittspreise mal eben in andere Dimensionen geschraubt. 200 Euro der VIP-Platz, schlanke 90 Euro für den Stehplatz hinterm Flutlichtmast. Der Masterplan ging hauchdünn daneben. Almeria war beim 0:2 chancenlos und die Unterstützung der Fans recht bescheiden. Kein Wunder, wenn 13.000 Plätze leer bleiben...

Siege sind die beste Medizin: Atletico Madrid hat den unglücklichen Champions-League-K.o. gegen den FC Porto gut verkraftet. Allerdings brauchten die Rojiblancos 52 Minuten, um sich zu erholen. Villarreal führte bereits 2:0, ehe Atletico unwiderstehlich zurückschlug. Trainer Abel Resino war hinterher völlig aus dem Häuschen: "Es ist unmöglich, noch mehr Torchancen zu haben. Sie haben sich den Sieg verdient." Wenn man nicht mehr Torchancen haben kann, sind drei Tore aber ganz schön wenig.

Ligue 1

von Alexis Menuge

OL in der Krise: Bei Abonnenment-Meister Olympique Lyon läuft derzeit nichts zusammen. Das Aus in der Champions League gegen den FC Barcelona kam zwar nicht überraschend, die Ergebnisse der letzten Wochen in der Liga dagegen sehr. Tiefpunkt war die 0:2-Heimpleite gegen AJ Auxerre. Damit ist Lyon seit sechs Pflichtspielen sieglos. Zudem klingelte es in den letzten vier Partien zwölf Mal im eigenen Kasten - genau so oft wie in der gesamten ersten Saisonhälfte. Von sieben Heimspielen konnte man zuletzt nur eins gewinnen (gegen Schlusslicht Le Havre). Der Witz dabei: Lyon ist immer noch Tabellenführer.

Womit wir bei Punkt zwei wären: Der Rest der Liga ist dem Anschein nach zu dumm, Lyon endlich vom Thron zu stoßen. Olympique Marseille und Paris St. Germain spielen die Hauptrolle. In der Hinrunde hatte Marseille die Chance, mit einem Heimsieg gegen Paris an die Tabellenspitze zu klettern. Doch OM verlor 2:4. Am Wochenende war's andersrum. Diesmal hätte PSG mit einem Sieg gegen Marseille Lyon abgelöst. Endstand: 3:1 für Marseille.

Die spinnen, die Franzosen: Alain Perrin leistete sich nach der 0:1-Pleite in Grenoble einen peinlichen Affront. Der Trainer von AS St. Etienne erklärte öffentlich, das Rückspiel im UEFA-Cup-Achtelfinale gegen Werder Bremen am kommenden Mittwoch boykottieren zu wollen."Ich habe gemerkt, dass wir nach jedem Europapokalspiel das folgende Ligaspiel verlieren. Der UEFA-Cup ist nur noch eine Last. Gegen Werder werden wir nicht spielen, um weiter zu kommen. Denn keiner von uns will nächste Saison in der Zweiten Liga spielen. Falls wir doch noch weiter kommen sollten, wäre das sehr gefährlich." 26 Jahre haben die Fans auf ein UEFA-Achtelfinale warten müssen. Das Stadion Stade Geoffroy Guichard wird ausverkauft sein. Hut ab, Herr Perrin!

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