Hitzfeld und Rehhagel in Top-Positionen

SID
Otto Rehhagel hat als Griechenlands Nationaltrainer einen Top-Posten erwischt
© Getty

Todesangst im Sudan, Prügel in Liberia, Frust in der Slowakei: Zwischen Minsk und Monrovia, Aserbaidschan und Athen sind deutsche Trainer weiter ein Exportschlager, die Top-Positionen im Fußball jedoch besetzen andere. Die meisten der rund 30 deutschen Coaches im Ausland leisten Aufbauarbeit, teils unter abenteuerlichen Bedingungen.

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Nach der Entlassung Bernd Schusters bei Real Madrid können lediglich Ottmar Hitzfeld (Nationaltrainer Schweiz), Otto Pfister (Kamerun) und Otto Rehhagel (Griechenland) behaupten, mit Kickern der höchsten Güteklasse zu arbeiten.

Die übrigen verdingen sich als Weltenbummler oder erhoffen sich vom Abenteuer Ausland einen Schub für die weitere Karriere.

Der frühere Düsseldorfer Bundesliga-Profi Tony Hey ist Nationaltrainer Liberias, dem Land George Weahs. Doch der wollte jüngst ein Wörtchen bei der Aufstellung mitreden, seitdem herrscht zwischen dem ehemaligen Weltfußballer und Hey Funkstille.

"Hey ist ein Versager"

Selbst der nationale Fußball-Verband LFA wirft Hey Knüppel zwischen die Beine - harsche Kritik ("Hey ist ein kompletter Versager") wird ungefiltert auf der Homepage veröffentlicht.

"Trotzdem erwartet man von uns, Weltmeister zu werden", sagte Hey der "Sport Bild". Bedroht gefühlt hat er sich trotz Ausschreitungen und Prügeleien in Liberia "noch nie" - ganz im Gegensatz zu Michael Krüger, der bei Double-Gewinner Al-Merreikh im Sudan um sein Leben fürchtete.

"Es gab im Mai den Rebellenangriff auf Khartoum, wir waren mittendrin. Es wurde mit Maschinengewehren und mit Panzerfäusten geschossen. Erst das Militär hat uns in letzter Sekunde gerettet", erzählte der 54-Jährige.

In Khartoum erwischte ihn zuletzt sogar die Malaria. "Ein Moskito-Stich, Fieberschübe, Druck auf den Augen. Ich war völlig matschig. Drei Tage später war alles vorbei."

Lorant: "Immerhin kann ich in Ruhe arbeiten"

Sorgen hat auch der ehemalige Bundesliga-Coach Werner Lorant, den es auf verschlungenen Pfaden in die Slowakei verschlug.

"Leider habe ich Leonard Kweuke, einen überragenden Mann, jetzt an Eintracht Frankfurt verloren", sagt Lorant, Trainer des neuen Erstligisten DAC Dunajska Streda: "Wir sind ein Fusionsklub, der seine Erstligalizenz gekauft hat. Ich kenne unseren Präsidenten aus dem Iran. Ich kann in Ruhe arbeiten, immerhin."

Matthäus mit Kommunikationsproblemen

Für Lothar Matthäus gilt das derzeit nicht. Der Rekord-Nationalspieler klagt bei Maccabi Netanya in Israel über Kommunikationsprobleme: "Ich hatte mir mehr Professionalität erhofft. Die gesamte Infrastruktur müsste verbessert werden. Aber der Fußball wird hier nicht so gut verkauft", sagte der Weltmeister von 1990.

Die Zusammenarbeit mit den Medien sei nicht optimal, und Kritik zudem "einfach nicht erwünscht". Andere haben sich eine Nische gesucht, in der alles nach ihrer Pfeife tanzt. Wie Helmuth Scharnowski, der in Windhoek beim FC Civics (Namibia) Präsident und Trainer in Personalunion ist.

Theo Bücker betreut Al-Ahly Tripolis, Rainer Brinsa Victoria Rosport in der 2. Liga Luxemburgs.

Berti Vogts (Nationaltrainer Aserbaidschan) könnte für die deutsche Nationalmannschaft sogar zum Stolperstein auf dem Weg zur WM 2010 werden - er wurde in die deutsche Gruppe gelost.

Den hohen Erwartungen begegnet er nur noch mit Sarkasmus: "Ich habe schon ein Quartier für die WM 2010 gebucht."

Die Liste der deutschen Trainer im Ausland:

Nationaltrainer:

  • Aserbaidschan: Berti Vogts
  • Aserbaidschan (U21): Bernhard Lippert
  • Bahrain (Frauen): Monika Staab
  • China (U20): Eckhard Krautzun
  • Griechenland: Otto Rehhagel
  • Kamerun: Otto Pfister
  • Kasachstan (Interimstrainer und U21): Bernd Storck
  • Liberia: Tony Hey
  • Schweiz: Ottmar Hitzfeld
  • Weißrussland: Bernd Stange

Vereinstrainer:

  • Neftschi Baku (Aserbaidschan): Jürgen Gede
  • Dinamo Tiflis (Georgien): Rainer Zobel
  • AO Kavala (Griechenland): Rainer Maurer
  • Maccabi Netanya (Israel): Lothar Matthäus
  • Urawa Red Diamonds (Japan): Volker Finke
  • Metalurgs Liepaja (Lettland): Rüdiger Abramczik
  • Al-Ahly Tripolis (Libyen): Theo Bücker
  • FC Vaduz (Liechtenstein): Pierre Littbarski
  • Fola Esch (Luxemburg): Michael Lofy
  • Victoria Rosport (Luxemburg): Rainer Brinsa
  • FC Civics (Namibia): Helmuth Scharnowski
  • Viking Stavanger (Norwegen): Uwe Rösler
  • Sturm Graz (Österreich): Franco Foda
  • Saturn Ramenskoje (Russland): Jürgen Röber
  • Woodlands Wellington (Singapur): Jörg Steinebrunner
  • DAC Dunajska Streda (Slowakei): Werner Lorant
  • Al-Merreikh (Sudan): Michael Krüger
  • Etoile du Sahel (Tunesien): Gernot Rohr
  • Galatasaray Istanbul (Türkei): Michael Skibbe
  • Seattle Sounders (USA): Siegfried Schmid
  • Al-Ain (Ver. Arabische Emirate): Winfried Schäfer
  • Apollon Limassol (Zypern): Thomas von Heesen

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