Rubin Kasan erstmals russischer Meister

SID
International, Premier Liga, Rubin Kasan, Milosevic
© Getty

Champions League an der Wolga: Europas Eliteklasse wird im kommenden Jahr so östlich spielen wie nie - wegen Russlands neuem Meister Rubin Kasan.

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Der mit Öl-Millionen finanzierte Klub aus der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan sicherte sich mit 2:1 bei Saturn Ramenskoje drei Spieltage vor Saisonende den Titel und qualifizierte sich für die Gruppenphase der Champions League 2009/10.

Nach dem Schlusspfiff ließen die Spieler ihrer Freude über den ersten Premier-Liga-Titel der Vereinsgeschichte freien Lauf: Im strömenden Regen warfen sie ihren Meistertrainer Kurban Berdjew in die Höhe und tanzten ausgelassen über den schlammigen Rasen.

Kurz zuvor hatte der serbische Altinternationale Savo Milosevic in der 89. Spielminute den Siegtreffer erzielt und damit auch einen Freudentaumel daheim am Ural ausgelöst - trotz vorgerückter Stunde: Kasan ist zeitlich Deutschland vier Stunden voraus.

Aufstieg erst 2002

Tausende Fans, darunter Präsident Mintimer Schajmijew, empfingen mitten in der Nacht zum Montag auf dem Flughafen die Mannschaft, die zum Zeichen des Triumphs landestypische Mützen in goldener Farbe trug. Ein großes Feuerwerk begleitete die Jubelstürme.

Rubin stieg erst 2002 in die Premier Liga auf, erreichte 2003 bereits den dritten Platz und spielte 2004 und 2007 - allerdings nur kurz - im UEFA-Pokal.

Neben Milosevic, der einst für Parma und Saragossa die Schuhe schnürte, gelten der ukrainische Stürmerstar Sergej Rebrow (früher Tottenham) sowie der türkische Nationalspieler Gökdeniz Karadeniz und der Kapitän der russischen Auswahl, Sergej Semak, als Stützen der Mannschaft.

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Sportlich ist die Mannschaft aus der öl-gesegneten Republik islamischer Prägung in dieser Saison das Maß aller Dinge. In bisher 27 Spielen gab es nur drei Niederlagen und lediglich 17 Gegentore. Rubin fegte das Star-Ensemble Zenit St. Petersburg, das man nun als Meister beerbt, mit 3:1 und 4:1 vom Platz und gewann auch bei Rekordtitelträger Spartak Moskau.

Kasan durchbricht Vorherrschaft großer Klubs

Mit dem erstmaligen Gewinn der Premier Liga durchbricht Kasan die seit Jahrzehnten bestehende Vorherrschaft von Klubs aus Moskau und St. Petersburg. Zudem machte sich der 1958 gegründete Verein mit dem Titel selbst das größte Geschenk zum 50-jährigen Bestehen.

Ohne Skandal ging es für Rubin aber in der von Korruptionsvorwürfen überschatteten Fußballsaison in Russland nicht ab. Im Mai verhaftete die Polizei Kasans Sportdirektor Rustem Sajmanow wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Der 46-Jährige hat den Verein verlassen.

Nobody triumphiert über namhafte Fußballer

Russlands Oligarchen haben in den vergangenen Jahren Millionen in die Liga gepumpt und namhafte Fußballer ins Land gelockt. Auf den Trainerbänken tummeln sich so bekannte Übungsleiter wie Jürgen Röber (Saturn Ramenskoje), Dick Advocaat (Zenit St. Petersburg) und Michael Laudrup (Spartak Moskau).

Den Titel holte nun ein Nobody, den niemand auf der Rechnung hatte: Kurban Berdjew. Seine Baseballmütze und die giftgrüne Sportjacke will der Trainer im kommenden Jahr auch in der Champions League tragen.