"Just fucking run about, please"

Von SPOX
Fußball, Premier League, Tottenham Spur, FC Liverpool
© Getty

Wie jede Woche haben unsere Experten aus Europas Topligen Erstaunliches zu berichten. Die besten Geschichten aus der Serie A, der Premier League, der Primera Division und Frankreichs Ligue 1.

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Fußball kann so verständlich sein. Das hat nun auch Roman Pawljutschenko begriffen. Während sich der Russe mit dem Kauderwelsch seines Dolmetschers auseinandersetzt, erzählt Opa Giampaolo seinen Enkeln Märchen von Ronaldo - und Gabriel Heinze macht auf Dennis Bergkamp.

Serie A

von Oliver Birkner

Ausverkauf in der Serie A: Wer rund 250 Millionen Euro übrig hat, könnte sich überlegen, einen Klub der Serie A zu erwerben. Findige Tifosi hatten am Sonntag nämlich ein riesiges Plakat am Trainingsquartier des AS Rom befestigt: "Zu verkaufen: Assocazione Sportiva Roma - Verhandlungsbasis: € 250 mln - als Gratis-Bonus: Luciano Spalletti". Nach Jahren der Huldigung wird der Coach nun also verschenkt. Die Enttäuschung der Fans ist jedoch nachvollziehbar. Von acht Niederlagen in zwölf Partien zwischen Serie A und Champions League erlitten die Giallorossi alleine sechs Pleiten in neun Liga-Partien, und stellten damit die historischen Negativrekorde von 1950/51 und 1973/74 ein. 1951 stieg die Roma übrigens ab.

Giampaolos Märchenstunde: In Italien besitzt Ronaldo immer noch ein enormes Standing. Vielleicht hat er nach überstandener Verletzungspause ja Lust, in die Serie A zurückzukehren. Siena würde ihn mit offenen Armen und finanziellen Verlockungen empfangen: "Bei uns kann er wieder komplett fit werden. Außerdem zahle ich ihm für jedes Tor 100.000 Euro. Am Saisonende darf er dann wechseln, wohin er möchte", sagte Siena-Präsident Giovanni Lombardi Stronati. Coach Marco Giampaolo frohlockte: "Ich glaube nicht, dass er kommt. Wenn aber doch, kann ich meinen Enkeln einmal erzählen: Hey, ich habe Ronaldo trainiert!" Ob sie das vom Hocker reißen würde?

Ein Quantum Glück: Man mag es kaum glauben: Der aktuelle Tabellenführer AC Mailand stand zum letzten Mal vor viereinhalb Jahren alleine an der Spitze der Serie A. Zum Gipfelsturm mussten die Rossoneri gegen Napoli jedoch ein gehöriges Stück Arbeit bewältigen. Selbst in Unterzahl (Gelb-Rot für Maggio in der 44.) wehrten sich die Gäste exquisit. Kaka verschoss in der 85. Minute dann einen fragwürdigen Handelfmeter. Und erst als Denis einen Ronaldinho-Freistoß per Kopf ins eigene Tor verlängerte, war Neapel geschlagen (86.). "Fußball ist manchmal ganz simpel", sagte Clarence Seedorf. "Man braucht einfach Glück." Da soll demnächst noch einer mit taktischen Systemen und Kettenverschiebungen daherkommen...

Der 10. Spieltag der Serie A im Überblick

Premier League

von Raphael Honigstein

Harry schon wieder happy: Harry Redknapps Spurs waren 70 Minuten lang ohne Chance gegen den FC Liverpool und hätten gut und gerne 5:0 zurück liegen können. Ein Eigentor von Jamie Carragher holte die Gastgeber ins Spiel zurück, bevor der eingewechselte Roman Pawljutschenko in der 90. Minute den Siegtreffer erzielte und eine sensationelle Woche für Tottenham besiegelte. Redknapp erläuterte hinterher sehr freimütig seine taktischen Maßnahmen in der Pause. "In der ersten Hälfte kamen wir nicht durch, weil Liverpool so gut stand. Wir konnten den Ball immer nur wieder zurück spielen", sagte der Wundertrainer Redknapp. "Also habe ich einen zweiten Stürmer gebracht und zu den Jungs gesagt, sie sollen das Mittelfeld vergessen und die Bälle einfach nach vorne reinhauen". Pawljutschenko ließ seinen Übersetzer in der Kabine nach den Details fragen und bekam von Redknapp als Antwort einen feinen Satz, den Jürgen Klinsmann sich für die nächste Unterredung mit Lukas Podolski aufheben sollte:  "Just fucking run about, please!" Fußball kann so einfach sein.

Mama nimmt Arsenal auseinander: Arsene Wengers launische Künstlertruppe tut sich gegen rustikale Mannschaften seit Jahren schwer. Am Samstag hatten die Gunners gegen Stoke City keine Chance, denn der Aufsteiger spielt ja überhaupt keinen Fußball. Tony Pulis lässt einfach Rory Delap, "das menschliche Katapult" ("News of the World"), den Ball hundert Mal pro Spiel mit langen Einwürfen in den gegnerischen Strafraum befördern, bis irgendwann mal einer reingeht. Gegen die kopfballschwachen Londoner gelang dies zwei Mal. Der arme Kolo Toure war so verwirrt, dass er nach dem 0:1 gar auf Abseits reklamierte. Stoke-Trainer Tony Pulis, der sich dem Vernehmen nach übrigens für Artur Wichniarek interessiert, lobte neben Delap, der früher tatsächlich Jugendmeister im Speerwerfen war, auch seinen Stümer Mamady Sidibe (ein Saisontor). "Mama war heute ganz wichtig, er hat gearbeitet und sich aufgerieben", sagte Pulis. Lieber Mama, falls du das liest: weiter so.

Daniel Levy weiß Bescheid: Der umstrittene Geschäftsführer der Spurs traute sich nach Redknapps guten Ergebnissen zu einem Pressegespräch. Seine Aussagen blieben sehr widersprüchlich, interessant war jedoch die Begründung dafür, dass er seit 2001 sieben verschiedene Manager eingesetzt hat. "Ich bin ein Kämpfer, ich gebe nicht auf", sagte Levy. "Wenn wir uns damit begnügen würden, ein Verein für die Mitte der Tabelle zu sein, hätten wir nicht so viele Trainerwechsel gehabt." Hmm. Könnte es sein, dass da jemand Ursache und Wirkung verwechselt?

Der 11. Spieltag der Premier League im Überblick

Primera Division

Bergkamp reloaded: Reals Gabriel Heinze ist ja eigentlich kein Kind von Traurigkeit. Auf dem Flug nach Almeria ritten den Argentinier aber einige Panikattacken, so dass sich schlussendlich sein Mageninhalt den anderen Fluggästen offenbarte. Die Landung erlebte Heinze dann im Cockpit mit. Ob er sich dabei so fürchtete, dass er dabei auf dem Schoß des Piloten Platz nahm, ist jedoch nicht überliefert. Beim 1:1 gegen den Tabellenelften hielt er dann aber 90 Minuten tapfer durch.

Metze ist zurück: Christoph Metzelder durfte in Almeria auch mal wieder mitmachen und absolvierte bei seinem zweiten Saisoneinsatz die Spielminuten 91 bis 132. Blöd nur für den Nationalspieler: Trainer Bernd Schuster brachte ihn nur, um Kollege Pepe für das Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin zu schonen. Sprich: Eine Besserung seiner sportlichen Situation ist nicht in Sicht. Dennoch analysierte er fachmännisch: "Wir haben heute zwei Punkte verloren, wir hätten mehr Tore schießen können, und wir können auch besser Fußball spielen. Jetzt müssen wir an Juventus denken, denn die werden uns das Leben noch schwerer machen."

Fußball ja, Golf nein: Manche Teams wässern ja ihren Rasen absichtlich, um gegen vermeintlich spielstärkere Teams einen Vorteil zu erzielen. Das musste der FC Malaga am Wochenende nicht tun. In Andalusien herrschte Dauerregen, die Golfer beim Volvo Masters schauten für kurze Zeit gar komplett in die Röhre. Gekickt wurde aber dennoch, auch wenn das Spielfeld bei der Partie gegen den FC Barcelona einer großen, matschigen Pfütze glich. Auch wenn der Ball kaum rollte und an Direktspiel nicht zu denken war, zeigten die Zauberkünstler aus Katalonien, dass sie auch anders können: So erzielten sie einfach zwei Treffer nach ruhenden Bällen. Beim zweiten Tor von Matchwinner Xavi setze Barca den Ball erst gar nicht auf den Boden, sondern schloss eine Kombination in der Luft über drei Stationen zur Vorentscheidung ab.   

Ligue 1

von Alexis Menuge

Vom Dickkopf zum Star des Tages: Trotz des starken Windes konnte Olympique Marseille das Top-Spiel des 12. Spieltags gegen Saint-Etienne (3:1) gewinnen. Mann des Tages: Hatem Ben Arfa, der ein Tor schoss und eins vorbereitete. Eine starke Leistung des französischen Nationalspielers, der noch vor einer Woche gegen PSG das Aufwärmen verweigerte, bevor er sich 24 Stunden später bei Trainer Erik Gerets und vor versammelter Presse entschuldigte. Doch die Fans von OM hatten vor dem Anpfiff ein Plakat in Richtung Ben Arfa vorbereitet: "Wir akzeptieren deine Entschuldigung nicht. Schwitz für uns." Nach seinem Auftritt auf dem Rasen gab es dann bei seiner Auswechslung eine Standing-Ovation.

Die Mauer von Nancy: Die Überraschung des Wochenendes fand in Nancy statt. Der Vize-Meister Girondins Bordeaux verlor 0:1 gegen eine extrem defensive Mannschaft. Zum ersten Mal in dieser Saison ging Nancy in Führung und konnte nach zuletzt sieben sieglosen Partien endlich wieder drei Zähler einfahren. Bordeaux-Trainer Laurent Blanc war stocksauer, an so einer Mauer zu scheitern: "Wir hätten einen Punkt verdient gehabt. Aber Nancy hat bewiesen, dass man auch mit zehn Abwehrspielern gewinnen kann."

Harte Landung für Casanova: Die Sensation war bisher der Toulouse FC. Scheinbar ist der Erfolg dem Trainer Alain Casanova nach dem Dreier bei Paris Saint Germain (1:0) am vergangenen Mittwoch zu Kopf gestiegen, denn er schickte beim Heimspiel gegen Caen (0:1) gleich vier Stürmer aufs Feld. Und das in einer Liga, in der im Durchschnitt nur zwei Tore pro Partie erzielt werden. Dieses Experiment ging völlig daneben. Ex-Schalke-Stürmer Sören Larsen spielte extrem schwach und der TFC kam schnell wieder zurück auf die Erde...

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