Schenkt Inter doch gleich den Titel

SID
International, Italien, Serie A, inter mailand
© Getty

In der Bundesliga wurden am Wochenende mit Bayern, Hamburg und Dortmund die Top-Teams ordentlich gerupft. Auch in der Premier League, der Serie A, der Primera Division und der Ligue 1 ging es hoch her. SPOX blickt in den Blitzlichtern aus Europa auf die Geschichten des Spieltags.

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Serie A

von Oliver Birkner

Carlo ist tot, es lebe Carlo: Wenn es um Fußball und Schlagzeilen geht, ist Italien ein amüsantes Land. Noch vor einer Woche war Milan-Coach Carlo Ancelotti nach zwei Auftaktniederlagen in seiner schwärzesten Krise und musste sich zumindest nach dem gedruckten Papier ernsthafte Sorgen um den Posten machen. Dann siegte Milan im UEFA-Pokal gegen Zürich (3:1) und in der Liga 4:1 über Lazio und gehört nun wieder zu den beliebtesten Persönlichkeiten Norditaliens. "Vier Ohrfeigen für das arme Lazio - die Krise ist beendet. Basta mit den Gerüchten um Ancelottis Entlassung", schrieb Italiens größte Tageszeitung "Gazzetta dello Sport". Interessant ist dabei, dass sie die Gerüchte vor einer Woche initiiert hatte.

Fremde Hilfe, Teil II: Seit dem 27. Februar 1994 hat Inter nach dem sonntäglichen 3:1-Erfolg nun achtmal in Folge beim FC Turin gewonnen. Eine Reise, die sich also wirklich lohnt. Die Führung der Nerazzurri besorgte wieder der Gegner mit einem Eigentor, und man muss sich fragen, ob der Rest der Liga Inter mit aller Macht zum vierten Titel in Folge treiben möchte - bereits am vergangenen Wochenende siegte man 2:0 über Catania durch zwei Eigentoren der Gäste. Vielleicht stapelt Coach Jose Mourinho deshalb noch ein wenig tief: "Nein, ich bin nicht der beste Trainer der Welt. Aber kein Trainer der Welt ist besser als ich."

Klopper im Unterhaus: Ein kleiner Tipp für die Leute, die beim Fußball nicht so sehr auf Ästhetik, sondern auf engagierte und rustikale Arbeit stehen. Die sollten demnächst einen Blick auf die Serie B wagen: Dort gab es nach vier Spieltagen bereits 25 Platzverweise, doppelt so viele wie zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison und ein Farbenrekord der vergangenen zehn Jahre.

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Premier League

von Raphael Honigstein

Das Phantom-Tor von Watford: Erinnerungen an Thomas Helmer wurden am Samstag in der zweiten Liga wach, als Readings Noel Hunt den Ball von der Torauslinie zurück vor Watfords Kasten flankte. Der Schiedsrichterassistent sah als einziger Mensch im Stadion den Ball hinter der Linie und gab das Tor. Watfords Trainer Aidy Boothroyd ("Als ob ein Ufo gelandet wäre, so etwas habe ich noch nie gesehen") wurde nach seinem Protest vom Platz verwiesen, Readings Spieler hielten nichts von Fairplay. Am Ende ging es 2:2 aus. Wiederholungsspiel unwahrscheinlich.

Abseits ist...: Eine vermeintliche Fehlentscheidung erregte auch in Liverpool die Gemüter. In der zweiten Minute verwandelte Steven Gerrard gegen Stoke City einen Freistoß direkt, doch der Schiedsrichter blies ab - es wäre das 100. Liverpool-Tor des Kapitäns gewesen. Referee Andre Marriner wollte ein Abseits von Fernando Torres gesehen haben, keine Zeitlupe konnte das bestätigen. Die "BBC" machte sich am Sonntag die Mühe, die Szene digital auszuwerten, und konnte deutlich beweisen, dass Torres' Kopf und rechtes Bein tatsächlich vor dem letzten Verteidiger waren. Leider kannte der Sprecher jedoch die Regel nicht: "Kein Abseits", lautete sein Urteil.

Der Preis der Liebe: Cristiano Ronaldos Marktwert wurde diesen Sommer wahlweise zwischen 100 und 150 Millionen Euro taxiert. Viel genauer lässt sich seit diesem Sonntag sagen, was es kostet, für eine Nacht Cristiano Ronaldo zu sein. 460 Pfund, umgerechnet 581 Euro, legte der investigative Reporter des Revolverblatts "News of the World" für die Liebesdienste von Fernanda, einer von Ronaldos amourösen Bekanntschaften, auf den Hotelnachttisch. Die aufopferungsvolle Recherche "enttarnte" das Mädchen als Profi, wobei "Cristiano Ronaldos neue Freundin keine Prostitutierte!" natürlich die viel interessantere Story gewesen wäre.

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Primera Division

von Steffen Rössel

Higuain stiehlt Raul die Show: Real-Heiligtum Raul hat derzeit schlechte Karten bei Bernd Schuster. Spanische Zeitungen kolportierten, Raul zettele einen Machtkampf gegen Madrids Trainer an und sei deshalb vor Wochenfrist gegen Numancia aus der ersten Elf geflogen. Beim 2:0 in Santander durfte Raul wieder mitmachen, wurde von Schuster im 4-3-3 allerdings auf den linken Flügel abgeschoben und stand klar im Schatten von Gonzalo Higuain, seinem Pendant auf rechts. Der Argentinier bereitete de la Reds Führungstreffer mit einem 70-Meter-Solo vor und bekam vorzügliche Kritiken. Für Raul war dagegen nach 70 Minuten Schluss.

Flotter Vierer: Nach Schalke und Malaga bekam jetzt auch Recreativo Huelva vier Stück von Altetico Madrid eingeschenkt, ohne dabei selbst zu treffen. Dass die Rojiblancos gerne vier Mal pro Spiel treffen, ist indes keine Neuigkeit. In der letzten Saison hatte Atletico in fünf der ersten 13 Saisonspiele vier Mal genetzt. Gegen Huelva eröffnete einmal mehr Sergio Agüero den Torreigen. Präsident Enrique Cerezo denkt bereits an die Zukunft und will die Familie Agüero langfristig an Atletico binden. Sollte Sergios Lebensgefährtin - die übrigens die Tochter eines gewissen Diego Armando Maradona ist - einen Sohn zur Welt bringen, wird er von Cerezo unmittelbar nach der Geburt unter Vertrag genommen. Vorausgesetzt der Pimpf ist von Agüero.

Schießbude Gijon: Primera-Division-Aufsteiger Sporting Gijon bekam an den ersten drei Spieltagen ordentlich die Hütte voll. 1:2 gegen Getafe, 3:4 in Sevilla, 1:6 gegen den FC Barcelona. Zwölf Gegentore in 270 Minuten. Und am kommenden Mittwoch ist Gijon bei Real Madrid zu Gast. Trainer Manolo Preciado nimmt's mit Galgenhumor: "Es gibt doch nichts Schöneres, als gegen Mannschaften wie Barcelona oder Real zu spielen." Den Rekord mit den meisten Gegentoren in einer Saison wird Gijon aber wohl nicht aufstellen. In der Spielzeit 1950/51 kassierte UE Lleida in 30 Spielen 134 Buden, macht 4,47 pro Spiel.

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Ligue 1

von Alexis Menuge

Den Absprung geschafft: Tulio De Melo erzielte bei Lilles 3:2-Heimsieg gegen Auxerre zwei Tore. Dabei hätte der Brasilianer eigentlich für US Palermo auf Torejagd gehen sollen. Erst im Sommer war er von Le Mans nach Palermo gewechselt. Doch dann warf der Sizilien-Klub den Trainer raus, und De Melo orientierte sich neu. "In Frankreich fühle ich mich einfach viel wohler, denn in Italien habe ich kein Vertrauen gespürt, obwohl ich in der Vorbereitung regelmäßig getroffen hatte. Ich bereue es, bei Palermo unterschrieben zu haben", sagte De Melo nach seinem Doppelpack.

Bonus-Wochen für Lyon: Eine Woche vor dem Duell beim FC Bayern in der Champions League gewann Olympique Lyon mit 1:0 bei Aufsteiger Le Havre. Der Brasilianer Ederson traf vom Elfmeterpunkt - allerdings ohne Gegenwehr. Le Havres Torhüter Christophe Revault erkannte ein Vergehen im Anlauf von Ederson und blieb einfach stehen. Ederson hatte unmittelbar vor dem Schuss leicht verzögert. Revault und einige andere Le Havre-Spieler flippten aus, der Schiedsrichter verweigerte allerdings eine Wiederholung des Strafstoßes und gab das Tor. Nach dem Skandal-Spiel gegen Nizza gewinnt OL wieder mit Hilfe des Unparteischen und setzt sich an der Tabellenspitze ab.

Eisige Hölle: Am Samstagabend kletterte das Thermometer im Wintersportort Grenoble auf satte drei Grad Celsius. Da passte es, dass der französische Verband einen Schiedsrichter namens Philippe Kalt in die Alpen entsandt hatte. Im Spiel zwischen Ligue-1-Aufsteiger Grenoble und Girondins Bordeaux ging es dagegen heiß her. In der ersten Halbzeit wurde Bordeaux ein klarer Elfmeter verweigert. Dann flogen innerhalb von drei Minuten Nationalspieler Alou Diarra mit Gelb-Rot (49.) und Wendel (52.) nach einem brutalen Foul mit Rot vom Platz. Der Vizemeister ließ sich davon aber nicht beirren und gewann 1:0 mit dem ersten und einzigen Torschuss (Jussie/80.).

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