Charlie Dempsey verstorben

SID
Dempsey, Charlie
© Getty

Wellington - Der Vater des Sommermärchens ist tot. Charles Dempsey, der langjährige Präsident des Fußballverbandes Ozeaniens (OFC), starb im Alter von 87 Jahren in Neuseeland. Das teilte der nationale Fußballverband mit.

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Dempsey hatte sich vor acht Jahren bei der Entscheidung über den Austragungsort der Weltmeisterschaft 2006 überraschend enthalten und damit den Ausschlag für Deutschland gegeben. Dempseys unkonventionelle Stimmabgabe war damals für viele ein Skandal, weil er eigentlich von seinem Kontinentalverband klare Instruktionen hatte, seine Stimme für Deutschlands Konkurrenten Südafrika abzugeben.

Er habe sich unter großem Druck gefühlt, sagte er später und enthielt sich der Stimme, "um sich keine Feinde zu machen", wie er einmal sagte. Damit lautete das Abstimmungsergebnis 12:11 für Deutschland - und dem Sommermärchen stand nichts mehr im Wege. Bei der WM vor zwei Jahren wurde er in Deutschland wie ein Held gefeiert.

"Südafrika 2006 noch nicht bereit"

Feinde machte sich der mürrische Schotte, der 1952 nach Neuseeland ausgewandert war, allerdings zuhauf. Der neuseeländische Sportminister Trevor Mallard zeigte sich "schockiert und geniert", dass Dempsey seine Pflicht nicht erfüllt habe. Regierungschefin Helen Clark war "höchst enttäuscht", ganz zu schweigen von den Südafrikanern, die Dempsey vorübergehend zum öffentlichen Feind Nummer eins stilisierten.

Doch Dempsey blieb ungerührt, obwohl er nach 36 Jahren an der Spitze des Verbandes zurücktreten musste. "Es war die richtige Entscheidung für den Fußball", beharrte er. Südafrika wäre 2006 noch nicht bereit gewesen, meinte er. Das habe Südafrika selbst später eingeräumt und ihm verziehen, sagte Dempsey.

FIFA-Ehrenmitglied auf Lebenszeit

Es sei eine schwere Zeit gewesen, doch habe er nie den Schlaf darüber verloren. Die scharfen Reaktionen hatten ihn überrascht. "Ich wusste gar nicht, dass die Weltmeisterschaft für so viele Leute so eine Bedeutung hat", meinte er damals - nach fast 50 Jahren im Rugby- verrückten Neuseeland, wo Fußball kaum eine Rolle spielt, vielleicht verständlich.

Ein einziges Mal schaffte Neuseeland es in die Finalrunde bei einer WM - das war 1982. Ihm als Schotten lag die Begeisterung für den Fußball im Blut. In Deutschland saß er wie bei den neun Weltmeisterschaften davor in der Ehrenloge. Die FIFA hatte ihn zum Ehrenmitglied auf Lebenszeit ernannt. Beim Anpfiff 2010 in Südafrika ist er nicht mehr dabei. "Ich werde von oben zuschauen", hatte er angesichts seines hohen Alters schon einmal vorausgesagt.