Amerika wartet auf den wahren Beckham

SID
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© Getty

Boston - Das Konfetti ist verflogen, der Hype hat sich gelegt, und der Fußball steht wieder im Vordergrund. Geräuschlos, aber voller Erwartungen startet die Major League Soccer (MLS) am 29. März in ihre 13. Saison.

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Fußballer, Fans und Funktionäre schauen dabei gespannt Richtung Westküste, wo David Beckham in seine zweite Spielzeit bei Los Angeles Galaxy geht. Im Gegensatz zu der weltweit beachteten Vorstellung im vergangenen Juli, als Galaxy-Präsident Alexi Lalas ihn als "besten Fußballer des Planeten" ankündigte, steht für Becks diesmal der Sport und nicht die Show im Vordergrund.

Amerika soll endlich den wahren Beckham bewundern können. Einen, der mit Finten und Freistößen glänzt und nicht verletzt auf der Tribüne sitzt.

Der 32-jährige Engländer hat aus seinen Fehlern gelernt. "Es war schwer. Ich kam mitten in der Saison und war nicht fit. Aber jetzt bin ich physisch und psychisch bereit", betont Beckham.

Der 250-Millionen-Dollar-Vertrag

250 Millionen Dollar verdient der Mittelfeldstar in fünf Jahren an der kalifornischen Küste. Doch in seiner Premieren-Saison stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis überhaupt nicht.

Aufgrund von Verletzungen konnte er nur fünf Ligapartien absolvieren, nur zwei Tore vorbereiten. Das war zwar nicht genug für Galaxy, die die Play-offs verpassten. Aber zumindest die Liga erlebte den erhofften Beckham-Boom. Im Schnitt bewunderten 37.659 Fans Beckhams Ballkünste - sonst kommen nicht einmal halb so viele.

"Ich hoffe, dass ich jetzt in jedem Spiel dabei bin", gibt sich der Galaxy-Kapitän tatendurstig. Erfolgshungrig ist sein Präsident. "Unsere Fans erwarten nicht, dass wir die Play-offs erreichen, sondern dass wir Meister werden. Wir haben ein besseres Team, das von zwei herausragenden Persönlichkeiten geführt wird", so Lalas, der neben dem Pop-Kicker nun in Ruud Gullit auch den bekanntesten Trainer der Liga hat. Der Kapitän des niederländischen Europameisterteams von 1988 ist Nachfolger von Frank Yallop und Galaxy nach Chelsea London, Newcastle United und Feyenoord Rotterdam seine vierte Trainerstation.

Auch Claudio Lopez in der MLS

"Wir finden allmählich zusammen. Die Saison wird ein ständiger Entwicklungsprozess. Wir haben uns schon überall verbessert, sind aber trotzdem noch lange nicht zufrieden", so Gullit, der vor allem auf Fitness Wert legt. Dann seien auch die hohen Ziele erreichbar.

Galaxy startet bei den Colorado Rapids in die Saison. Wieder dabei sind die San Jose Earthquakes, die bereits von 1996 bis 2005 in der MLS spielten und zweimal Meister wurden. Durch die Kalifornier sind jetzt 14 Teams in der Liga. Den spektakulärsten Transfer landeten die Kansas City Wizards, die Claudio Lopez verpflichteten. Der 33-jährige Argentinier hatte seine erfolgreichste Zeit beim FC Valencia und bei Lazio Rom.

Kein gutbezahlter Vorruhestand mehr

Lopez ist einer von 24 Liga-Neuzugängen, 19 davon kommen aus Lateinamerika. Die MLS hat gelernt, dass alte europäische Stars wie einst Roberto Donadoni, Lothar Matthäus oder Youri Djorkaeff eher an einem ruhigen Karriere-Ende als an Kombinations-Fußball und Flankenläufen Interesse haben. "Wenn diese Leute sagen, sie wollen hier ihre Laufbahn beenden, ihren Frauen gefalle das schöne Wetter und sie gingen gerne shopen, dann ist das für uns ein rotes Tuch", meint Lalas.

Zudem seien Lateinamerikaner billiger, was bei einem erlaubten Saisonetat von 2,4 Millionen Dollar pro Team ein wichtiger Faktor ist. Die MLS-Spieler bekommen zwischen 12.900 und 90.000 Dollar im Jahr. Aufgrund der sogenannten "designated player rule" darf jede Mannschaft jedoch einen Akteur verpflichten, der mehr verdient.

Mit Jovan Kirovski, Conor Casey (beide Colorado), Frankie Hejduk (Columbus), Luciano Emilio (D.C. United), Landon Donovan, Abel Xavier (jeweils Galaxy) und Claudio Reyna (New York) spielen sieben ehemalige Bundesliga-Legionäre in der Liga.