Weltenbummler Pfister vor Krönung der Karriere

SID

Accra -­ Weltenbummler Otto Pfister steht vor der Krönung seiner Karriere, doch vom Ende seiner Trainerlaufbahn will der 70-Jährige noch lange nichts wissen. Offen ist nur, wo Kameruns Nationalcoach künftig Aufbauarbeit leistet.

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"Ich entscheide mich nach dem Finale, ob ich in Kamerun bleibe oder nicht. Vom Ergebnis ist das unabhängig", sagte Pfister vor dem Endspiel gegen Titelverteidiger Ägypten.

Zum zweiten Mal nach 1992 steht der Kölner mit einem Team im Finale der Kontinental-Meisterschaft - nun will er erstmals die Sieger-Trophäe in den Händen halten: "Wir werden vorbereitet sein und unser Bestes geben", versprach Pfister.

Engagement in USA geplant

Dabei war eigentlich Berti Vogts die deutsche Hauptrolle beim Afrika-Cup zugedacht. Doch da den Coach mit Nigeria das frühe Aus ereilte, muss er nun um seinen Job bangen.

Derartige Sorgen plagen Pfister auf seiner neunten Trainer-Station nicht. Im Gegenteil: Nachdem er sich mit den "unbezähmbaren Löwen" im Halbfinale auch von Turnier-Gastgeber Ghana nicht aufhalten ließ, hat er sogar zwei weitere Angebote: "Entweder Nationaltrainer der USA oder von Südkorea. Wobei ich Südkorea fast ausschließe, weil ich nicht gerne mit einem Dolmetscher arbeite", sagt er dem "Kölner Express".

Schelte für die Medien

Durch den Siegtreffer des eingewechselten Alain Nkong (70.) entschied Kamerun das Duell gegen die "Black Stars" mit 1:0 für sich. Anschließend wandelte Pfister in Accra gut gelaunt durch die Mixed Zone und ließ es sich nicht nehmen, die Journalisten des Gastgeberlandes Ghana zu tadeln.

"Ihr habt ständig geschrieben, dass sie am Sonntag den Pokal hochheben werden. Was ihr vergessen habt, ist, dass sie erst noch spielen mussten. Wenn man Spielern so lange einredet, dass sie unschlagbar sind, glauben sie das auch. Das hat uns geholfen", meinte der Trainer-Fuchs.

Ins Endspiel gegen Ägypten geht der viermalige Cup-Sieger Kamerun nicht als Favorit. Denn die "Pharaonen" mit dem eingewechselten HSV- Profi Mohamed Zidan deklassierten die hochgehandelte Elfenbeinküste dank der Treffer von Ahmed Fathy (12.), Amr Hasan Zaky (62./67.) und Mohamed Abo Terika (90.+1) bei einem Gegentor von Abdulkader Keita (63.) mit 4:1.

Krönung der Karriere

So kommt es unter den Augen des deutschen Außenministers Frank- Walter Steinmeier (SPD) zum Aufeinandertreffen zweier Größen des afrikanischen Fußballs - und zur Wiederauflage des ersten Gruppenspiels, das Rekord-Gewinner Ägypten (5 Titel) mit 4:2 gewonnen hatte. Den Globetrotter Pfister, der seit 36 Jahren fast ausschließlich in Afrika gearbeitet hat, schüchterte das Ergebnis nicht ein: "Wir sind mental sehr stark."

Er will mit den Kamerunern, die zuletzt 2002 unter Winnie Schäfer jubeln konnten, seine Karriere veredeln. Denn bislang blieb dem "weißen Zauberer", wie Pfister in Afrika ehrfurchtsvoll genannt wird, der große Wurf verwehrt.

In den Händen Gottes

1992 war Pfister mit Ghana dem Titel ganz nah, aber die Elfenbeinküste gewann das entscheidende Elfmeterschießen mit 11:10. Vor dem Showdown in Accra wird er sein Team mit den Bundesligaprofis Thimothee Atouba (Hamburger SV), Mohamadou Idrissou (SC Freiburg) und Joel Epalle (VfL Bochum) nur mit einer kurzen Ansprache einschwören: "Wenn man die Spieler für eine Stunde beredet, bringt das nichts."

Doch auch wenn das Finale verloren gehen sollte, ist für Pfister noch lange nicht Schluss. Schön während der WM 2006 in Deutschland hatte er als Nationalcoach Togos angekündigt: "Ich mache weiter, bis mich der liebe Gott holt."