Michel, Maradona und Mozzarella

Von Christian Bernhard
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© Imago

München - Bald werden die Bagger wieder verschwinden. Noch wird aber fleißig gewerkelt im San-Paolo-Stadion in Neapel. Und deswegen finden derzeit "nur" 60.000 Zuschauer Platz im weiten Rund, konzipiert wurde die Arena einst für 80.000.
 

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Doch auch ohne Baumaßnahmen hätten die Wünsche der Fans nach Eintrittskarten für das Serie-A-Heimspiel am Samstag niemals erfüllt werden können. Juventus Turin macht die Aufwartung im San Paolo, 150.000 Anfragen gingen bei Napoli ein.

Auf ein Kaliber wie Juve hat der SSC gewartet. Zwar traf man sich in der letzten Saison schon der Serie B, aber in der Beletage des italienischen Fußballs durfte Napoli schon seit sechs Jahren nicht mehr mitmachen.

Erster Highlight-Gegner 

Seit Ende August ist Neapel wieder auf der großen Fußballbühne, konnte seinen Fans aber noch keinen Highlight-Gegner präsentieren.

Die Hellblauen reisten bereits nach Mailand zu Inter und in die Hauptstadt zur Roma, doch bei den Heimspielen mussten die Napoli-Fans mit Gegnern wie Livorno, Genua und Cagliari vorlieb nehmen. Das ändert sich aber am Samstag: Mit Juve kommt die erste Kracher-Mannschaft in das für seine Begeisterung weltweit bekannte San-Paolo-Stadion.

Beide Trainer sind sich einig, dass das Publikum eine sehr wichtige Rolle spielen wird. „Durch die Unterstützung von den Fans wird Neapel ein Höllentempo vorlegen", ist Juve-Coach Ranieri überzeugt. Genau diesen Faktor will Napoli-Trainer Reja ausnützen: „Wir wollen in erster Linie für die Fans gewinnen, da wir wissen, wie viel ihnen dieses Spiel bedeutet."

Napoli gegen Juve, das waren schon immer besondere Spiele. Ende der 80er Jahre waren sie unweigerlich mit dem Namen Diego Armando Maradona verbunden. 

Buffon verschießt Elfmeter

In der Saison 1985/86 stürzte der Argentinier die ganze Stadt mit einem herrlichen Freistoßtor in einen kollektiven Freudentaumel. Der 1:0-Sieg war nach 13 Jahren der erste Triumph über die alte Dame aus Turin. Bei Juve trug damals übrigens Michel Platini die Nummer 10.

Vier Jahre später arbeitete Maradona mit zwei Treffern beim 3:1 erfolgreich an seiner Unsterblichkeit. Am Ende der Saison war der zweite Scudetto der Ära Maradona unter Dach und Fach.

Das aktuellste Spektakel zwischen den beiden Traditionsmannschaften ging vor einem Jahr über die Bühne. Im Italienpokal musste die Entscheidung nach 120 Minuten und einem 3:3 im Elfmeterschießen fallen. Dort trat auch Gianluigi Buffon an: Er verschoss und Napoli war eine Runde weiter.

Drei Neapolitaner im Juve-Kader 

Für mehrere Spieler ist das Spiel am Samstag auch ohne diese Geschichten etwas ganz Besonderes. Im Juve-Kader stehen mit Antonio Nocerino, Raffaele Palladino und Cristian Molinaro drei gebürtige Neapolitaner. Alle drei dürfen am Samstag auf einen Einsatz von Beginn an hoffen.

Palladino wird wohl an Stelle des gesperrten Pavel Nedved spielen, Nocerino ist im defensiven Juve-Mittelfeld schon länger gesetzt und Molinaro könnte auf der linken Abwehrseite zum Einsatz kommen. "Ich will unbedingt ein Tor schießen, jubeln würde ich in diesem Fall aus Respekt vor meiner Heimatstadt aber nicht", kündigte der gelernte Stürmer Palladino an.

Fans kreieren Pizza für Zalayeta 

Marcelo Zalayeta und Manuele Blasi haben bis vor wenigen Monaten auch bei Juve gekickt - jetzt stehen sie aber bei Napoli unter Vertrag. Beide haben sich in den ersten Spielen bereits zu wichtigen Stützen entwickelt: Der Uruguayer Zalayeta ist mit vier Treffern der erfolgreichste Torschütze des Teams und Blasi gibt der Mannschaft im defensiven Mittelfeld mit seiner Lauf- und Zweikampfstärke die nötige Stabilität. In der Stadt wurde Zalayeta bereits eine Pizza gewidmet, eine mit Mozzarella und Auberginen.

Napoli vs. Juve - eben ein ganz besonderes Duell.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

SSC Neapel: Iezzo - Cupi, Cannavaro, Domizzi - Garics, Hamsik, Gargano, Blasi, Savini - Zalayeta, Lavezzi

Juventus Turin: Buffon - Grygera, Legrottaglie, Chiellini, Molinaro - Salihamidzic, Zanetti, Nocerino, Palladino - Del Piero, Trezeguet