Zwischen zwei Welten

Von Stefan Moser
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© Getty

München - Manuel Pellegrini ist Chilene, 54 Jahre alt und Trainer des spanischen Erstligisten FC Villarreal. Und Pellegrini hat die Schnauze gestrichen voll - von Juan Roman Riquelme.

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Seit über einem Jahr liegt der argentinische Superstar nun schon mit der sportlichen Führung in Villarreal über Kreuz. Und seit dieser Zeit wandelt Riquelme fußballerisch auch zwischen zwei Welten.

Im Februar 2007 wechselte er - völlig außer Form - von Villarreal auf Leihbasis für sechs Monate zu den Boca Juniors, seinem Heimatverein in Argentinien.

Kaum dort angekommen, schoss er Boca praktisch im Alleingang zum Sieg in der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League. Riquelme in absoluter Topform.

Unfreiwillige Rückkehr nach Spanien

Also wollte ihn Pellegrini wieder zurück. Riquelme selbst aber wollte in Argentinien bleiben, bot Boca sogar an, für ein ganzes Jahr auf sein Gehalt zu verzichten. "Ich bin ein Kind Bocas", unterstrich er gewohnt einsilbig die Verbundenheit zu "seinem" Klub.

Sein Vertrag in Villarreal aber läuft noch bis 2009. Und die geforderte Ablöse von 10 Millionen Euro konnte sich Boca schlicht nicht leisten. Also musste Riquelme im Sommer wieder zurück nach Spanien. Und dort sitzt er nun - völlig außer Form - auf der Tribüne.

Schallende Ohrfeige für Pellegrini

Am Samstag nun begann für Argentinien die Qualifikation für die WM 2010. Nationalcoach Alfio Basile ließ Riquelme im Auftaktspiel von Beginn an auflaufen und stellte hinterher fest: "Er ist ein Zauberer."

Der 29-Jährige erzielte zwei Tore, die Gauchos gewannen mit 2:0, Riquelme war in absoluter Topform - und das ausgerechnet gegen Chile (Riquelmes One-Man-Show gibt's auch als Video bei SPOX.TV). Eine schallende Ohrfeige für Pellegrini, dem 54-jährigen Chilenen aus Villarreal.

Die Reaktion aus Spanien folgte prompt. "Ich glaube, es ist Zeit für Roman, seine Karriere bei Villarreal zu beenden. Es wäre das Beste für alle", erklärte Geschäftsführer Jose Manuel Llaneza am Montag der Sportzeitung "Marca".

Riquelme soll gehen

Noch im Winter soll Riquelme den Verein verlassen. "Momentan haben wir keine Angebote für den Spieler, aber ich bin mir sicher, dass sich das ändern wird", so Llaneza.

In der Tat waren schon im Sommer mehrere europäische Klubs an Riquelme interessiert, unter anderem Atletico Madrid und Tottenham Hotspur. Villarreal aber blockte ab. Mittlerweile jedoch scheint das Maß endgültig voll, Riquelme darf gehen.

Ob sich die internationale Elite in der derzeitigen Situation aber um den Argentinier reißen wird, bleibt abzuwarten. Die sportliche Achterbahnfahrt des letzten Jahres hat Riquelmes Image in Europa nicht eben verbessert.

Zwischen sensibel und überempfindlich

Ohnehin gilt der 29-Jährige als schwieriger Charakter. Zwischen schläfrig und genial in seiner Leistung, zwischen introvertiert und phlegmatisch in seinem Auftreten, zwischen sensibel und überempfindlich in seiner Stimmung.

Dazu entspricht sein Stil nicht wirklich der europäischen Auffassung eines athletischen und taktisch geprägten Fußballs. Riquelme ist ein Stratege: Er spielt geniale Pässe, schlägt präzise Flanken und schießt selbst Tore. 

Aber Riquelme geht auch gerne mal für eine halbe Stunde spazieren, trabt lustlos durch den Mittelkreis und wartet auf Bälle. Die Defensive kennt er nur vom Hören-Sagen. Eine funktionierende Mannschaft wird es sich also gut überlegen, ob sie sich in der Winterpause einen derart stimmungsabhängigen und spielerisch eher eigenwilligen Typ ins Boot holt.

In der Nacht auf Mittwoch (ab 2.35 Uhr LIVE bei Premiere) geht es mit Argentinien in der WM-Qauli gegen Venezuela. Für Riquelme wieder eine günstige Gelegenheit, für etwaige Interessenten vorzuspielen.

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