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Von Christian Bernhard
alessandro del piero
© Getty

München - Der neue Fiat 500 ist in Italien der absolute Renner und bereits auf dem besten Weg zum Kultauto. Anfang Oktober hat Alessandro del Piero ein besonderes Exemplar des Kleinwagens in Empfang genommen. 

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Juventus-Geschäftsführer Jean-Claude Blanc überreichte seinem Kapitän in Anlehnung an dessen Rückennummer und das 500. Spiel, welches er im Laufe der vergangenen Saison für die Alte Dame bestritten hatte, den zehnten Fiat 500, der vom Fließband gegangen war. Artig lächelten beide bei der Übergabe in die Kameras.

Doch der Schein trügt. Zwischen Del Piero und Juve herrscht momentan alles andere als eitel Sonnenschein. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Das Gehalt, Ranieri und die Nationalmannschaft

Erstens: Der Vertrag des Juve-Kapitäns läuft zum Ende der Saison aus. Bis vor einigen Monaten kein Grund zur Besorgnis. Andere Vereine fragten gar nicht erst an, denn niemand wollte sich eine so gut wie sichere Absage abholen. Del Piero ist neben Paolo Maldini und Francesco Totti das letzte Urgestein im italienischen Fußball. 15 Jahre in Turin, 525 Spiele und 218 Tore sprechen alleine für sich.

Die Vertragsverhandlungen zogen sich aber in die Länge. Der Verein wollte Del Pieros Gehalt aufgrund des fortgeschrittenen Alters und der neuen Vereinsphilosophie um 30 Prozent auf rund 3,5 Millionen Euro kürzen.

Neuer Vertrag bis 2010 

Pinturicchio, wie er von Gianni Agnelli liebevoll genannt wurde, wollte davon aber nichts wissen. Was folgte, war ein ewiges Hickhack, zumeist öffentlich ausgetragen. In der Nacht zum Mittwoch dann doch noch der Durchbruch: Ein neuer Vertrag bis 2010, im ersten Jahr 4 Millionen Euro, im zweiten 3,7 (jeweils netto).

"Mit diesem Vertrag habe ich eine endgültige Entscheidung für meine Karriere, aber auch für mein Leben getroffen. Juve hat mir so viel gegeben, deswegen möchte ich hier weiter gewinnen", grinste Del Piero nach dem Deal.

Auch Präsident Giovanni Cobolli Gigli zeigte sich erleichtert: "Wir sind sehr zufrieden. Del Piero verkörpert unsere Werte und unser Projekt."

Dabei legte die sportliche Leitung zuletzt keinen großen Wert auf den Projektleiter Del Piero.

Erster Sohn und letzter Vertrag 

Im Spitzenspiel des vergangenen Spieltags gegen den AC Florenz saß Del Piero, der in Kürze zum ersten Mal Vater wird, nur auf der Bank. Trainer Claudio Ranieri vertraute im Angriff auf Vincenzo Iaquinta und David Trezeguet.

Iaquinta spielt momentan groß auf und Ranieri hat des Öfteren betont, dass für ihn alle Spieler gleich seien und es keine Ausnahmestellung für den Rekordtorschützen geben werde. Demnach stehen Del Piero trotz des neuen Vertrags harte Zeiten ins Haus.

Noch schlechter sieht es in Sachen Nationalmannschaft aus. Für das EM-Quali-Spiel gegen Georgien nominierte ihn Roberto Donadoni erst gar nicht. Seine Zukunft im Dress der Azzurri ist nach zuletzt schwachen Auftritten mehr als ungewiss.

Alles in allem eine denkbar schlechte Situation für den großen NBA-Fan. Doch Del Piero ist in Italien nicht irgendein Spieler, Del Piero ist viel mehr. Es dauerte keinen Tag, schon bekam der 32-Jährige Zuspruch von allen Seiten. Seine Teamgefährten Gianluigi Buffon, Gianluca Zambrotta und Antonio Nocerino machten sich in der Öffentlichkeit für den 32-Jährigen stark, der Neo-Nationalspieler Nocerino "kann sich Juve ohne Del Piero gar nicht vorstellen".

Briatore und die Queens Park Rangers klopften an

Doch nicht nur von seinen Kollegen kamen positive Signale. Plötzlich klopften auch interessierte Vereine an der Tür des Juve-Urgesteins. Milan-Trainer Carlo Ancelotti ließ verlautbaren, dass für Del Piero "immer ein Plätzchen in Milanello frei" sei und Palermo-Präsident Maurizio Zamaparini verkündete, dass es schon immer sein Traum gewesen sei, Del Piero nach Sizilien zu holen.

Am hartnäckigsten präsentierte sich aber Flavio Briatore. Der Formel-1-Guru hat zusammen mit Bernie Ecclestone die Queens Park Rangers aus der englischen First Division übernommen und wollte nach Angaben des "Dailly Mirror" seinen neuen Fans Del Piero als großen Transfercoup präsentieren. Laut der englischen Zeitung stellt Briatore 29 Millionen Euro für Neuzugänge zur Verfügung. Viel Geld, das nach Del Pieros Vertragsverlängerung nun anders angelegt werden muss.

Tifosi machten sogar in Ebay mobil

Die Juve hat allem Anschein nach eine Palastrevolution in letzter Sekunde vermieden. Allein der Gedanke an ein Juventus ohne Del Piero ließ die Tifosi in Scharen aktiv werden. In mehreren italienischen Zeitungen wurden Leseraktionen gestartet, in denen Tausende ihren Kapitän zum Dableiben animierten. Die Fans ließen ihrer Phantasie freien Lauf.

Ein Juve-Anhänger inszenierte auf Ebay gar eine Auktion, bei der man symbolisch für Del Pieros neuen Vertrag spenden konnte. Nun hat die Juve-Familie auch ohne die Hingabe der Tifosi das nötige Kleingeld aufgebracht.

Damit ist der Fiat 500 kein Abschiedsgeschenk an Del Piero, sondern das Symbol für den Aufbruch in die Last-but-not-least-Phase zwischen Juve und seiner Gallionsfigur.