Hausmeister oder Totengräber

Von Stefan Moser
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© Getty

München - Manchester United gegen den FC Chelsea (ab 17.00 Uhr im SPOX-Live-Ticker und bei Premiere. Alle Highlights am Montag als Video exklusiv bei SPOX.com).

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In den vergangenen Jahren hieß das vor allem Alex Ferguson gegen Jose Mourinho. Und weil in den englischen Sportmedien alles, was irgendwie wichtig erscheint, als Schlachtfeld beschrieben wird, hieß es: Der Krieg der Egos.

Auf der einen Seite Mourinho, the Special One. Der extravagante, bisweilen leicht infantile Portugiese mit seinem unersättlichen Hunger auf Anerkennung und Erfolg.

Auf der anderen Seite Ferguson, Sir Alex. Der geradlinige, bisweilen leicht cholerische Schotte mit seinem unersättlichen Hunger auf Rotwein und Kaugummi.

Es war die sorgsam gepflegte Feindschaft zweier Männer, die sich trotz ihrer Rivalität - und trotz ihres monumentalen Selbstbewusstseins - in der Regel doch mit gegenseitigem Respekt begegneten.

Mourinho weg, Topstars da 

Das alles ist inzwischen Geschichte. Mourinho ist weg, Ferguson hat seinen liebsten Feind, die Premier League ein höchst unterhaltsames Duell verloren.

Rein sportlich aber gehört die Begegnung Manchester gegen Chelsea sicher immer noch zum Besten, was die Fußballwelt zu bieten hat. Denn beide Teams sind (oder waren) keineswegs nur auf der Bank so prominent besetzt: Ein Blick auf den Spielberichtsbogen liest sich wie ein Who-is-Who des internationalen Fußballs.

Der wieder genesene Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo, Ryan Giggs, Carlos Tevez und Kollegen für Manchester. Didier Drogba, Andrij Schewtschenko, Florent Malouda, Petr Cech, John Terry und Co. auf Seiten der Londoner.

Ballack und Lampard fehlen

Auf Frank Lampard und Michael Ballack muss Chelsea dagegen verzichten. Beide sind noch verletzt und stehen nicht im Kader.

Die meisten Kameras werden am Sonntagabend aber ohnehin zunächst auf Avram Grant gerichtet sein. Der Israeli - seit 2007 zunächst technischer Direktor in London - ist der Neue auf der Chelsea-Bank.

Der 52-Jährige galt schon im Vorfeld als vehementer Gegner von Mourinho, entsprechend kritisch wird er jetzt beäugt, zumal Grant bislang auch kaum etwas vorzuweisen hat - außer dass er Russisch spricht und ein freundschaftliches Verhältnis zu Chelsea-Eigner Roman Abramowitsch pflegt.

Seine Erfahrungen als Trainer beschränken sich dagegen auf Engagements in Israel. Makabi Tel Aviv, Makabi Haifa und die Nationalmannschaft stehen in seiner Vita. Die englische Presse ist davon jedoch ebenso wenig beeindruckt wie vom Charisma des neuen Trainers.

Hausmeister oder Totengräber

Ganz im Gegensatz zu Mourinhos Glamour liege Grants Ausstrahlung irgendwo im Bereich zwischen Hausmeister und Totengräber. "Ich bin ein ganz normaler Typ", sagte der Neue bei seiner Vorstellung am Donnerstag. "Aha", dachten da die Journalisten.

Sein Image in der Öffentlichkeit könnte Grant im Grunde genommen egal sein - viel problematischer ist dagegen sein Standing innerhalb der Mannschaft. Mourinho war beliebt bei den Spielern, einige von ihnen (unter anderem Drogba) sollen beim Abschied geweint haben.

Offener Widerstand in der Mannschaft

Nach den ersten Trainingseinheiten am Freitag formierte sich sogar eine Art offener Widerstand gegen Grant. Nach einer ebenso kühlen wie knappen allgemeinen Ansprache durch den Trainer lud Kapitän John Terry noch zum Treffen im privaten Kreis. Explizit nicht eingeladen wurde Grant selbst.

In dieser Runde soll es dann richtig gekracht haben. Einige Spieler, allen voran Drogba, Malouda und Ashley Cole, sollen sich dabei äußerst vehement gegen Grant ausgesprochen haben.

Wie das dann auf dem Platz aussieht, wird sich am Sonntag ab 17.00 Uhr zeigen. Alle Tore sowie weitere Highlights aus der Partie ManU gegen Chelsea gibt's übrigens am Montag exklusiv als Video bei SPOX.com.

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