Laudehr schießt Deutschland ins Viertelfinale

Von Für SPOX bei der Frauen-WM: Stefan Moser/Daniel Börlein
Simone Laudehr (M.) erzielte in der 54. Minuten das goldene Tor für Deutschland
© Getty

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist durch einen 1:0-Erfolg gegen Nigeria ins Viertelfinale der WM eingezogen. Das goldene Tor in Frankfurt erzielte Simone Laudehr.

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Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat im zweiten Spiel der Weltmeisterschaft den zweiten Sieg gelandet. Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid bezwang Nigeria mit 1:0 (0:0) und steht damit schon sicher im Viertelfinale.

Vor 48.817 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter WM-Arena erzielte Simone Laudehr in der 54. Minute das Tor des Tages für das deutsche Team.

Die Neid-Elf liegt durch den Sieg nun mit sechs Punkten auf Rang zwei in Gruppe A. Im abschließenden Gruppenspiel gegen Frankreich braucht die DFB-Auswahl einen Sieg, um die Franzosinnen noch von Platz eins zu verdrängen.

Reaktionen:

Silvia Neid (Bundestrainerin): "Durch die vielen Fouls haben wir nie richtig ins Spiel gefunden. Wir sind erst einmal froh, dass wir eine Runde weiter sind. Aber im Spiel nach vorne haben wir noch viel zu tun."

Simone Laudehr: "Wir wussten, dass Nigeria sehr aggressiv sein wird. Wir haben uns das Leben aber selber schwer gemacht. Das Spiel ist teilweise etwas unglücklich verlaufen."

Annike Krahn: "Wir wussten, dass es hart zur Sache gehen wird. Wir haben nicht alles abgerufen, was wir können. Da gibt es noch Steigerungsbedarf. Ein Stück weit war es auch ein Erfolg des Willens."

Birgit Prinz: "Ich bin nicht ganz glücklich damit, wie wir gespielt haben. Wir haben relativ wenig Fußball gespielt und uns wenige Torchancen erarbeitet. Das fand ich enttäuschend."

Ngozi Uche (Trainerin Nigeria): "Natürlich war es ein hartes Spiel, da viel auf dem Spiel stand. Aber es war ein gutes Spiel, beide Teams haben sich gut verkauft. Ich glaube, dass uns bessere Zeiten bevorstehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bundestrainerin Silvia Neid lässt die gleiche Mannschaft wie gegen Kanada ran. Das bedeutet auch: Prinz darf trotz enttäuschender Leistung gegen Kanada wieder von Beginn an ran. Popp und Grings sitzen beide wieder erst mal nur auf der Bank.

4.: Erste dicke Chance: Langer Ball in den nigerianischen Strafraum. Dede hält ein Schläfchen und kommt nicht aus ihrem Kasten raus. Laudehr setzt nach, kann den Ball im 16er aber nicht mehr entscheidend ablenken.

15.: Der Ball ist in der Kiste, aber die Fahne ist oben. Ganz bitter: Die Abseits-Entscheidung ist falsch. Das wäre die Führung für unsere Mädels durch da Mbabi gewesen, die alleine durch war.

54., 1:0, Laudehr: Wie aus dem Nichts die Führung: Ein Freistoß von da Mbabi wird erst noch abgwehrt, genauso wie der Nachschuss von Popp. Die Kugel kommt aber über Umwege zu Laudehr, die keinen Spaß versteht und die Pille aus sechs Meter ins Netz hämmert.

66.: Schöne Kombination über Popp und da Mbabi, die an der Strafraumkante auf Grings ablegt. Deren Knaller kommt aber nicht durch, den Nachschuss aus zehn Metern hämmert dann Garefrekes über den Kasten.

78.: Grings zündet noch mal eine Fackel vom linken Strafraumeck, aber Dede fischt den Ball im Nachfassen aus der Luft.

92.: Noch mal Ecke für Nigeria, aber Angerer ist da und faustet unter Bedrängung den Ball aus dem 16er.

Fazit: Ein Kampfsieg für die Neid-Elf. Sowohl offensiv als auch defensiv ist noch einige Luft nach oben, um dem Traum von WM-Titel nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Star des Spiels: Annike Krahn. Eine grandiose Fußballerin wird die deutsche Abwehrchefin nicht mehr. Dennoch: Krahn leistete sich im Spielaufbau keinerlei Fehler und behielt in einer nicht immer sattelfesten Hintermannschaft die Übersicht und Ruhe. Und das war in dieser Partie einiges wert.

Der Flop des Spiels: Birgit Prinz. Zugegeben, die deutsche Spielführerin hatte gegen Nigerias robuste Innenverteidigerinnen einen schweren Stand. Dennoch war es enttäuscht, wie sich Prinz präsentierte. Unerklärliche Stockfehler, leichtfertige Ballverluste und unnötige Abspielfehler - die 33-Jährige erwischte einen ganz schwachen Tag und wurde bereits kurz nach der Pause ausgewechselt.

Die Schiedsrichterin: Sung Mi Cha. Die Koreanerin bewies in der Anfangphase noch ein gutes Händchen, hatte mit zunehmender Spieldauer allerdings große Probleme. Zwischenzeitlich lag sie in der Bewertung von Zweikämpfen reihenweise daneben und ließ immer wieder harte Attacken der Afrikanerinnen ungestraft durchgehen. Auch ihre Assistentinnen waren keine große Hilfe. Immerhin: Cha machte keinen spielentscheidenden Fehler.

Analyse: Die deutsche Mannschaft legte mächtig los, setzte Nigeria früh unter Druck und schnürte die Afrikanerinnen in der ersten Viertelstunde in deren Hälfte ein. Allerdings reichte es nur zu einer Gelegenheit durch Laudehr. In der Folge verlor die Neid-Elf immer mehr die Linie.

Nigeria stellte die Räume geschickt dicht, attackierte die deutsche Viererkette früh, so dass aus der deutschen Abwehr fast nur weite Bälle nach vorne gespielt wurden, die meist bei Nigeria landeten. Die deutschen Außen hingen, anders als noch im Eröffnungsspiel, völlig in der Luft. Prinz und Okoyino da Mbabi in der Sturmmitte rochierten viel zu wenig.

Gruppe A: Frankreich schießt Kanada ab

Im Zentrum mühte sich zwar Laudehr, das Offensivspiel zu beleben, doch insgesamt fehlte es der deutschen Mannschaft an Kreativität und einem Überraschungsmoment. Nigeria hingegen verlegte sich darauf, defensiv kompakt zu stehen und der DFB-Elf mit einer Portion Härte den Schneid abzukaufen. Was schließlich auch gelang.

In den letzten Minuten vor der Pause haderte das deutsche Team mit der Schiedsrichterin, brachte sich damit selbst völlig aus dem Konzept und kassierte dafür beim Kabinengang Pfiffe.

Auch nach dem Seitenwechsel tat sich das deutsche Team schwer im Spiel nach vorne, das Engagement aber stimmte. Im Mittelfeld arbeitete man aggressiv gegen den Ball und hielt Nigeria dadurch weit weg vom eigenen Tor. Mehr war an diesem Tag nicht drin.

Da die Afrikanerinnen kräftemäßig nicht einbrachen und bis zuletzt dagegen hielten, musste das deutsche Team wie schon gegen Kanada bis zum Schlusspfiff zittern. Immerhin steht die Neid-Elf nun bereits nach zwei Partien im Viertelfinale. Dort wird man sich allerdings steigern müssen.

Deutschland gegen Nigeria: Fakten zum Spiel

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