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GESPONSERT VON

Völler: Es fehlt der Killerinstinkt

SID
Andre Schürrle wartet immer noch auf sein erstes Saisontor
© Getty

Den Turbo zündete Andre Schürrle erst nach Spielschluss. Zu sagen hatte er an diesem Abend nichts mehr, da er 15 Minuten nach Spielschluss aus dem Stadion verschwand.

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Die wenig berauschende Nullnummer von Bayer Leverkusen gegen den ukrainischen Klub Metalist Charkiw zum Auftakt der Europa League war nicht einmal eine Viertelstunde alt, da flitzte der Nationalspieler kurz nach Renato Augusto durch die Katakomben der BayArena in die Tiefgarage und begab sich schon auf die Heimreise. Schürrle hatte es offensichtlich eilig, zu sagen hatte er an diesem Abend nichts mehr.

Was sollte er auch sagen? Dass er eine Stunde lang auf der Ersatzbank gesessen hatte, dürfte ihn wenig begeistert haben. Nur der Rotation geschuldet war diese Maßnahme jedenfalls nicht. "Wir haben vorne gute Variationsmöglichkeiten und einen gewissen Konkurrenzkampf", sagte Bayer-Trainer Sascha Lewandowski.

Schürrle wartet weiter auf erstes Saisontor

Da passte es für Schürrle ins Bild, dass er auch noch die beste Chance des Spiels mit einem Lattenschuss vergeben hat. So warten die Verantwortlichen, denen der Wechsel des Jung-Nationalspielers von Mainz 05 vor einem Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag wert war, weiter auf den großen Durchbruch Schürrles in Leverkusen.

In 379 Minuten in dieser Saison ist ihm noch kein Tor geglückt. Auch die sieben Treffer im Vorjahr waren kein Vergleich zu seiner Mainzer Zeit (15 Treffer in 2010/11). Das Vertrauen ist aber groß in den Künsten des 21-Jährigen, sonst hätten die Verantwortlichen vor der Saison kaum eine Millionen-Offerte - im Gespräch waren 25 Millionen Euro - des Champions-League-Siegers FC Chelsea abgelehnt.

So steht Schürrle irgendwo stellvertretend für die Leverkusener Mannschaft in dieser noch jungen Saison. Elegant sieht das Spiel aus, aber die Effektivität ist ihnen abhandengekommen. Auch gegen die Südamerika-Auswahl von Charkiw, das mit neun Spielern aus Brasilien oder Argentinien angetreten war. "Es fehlt ein bisschen der Killerinstinkt, die Kaltschnäuzigkeit", bemängelte Sportchef Rudi Völler, der aber eine Leistungssteigerung im Vergleich zum Spiel bei Borussia Dortmund (0:3) ausgemacht hat.

Castro: "Machen uns nicht bekloppt"

Trotzdem sei ein Punkt ein wenig enttäuschend, sagte Völler, zumal Bayer in der recht unattraktiven Gruppe mit Charkiw, Rosenborg Trondheim und Rapid Wien als haushoher Favorit gilt. So ist das erste Grummeln im Umfeld schon zu hören, genauso wie die Pfiffe der 15.322 Zuschauer, die sich die Rückkehr in die Europa League nach einem Jahr Abwesenheit anders vorgestellt hatten. Gonzalo Castro, ebenfalls zunächst auf der Bank, will von dem Gerede über fehlende Konstanz nichts wissen: "Wir machen uns nicht bekloppt. Wir hatten letztes Jahr genügend Probleme. Wir bleiben alle ruhig und entspannt."

Weiter geht es für Bayer auf internationaler Bühne mit dem Gastspiel in Trondheim am 4. Oktober. Die Norweger führen nach dem 2:1 zum Auftakt bei Rapid die Tabelle an. Doch im Vordergrund steht für Bayer das Derby gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag. Sollte auch das Duell nicht gewonnen werden, wäre der Fehlstart perfekt. Das weiß auch Stefan Kießling: "Wir stehen schon sehr unter Druck. Drei Punkte aus drei Spielen, das haben wir uns anders vorgestellt. Jetzt zählt im Derby nur ein Dreier." Tore wären da hilfreich, auch von Schürrle.