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GESPONSERT VON

"Bist du eigentlich noch ganz dicht?"

Von Für SPOX in Hannover: Stefan Rommel
Jan Schlaudraff traf zum 2:1 gegen Brügge
© Getty

Hannovers Jan Schlaudraff traf zum 2:1-Endstand gegen Brügge. Im Interview spricht der 28-Jährige über seinen riskanten Elfmeter, den schlechten Tag der Schiedsrichter und die erhöhte Konkurrenz im 96-Angriff.

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Frage: Herr Schlaudraff, Ihr Elfmeter war ja schon sehr frech. Was haben Sie sich dabei gedacht?

Jan Schlaudraff: Ich bin davon ausgegangen, dass sich der Torwart für eine Ecke entscheidet. Deshalb habe ich mich für einen Lupfer in die Mitte entschieden. Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist.

Frage: Über mögliche Konsequenzen bei einem Scheitern haben Sie sich keine Gedanken gemacht?

Schlaudraff: Natürlich schon. Wenn der einfach stehen bleibt und ihn fängt, denkt sich jeder: 'Wie bescheuert ist der denn?' So denken jetzt viele, das war überragend.

Frage: Wie war Ihre Elferstatistik denn vorher?

Schlaudraff: Ich habe einen geschossen, in Cottbus damals, und den verschossen. Meine Statistik ist jetzt also eher durchwachsen. In einem Testspiel gegen Köln habe ich auch getroffen, ich bin also durchaus in der Lage, Elfmeter ins Tor zu schießen. Aber meine Bundesliga-Statistik ist verheerend.

Frage: Was hat Mirko Slomka eigentlich zu Ihrem Elfmeter gesagt?

Schlaudraff: Er hat mich gefragt, ob ich eigentlich noch ganz dicht bin. Aber wir wollten die sicherste Variante nehmen und die ist nunmal hoch in die Mitte. Deshalb war er auch zufrieden.

Frage: Was hat Ihnen am Spiel Ihrer Mannschaft am besten gefallen?

Schlaudraff: Dass wir nach dem Rückstand zurückgekommen sind. Man hätte nach dem 0:1 schon denken können: 'Jetzt haben wir eigentlich gut gespielt, aber keine Chance mehr, ins Spiel zu kommen.' Aber wir sind trotzdem dran geblieben, haben weiter nach vorne gespielt und hochverdient gewonnen. Auch wenn der Sieg um das eine oder andere Tor zu niedrig ausgefallen ist. Das war unserer Chancenverwertung geschuldet und einem Schiedsrichter, der nicht seinen besten Tag hatte. Aber insgesamt können wir zufrieden sein.

Frage: Wussten Sie, dass Sie beim Foul an Ihnen innerhalb des Strafraums waren?

Schlaudraff: Da war ich mir relativ sicher. Erstens hat man die Abdrücke im Rasen gesehen und zweitens hatte ich im Kopf, dass ich einen halben Meter drin war. Das war ein klarer Elfmeter.

Frage: Die Unparteiischen haben das so nicht erkannt.

Schlaudraff: Das ist das ja... Vor dem Spiel kommen fünf Leute in die Kabine und kontrollieren sogar die Schuhe, mit denen man nur trainiert und schauen sich jeden Nocken einzeln an. Und wenn's im Spiel rauf ankommt, steht einer daußen, der die ganze Zeit die Fahne nicht hebt. Dann steht einer genau auf der Linie vom Sechzehner und sieht sowas nicht. Da frage ich mich: 'Wo sind die mit ihren Gedanken?' Aber dann sieht der, der nie die Fahne hebt, ein angebliches Foul von Stindl. Noch so ein Highlight... Aber wir können's nicht ändern. Wir hatten selbst die Mögichlkeiten, das dritte Tor noch zu machen. Für's Rückspiel ist alles offen und wir haben es selbst in der Hand.

Frage: Sie haben nach gut einer Stunde mehr aus der Tiefe gespielt. Zu dem Zeitpunkt war die Mannschaft etwas in einem Loch. Danach wurde es deutlich besser. Der richtige Schachzug?

Schlaudraff: Wir mussten uns erst vom Gegentor erholen. Denn bis dahin hatten wir Brügge im Griff, die hatten keine Torchance bis dahin. Mit Artur kam ein zweiter Stürmer und ich habe aus dem Mittelfeld heraus versucht, dass Spiel wieder in ruhigere Bahnen zu lenken. Das ist uns dann auch ganz gut gelungen.

Frage: Reicht die Leistung von heute auch für das Rückspiel?

Schlaudraff: Schwer zu sagen. Man hat gesehen, dass die aus einer Situation ein Tor machen können - und bei 0:1 wären wir auch schon raus. Aber wenn wir ein sehr gutes Spiel machen, haben wir die Möglichkeit, diesen Gegner auch zu schlagen.

Frage: Was sagen Sie zur Unterstützung der Fans?

Schaudraff: Die Unterstützung von denen, die da waren, war fantastisch. Ich finde es aber schade, dass es bei so einem Spiel noch freie Karten im Vorverkauf gab und dass ein paar Plätze auf der Tribüne frei bleiben. Aber die, die da waren, haben uns nach dem Rückstand zurück ins Spiel gebrüllt. Dafür sind wir dankbar.

Frage: Mit Abdellaoue, Ya Konan, Diouf und Sobiech als "echte" Stürmer und mit Ihnen noch dahinter ist Hannover mittlerweile in der Offensive sehr luxuriös ausgestattet...

Schlaudraff: Wir steigern dadurch auf alle Fälle unsere Variabilität. Wir haben mehrere Möglichkeiten zu rotieren, könnnen mit zwei Spitzen spielen oder einer. Mit Artur und Moa haben wir zwei Brechertypen, mit Didier einen, der drumherum spielen kann und ich dahinter oder auch in der Spitze.

Frage: Im Mittelfeld gab's eine Raute. Warum?

Schlaudraff: Wir wollten mehr Druck machen mit zwei Spitzen und mir dahinter. Das ist in den meisten Fällen auch sehr gut aufgegangen.

Frage: Am Ende waren Sie sogar Kapitän.

Schlaudraff: Die Binde war unumgänglich an mich weiterzureichen, weil ich der einzige aus dem Spielerrat war, der da noch auf dem Platz stand. Insofern konnte ich mich dem nicht verschließen. Es war das erste Mal in einem Pflichtspiel.

Frage: Haben Sie eigentlich den Juni im Blick und da die EM?

Schlaudraff: Ich denke sehr oft an die EM - weil ich da Urlaub habe. Wir haben eine fantastische Nationalmannschaft. Ich versuche weiter, meine bestmögliche Leistung zu bringen und hoffe, dass ich gesunde bleibe. Alles andere schaue ich mir im Fernsehen an. Und das Weitere wird sich zeigen.

Hannover - Brügge: Die Daten zum Spiel

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