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Der Hamburger SV steht im Viertelfinale

Von Stefan Moser / Daniel Reimann
Jerome Boateng (r.) erzielte das zwischenzeitliche 1:0 für den HSV in Anderlecht
© Getty

Der Hamburger SV steht im Viertelfinale der Europa League. Trotz einer 3:4 (1:2)-Niederlage beim RSC Anderlecht zieht die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia in die nächste Runde ein. Der HSV gewann das Hinspiel vor einer Woche mit 3:1.

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22.000 frenetische Zuschauer im ausverkauften Constant Vanden Stock-Stadion in Brüssel sahen ein temporeiches und phasenweise hektisches Spiel, in dem sich der Hamburger SV durch viele Unkonzentriertheiten immer wieder selbst in arge Bedrängnis brachte.

Jerome Boateng (42.), Marcell Jansen (54.) und Mladen Petric (75.) trafen für den HSV. Die Tore für die leidenschaftlichen Gastgeber machten Romelo Lukaku (44.), Matias Suarez (45. /Elf.), Lucas Biglia (55.) und Moubarak Boussoufa (66.).

Labbadia: "Wir haben uns nicht gut angestellt"

Trotz der Niederlage in einem spektakulären Spiel ziehen die Hamburger ins Viertelfinale ein. Das Hinspiel in Hamburg gewann die Mannschaft von Bruno Labbadia mit 3:1.

"Wir haben heute einiges erlebt, was wir uns hätten ersparen können", sagte Labbadia: "Wir sind aber sehr glücklich, dass wir weitergekommen sind. In der Defensive haben wir uns aber bei einigen Situationen nicht gut angestellt. Dennoch haben wir gezeigt, dass wir die Qualität haben, immer wieder Tore zu schießen. Deswegen sind wir auch verdient weitergekommen."

Die Viertelfinal-Spiele finden am 1. und 8. April statt. Die Paarungen werden am Freitag (13.30 Uhr im LIVE-TICKER) in Nyon ausgelost.

So diskutierten die mySPOX-User während der Partie

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Auf der rechten Mittelfeldseite lässt HSV-Trainer Bruno Labbadia mal wieder den jungen Torun beginnen; die zuletzt formschwachen Trochowski und Elia sitzen auf der Bank. In der Viererkette ersetzt Boateng den verletzten Aogo auf links. Für den zurzeit etwas indisponierten Demel rückt Rincon als Rechtsverteidiger in die Startformation. Auch van Nistelrooy spielt wieder von Beginn an - soweit die Füße tragen.

1.: 20 Sekunden gespielt - und schon brennt's im HSV-Sechzehner: Boateng verschläft auf links einen langen Ball auf Suarez, der legt flach und scharf zur Mitte: Rozehnal klärt mit dem ganz langen Bein am Fünfer.

9.: Wieder steht Boateng zu weit weg, wieder profitiert Suarez. Er kommt rechts im Strafraum an den Ball, trifft aus spitzem Winkel aber nur das Außennetz.

18.: Dicke Chance für Petric! Jansen mit einer tollen, halbhohen Flanke von links, Petric entwischt Gegenspieler Mazuch und grätscht in die Hereingabe. Knapp rechts vorbei!

42.,0:1, Boateng: Wunderschönes Ding vom Verteidiger! Torun bringt einen Freistoß vor's Tor, van Damme verlängert unglücklich auf Boateng, der den Ball von links aus 13 Metern wundervoll ins lange Kreuzeck schlenzt.

44.1:1, Lukaku: Boussoufa bekommt auf der rechten Außenbahn von Boateng zuviel Platz und flankt mit viel Gefühl und Übersicht in die Mitte. Dort nickt Lukaku aus sechs Metern problemlos ein.

45.: Elfmeter für Anderlecht! Boateng tritt Suarez im Strafraum völlig unnötig um - klare Sache!

45., 2:1, Suarez: Der Gefoulte schießt und lässt Rost keine Chance! Der passt perfekt links unten, obwohl Rost im Eck war.

54., 2:2, Jansen: Petric hebt den Ball in den Sechzehner, Jansen kommt aus spitzem Winkel zum Abschluss und haut die Kugel mit links ins lange Eck.

59., Tor, 3:2, Biglia: Van Damme legt von links zurück in den Strafraum, keiner interessiert sich für Biglia, der trocken aus 16 Metern ins kurze Eck trifft. Geht hier noch was für die Gastgeber?

66., 4:2, Boussoufa: Lukaku lässt Mathijsen auf der linken Seite alt aussehen und spielt von der Torauslinie in die Mitte. Rost wartet auf den Ball, um ihn aufzunehmen, Boussoufa grätscht dazwischen und netzt aus ganz spitzem Winkel ein.

75., 4:3, Petric: Jarolim mit einem cleveren Anspiel in die Gasse, Petric trifft aus 14 Metern halblinks ins lange Eck. Das müsste es gewesen sein.

Fazit: Was für ein irres Spiel! Hamburg leistet sich zu viele dumme Unkonzentriertheiten, um die Nummer hier sauber nach Hause zu spielen. Darüber wird zu reden sein!

Star des Spiels: Die Flügelzange des RSC Anderlecht. In der ersten Hälfte machte Matias Suarez auf der rechten Seite mit Jerome Boateng, was er wollte, holte unter anderem den Elfmeter heraus - und verwandelte ihn auch sicher. In Halbzeit zwei trumpfte dann Moubarak Boussoufa auf links groß auf und traf ebenfalls. Die beiden flinken und geschmeidigen Außenstürmer der Belgier sind die fußballerischen Highlights in einer Mannschaft, die ansonsten hauptsächlich aus ambitionierten Kraftsportlern besteht. Eine gute Mischung.

Gurke des Spiels: Jerome Boateng. Kam links in der Viererkette überhaupt nicht zu Recht. Verschlief bereits nach 20 Sekunden den ersten langen Ball und blieb dieser Linie treu. Trotz seines spektakulären Treffers war er mit seinem unkonzentrierten und fahrigen Auftritt ein ständiger Unsicherheitsfaktor  - und war auch an den ersten beiden Gegentoren maßgeblich beteiligt.

Pfeife des Spiels: Terje Hauge. Der Norweger war nicht immer konsequent in seiner Linie. Während er in der Anfangsphase etwa sehr viel laufen ließ, zückte er später eine extrem kleinliche Gelbe Karte gegen Boateng. Hatte die hektische Partie aber trotzdem einigermaßen im Griff und leistete keine spielentscheidenden Fehler.

Lehren des Spiels: Ein übler Acker, ein echter Hexenkessel und ein Gegner, der mit dem Mut der Verzweiflung von Anfang an voll auf dem Gaspedal stand. Der HSV brauchte ein paar Minuten und ein Quäntchen Glück, um die Situation halbwegs in den Griff zu bekommen. Dann aber übernahmen vor allem die erfahrenen Ruud van Nistelrooy und Ze Roberto Verantwortung, hielten viele Bälle und beruhigten damit clever das Spiel - und vor allem auch das Publikum.

Die Sache schien unter Kotrolle, verdient ging der HSV dann auch wenige Minuten vor der Pause in Führung. Der schöne Treffer von Boateng aber sorgte paradoxerweise für den Bruch im Spiel. Denn wie eine Schülermannschaft schaltete Hamburg plötzlich mental zwei Gänge zurück und holte mit der eigenen Unkonzentriertheit den RSC Anderlecht völlig fahrlässig zurück ins Spiel.

Vor allem Boateng, der allerdings auch schon vor seinem Tor auf der ungewohnten linken Seite etliche schlampige Szenen hatte, stellte für drei Minuten den Spielbetrieb komplett ein. Beide Tore der Belgier gehen auch auf seine Kappe, vor allem das Foul an Suarez, das zum Elfmeter führte, darf sich ein Nationalspieler nicht leisten. Das Spiel war damit wieder offen - und das Stadion wieder voll da.

Wieder brauchte der HSV etwas Glück (und Jarolim auf der Linie), um die heiße Phase nach der Pause zu überstehen. Wieder trafen die Hamburger - und wieder fiel die Mannschaft unmittelbar danach ins Wachkoma und holte sich postwendend den nächsten Gegentreffer ab.

Dank seiner individuellen Klasse (und dem vorentscheidenden Treffer von Petric) kam der HSV unterm Strich aber mit einem blauen Auge davon und steht verdient im Viertelfinale. Trotzdem: Derartige mentale Durchhänger darf sich eine vermeintliche Spitzenmannschaft schlicht und einfach nicht erlauben. Schon gar nicht zwei Mal in einem Spiel.

Daten & Fakten: RSC Anderlecht - Hamburger SV