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GESPONSERT VON

"Ich danke Büskens für den Arschtritt"

Johannes Geis wechselte im Sommer 2015 vom 1. FSV Mainz 05 zum FC Schalke 04
© getty
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SPOX: Zumal es für Sie auf Schalke in den ersten Pflichtspielwochen auch hervorragend lief. Doch dann kam das Foul an Gladbachs Andre Hahn am 10. Spieltag und Sie wurden plötzlich als Treter und Knochenbrecher betitelt. Wie erschreckend war es für Sie zu sehen, dass die Reaktionen so heftig ausfielen, als seien Sie zuvor schon als Raubein in Erscheinung getreten?

Geis: Mir war bewusst, dass diese Geschichte für einzelne Medien ein gefundenes Fressen darstellt und deshalb richtig draufgehauen wird. Mich hat es dennoch erschüttert und auch verletzt, da ich ja bis dahin in keinster Weise als Treter in Erscheinung getreten bin und in meiner Karriere noch nicht einmal eine Gelbsperre absitzen musste.

SPOX: Was kaum in Betracht gezogen wird bei solch unglücklichen Szenen: Der Fußball ist enorm rasant geworden. 22 Spieler rennen in höchstem Tempo über das Spielfeld, so dass eine solche Situation in der Hektik des Geschehens theoretisch immer passieren kann. Ihr Foul war hart, aber eher unglücklich als vorsätzlich. Ist Ihnen diese Betrachtung zu kurz gekommen?

Geis: Vielleicht ein bisschen. Klar ist: Die Schuld lag bei mir und es tut mir extrem leid. Ich würde alles dafür tun, um diese paar Sekunden aus meinem Leben streichen zu können. Das Spiel war schon fortgeschritten, man spürte eine gewisse Müdigkeit, Andre Hahn dagegen war frisch und dann ging alles blitzschnell in dieser Situation. Ich hoffe sehr, dass mir so etwas nie wieder passiert.

SPOX: Eine solche Erfahrung hatten Sie bis dato noch nie in Ihrem Fußballerleben gemacht. Wie sehr ist Ihnen das denn auch in den Tagen danach noch nachgegangen?

Geis: Die erste Woche war schon hart und mit sehr viel Trubel verbunden, zumal es ja ein paar Tage später im Pokal erneut gegen Mönchengladbach ging. Nach rund eineinhalb Wochen hat sich das dann wieder normalisiert, so dass ich weitere Berichte dazu gar nicht mehr gelesen habe.

SPOX: Sie tragen ein Tattoo mit dem Schriftzug "God bless my family". Glauben Sie, dass Sie dieses Foul Ihr Fußballerleben lang wie ein Tattoo mit sich tragen werden?

Geis: Es ist gut möglich, dass es nicht meine letzte Rote Karte gewesen sein könnte und mich das dann wieder einholt. So ehrlich muss man sein und damit muss ich leben können. Ich hoffe, dass es nicht passiert. Ich muss mich auch bei meiner Familie und meiner Freundin bedanken, sie spielen für mich in guten wie in schwierigen Zeiten eine riesengroße Rolle und haben mich in vielen Gesprächen wieder aufgebaut.

SPOX: In den vier Bundesligaspielen während Ihrer Sperre holte Schalke lediglich zwei Zähler. Sie haben sich schnell zum unumstrittenen Taktgeber gemausert. Gab es schon einmal ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw?

Geis: Nein.

SPOX: Im Sommer haben Sie die Chance, mit Deutschland unter Horst Hrubesch zu Olympia nach Rio de Janeiro zu fahren. Würden Sie das theoretisch sausen lassen, wenn Sie stattdessen für die EM in Frankreich nominiert würden?

Geis: Ganz klar. Olympia wäre im Fall der Fälle zwar eine Gelegenheit, die man vielleicht nur einmal im Leben bekommt. Wenn man aber bei der A-Nationalelf dabei sein könnte, dann müsste man das einfach wahrnehmen. Etwas Besseres gibt es kaum.

SPOX: Der Bundestrainer setzt als Kapitän auf eines Ihrer Vorbilder: Bastian Schweinsteiger. Wie nehmen Sie ihn und die Diskussionen um ihn wahr, seitdem er nach England gewechselt ist?

Geis: Ich glaube, dass die Erwartungen an ihn nach der WM viel zu hoch waren. Es kam einem ja so vor, als ob er nur seine Mannschaften zum Sieg zu führen hat. Natürlich ist es für ihn noch neu, in England zu spielen. Dort unterscheidet sich das Tempo von dem, wie er es aus der Bundesliga gewohnt war. Zudem hat Manchester United nicht eine solche Spielkontrolle, wie sie den FC Bayern auszeichnet. An diese Dinge wird er sich gewöhnen. Ich gehe davon aus, dass er bei der EM wieder genau dieser Leader ist, der er auch beim Titelgewinn in Brasilien war. Vor ihm und seiner Karriere ziehe ich alle Hüte.

SPOX: Sie sind vor allem für Ihre starken Standardsituationen bekannt. Woher kommt diese Gabe - oder hatten Sie in dieser Beziehung früher auch ein Vorbild, dem Sie nachgeeifert haben?

Geis: Ich habe das stundenlang mit meinem Vater geübt. Er stand im Tor und ich habe geschossen. Er hat permanent die Hütte vollgekriegt. (lacht) Okay, manchmal hat er auch einen gehalten. Dazu habe ich mir Videos angeschaut, um mir bei den Profis die Details abzuschauen und das dann selbst zu verfeinern. Besonders Juninho von Olympique Lyon und seine extravagante Schusstechnik waren zu dieser Zeit für mich sehr interessant.

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