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GESPONSERT VON

Basel hadert - Fenerbahce jubelt

Von Nikolai Mende
Chelsea-Verteidiger David Luiz (r.) schlug in der 94. Minute per Freistoßtreffer zu
© getty

Der FC Chelsea und Fenerbahce haben einen großen Schritt gen Finale in Amsterdam getan. David Luiz sicherte den Blues per Freistoßtor in der 94. Minute einen womöglich entscheidenden Vorteil, während das Team aus Istanbul den Traum von der ersten türkischen Endspiel-Teilnahme seit 13 Jahren aufrechterhalten konnte. Beim FC Basel hingegen hadert man nach der Last-Minute-Pleite.

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Im St. Jakob-Park fehlten dem FC Basel trotz 36.000 Zuschauern, dem Besuch von Bayern-Star Xherdan Shaqiri und der Vertragsverlängerung mit Kapitän Marco Streller bis 2015 letztlich Qualität und das nötige Glück im Abschluss, um das Abwehrbollwerk des FC Chelsea zu knacken.

"Es war ein offenes Spiel und ich hatte das Gefühl, dass wir noch ein zweites Tor erzielen können und Chelsea mit dem 1:1 zufrieden war. Deshalb wollte ich den Offensivdrang meiner Mannschaft nicht bremsen", gab Yakin im Anschluss an die Partie zu verstehen.

Besonders bitter: Siegtorschütze Luiz hätte zum Zeitpunkt seines Treffers gar nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen. Der 26-Jährige hatte in der 83. Minute Basels Rechtsverteidiger Philipp Degen mit gestrecktem Bein rüde gefoult und konnte dankbar sein, dass dieses Einsteigen nur mit einer Gelben Karte geahndet wurde.

Sommer: "Mein Fehler"

"Ich hatte Riesenglück. Das Schien- und Wadenbein könnten gebrochen sein. Das war eine klare Rote Karte. Er hätte vom Platz fliegen müssen", kritisierte Degen die Entscheidung des tschechischen Schiedsrichters Pavel Kralovec.

Torhüter Yann Sommer, der den eigentlich haltbaren Freistoß in der Nachspielzeit nicht abwehren konnte, erklärte, was in der Szene schiefgelaufen war: " Ich sage Fabian Schär, dass er auf die Linie kommen soll, sehe aber nicht, dass er links steht. So rennt er diagonal vor mir durch und ich sehe eine Sekunde den Ball nicht. Ich müsste ihm aber sagen, dass er hinter der Mauer gerade durchläuft. Mein Fehler, denn ich habe ihn da nicht beobachtet."

Luiz konnte den Freistoß im rechten unteren Eck unterbringen - eigentlich das Torwarteck, denn der Ball schlug nur knapp links vom Keeper ein.

"Das hat uns voll den Knick gegeben, denn wir haben im Spiel viel gemacht, viel probiert und sind zu Chancen gekommen und dann bekommst du am Schluss so ein dummes Tor. Ich muss wirklich sagen: Chelsea ist für mich nicht der verdiente Sieger", haderte der 24-jährige Sommer nach Schlusspfiff mit dem Spielverlauf.

Favoriten nur auf Konter aus

Auch Valentin Stocker teilte die Meinung seines Keepers, dass deutlich mehr möglich gewesen wäre: "Ich weiss nicht, was ihr gesehen habt, aber ich habe heute nicht die Mannschaft gesehen, die letztes Jahr die Champions League gewonnen hat. Die kommen nach Basel gegen eine Schweizer Mannschaft und spielen so defensiv und nur auf Konter."

Ihr einziges Tor hatten die Schweizer trotz aller Kritik am Unparteiischen ebenfalls einer Fehlentscheidung von Kralovec zu verdanken. In der 87. Minute zeigte der Tscheche nach einem vermeintlichen Foul an Stocker im Strafraum zu Unrecht auf den Elfmeterpunkt, Fabian Schär nutzte die Gunst der Stunde zum Ausgleich. Angesprochen auf die fragwürdige Entscheidung konterte Chelseas Trainer Rafael Benitez süffisant: "Welcher Elfmeter?"

"Es war ein sehr intensives Spiel mit hohem Tempo, wir wussten, dass wir gegen eine Mannschaft spielen, die zu Hause nie verliert und schon viele Gegner besiegen konnte. Wir hatten Konterchancen und hätten noch mehr Tore erzielen können, aber ich sagte es nochmal: Basel ist ein gutes Team", lobte der Spanier.

Durch den Sieg ist dem Vorjahresgewinner der Champions League die zweite Finalteilnahme im Europapokal in Folge kaum noch zu nehmen. "Ich will ins Finale, dieser Titel ist sehr wichtig für uns und auch ich will unbedingt einen weiteren Pokal gewinnen", kündigte David Luiz an, der neben seinem Siegtor auch eine starke Defensivleistung in der Innenverteidigung beisteuerte.

Istanbul belohnt sich im Aluminium-Festival

In Istanbul versetzte Fenerbahce seine Fans in einen wahren Rausch, denn der große Traum von einem Endspiel mit türkischer Beteiligung wird immer realer. Zuletzt gelang dies im Jahr 2000 dem Stadtrivalen Galatasaray, der den bislang einzigen Europapokal-Titel einer türkischen Mannschaft erringen konnte.

Nach dem verdienten 1:0 gegen Benfica Lissabon hat Fenerbahce gute Chancen, das Finalticket für Amsterdam zu lösen. "Das war eine große Nacht für den türkischen Fußball", schwärmte der ehemalige Liverpooler Dirk Kuyt nach der Partie.

Vor 50.530 Zuschauern im ausverkauften Sükrü-Saracoglu-Stadion scheiterten die Hausherren gleich drei Mal an Pfosten oder Latte, ehe Egemen Korkmaz das erlösende Siegtor erzielen konnte.

Für Benfica war es die erste Niederlage in der laufenden Europa-League-Saison, zuletzt war die Mannschaft von Trainer Jorge Jesus wettbewerbsübergreifend zehn Spiele lang ungeschlagen.

"Wir haben trotz des vielen Pechs gewonnen. Taktisch und von der Vorbereitung her waren wir unglaublich. Wir konnten sie komplett ausschalten, da wir in den vergangenen drei Tagen wirklich alles, was sie machen, studiert haben", so Kuyt.

Drei Mal Pfosten oder Latte

Dabei sah es lange so aus, als würde das Glück auf Seiten der Portugiesen stehen. Der Senegalese Moussa Sow setzte einen Kopfball an die Querlatte, Christian scheiterte bei seinem Foulelfmeter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit ebenso am Pfosten wie Kuyt nach dem Seitenwechsel. Erst in der 72. konnte Korkmaz den Ball über die Linie köpfen.

"Wir haben wieder allein gezeigt, was wir erreichen können und was man schaffen kann, wenn man daran glaubt", zeigte sich Fenerbahces Torwart Volkan Demirel erleichtert.

Coach Aykut Kocaman fand ebenfalls lobende Worte für seine Mannschaft, da es "sehr wichtig" gewesen sei, "keinen Gegentreffer zu bekommen" und man dieses Ziel erreicht habe. "Ich glaube, wir haben heute unsere körperliche Stärke gezeigt und wir haben uns einen Vorteil für das Rückspiel gesichert. Das Finale ist überhaupt nicht sicher, aber wir werden unser Bestes geben, um es zu schaffen ", fügte der 47-Jährige hinzu.

Die Halbfinal-Rückspiele der Europa League finden am 2. Mai statt.

Der Europa-League-Spielplan