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Wenn der Rechner zum Träumer wird

SID
Trotz Niederlage im Hinspiel hat Martin Kind (l.) seine Augen aufs Halbfinale gerichtet
© Getty

Manchmal wird Martin Kind in diesen Tagen zum Träumer. Bei einem wie dem Klubchef von Hannover 96 eigentlich nur schwer vorstellbar: Kind ist der Typ kühler Rechner, stets rational. Da bleibt für emotionale Ausschweifungen kein Platz. Doch angesichts der Erfolge "seines" Vereins in der Europa League kann sich auch der 67-Jährige der Euphorie in seinem Umfeld nicht mehr verschließen. Am Donnerstagabend (20.50 Uhr im LIVE-TICKER) geht es im Viertelfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid.

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Nach dem 1:2 im ersten Duell mit den Spaniern winkt die Runde der letzten Vier. Schon ein 1:0 würde reichen.

"Wir dürfen träumen und haben gute Chancen. Mit dem Einzug ins Halbfinale würde mehr als nur ein Traum wahr werden", sagt Kind der Nachrichtenagentur dapd: "Diese Entwicklung war vor zwei Jahren nicht zu erwarten."

2010 hatten die Niedersachsen erst am letzten Spieltag den Verbleib in der Bundesliga gerettet. Sportlich lebte man stets am Existenzminimum, und finanziell lief es alles andere als rund. Ein Verlust von sechs Millionen Euro stand am Jahresende zu Buche. Mittelmaß war schon ein ehrgeiziges Ziel.

Kind: "96 ist keine graue Maus mehr"

Oft scheint Kind an diese Zeit zurückzudenken. Die Erinnerung an die Vergangenheit hilft, die Gegenwart einzuordnen. "96 ist keine graue Maus mehr", sagt der Klubchef. Selbst einem mit internationalen Topstars wie Diego oder Falcao gespickten Team wie Atletico Madrid begegnet man auf Augenhöhe. Das macht selbstbewusst.

"Mittlerweile weiß ganz Europa, wo Hannover liegt", sagt Sportdirektor Jörg Schmadtke. Der Manager kam im Sommer 2009 nach Hannover, ein halbes Jahr später folgte Trainer Mirko Slomka - seitdem geht es bergauf. Auch wirtschaftlich.

Sollte der Einzug ins Halbfinale der Europa League gelingen, kann Kind mit einem Umsatzplus von bis zu 20 Millionen Euro kalkulieren. Als Gewinn würden geschätzte fünf Millionen auf dem 96-Konto hängen bleiben.

"Das Geld brauchen wir nach den vergangenen Verlusten aber auch", sagt Kind und schließt ein aggressives Auftreten im nächsten Transferfenster aus: "Wir müssen vernünftig bleiben und werden uns gezielt verstärken. Aber wir haben die aktuelle Mannschaft zu 100 Prozent zusammengehalten. Das gibt Planungssicherheit."

Fast alle Stammspieler bis 2014 gebunden

Vom Stammpersonal sind einzig die Mittelfeldspieler Lars Stindl und Sergio Pinto nicht länger als bis 2013 an den Klub gebunden. Für alle anderen Profis müssten interessierte Konkurrenten ganz tief in die Tasche greifen.

"Natürlich merkt man, dass man uns und einzelne Spieler mehr beobachtet. Aber wir haben prinzipiell kein Interesse daran, Spieler zu veräußern", sagt Kind und hofft, bis Mitte Mai auch einen langfristigen Vertrag mit Stindl vermelden zu können: "Die Einkommen in Hannover sind nicht schlecht. Die Spieler wissen, was sie an dem Verein haben."

Schließlich könnte es auch in der kommenden Jahr wieder durch Europa gehen. In der Bundesliga liegen die Niedersachsen derzeit auf Rang fünf. "Wir haben noch zwei theoretische Chancen, in der nächsten Saison wieder international dabei zu sein: Über die Bundesliga oder über die Europa League", betont Kind.

Um nicht auf die Platzierung in der Liga angewiesen zu sein, müsste man am 9. Mai in Bukarest allerdings das Europa-League-Finale gewinnen. Die Prämien mit den Spielern hat Kind seit Wochen ausgehandelt. Träumen ist erlaubt.

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