Deutschland als Neuanfang

Von Christian Bernhard
irland nationalmannschaft kreis
© Getty

München - Anfang der 90er Jahre war Irland fußballerisch auf dem Höhepunkt. Der Erfolg trug dabei einen Namen: Jacky Charlton. Doch das ist lange her.

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Jack Charlton war ein gewiefter Mann. Und das nicht nur in seiner aktiven Zeit. 1966 wurde er in Wembley Weltmeister, ein Jahr später zu Englands Fußballer des Jahres gewählt.

Sein größter Coup gelang ihm aber als Trainer. Als er in den 80er Jahren die irische Nationalmannschaft - Deutschlands nächster Gegner in der EM-Quali (Sa, ab 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) - übernahm, dümpelte diese im europäischen Mittelmaß herum. Mit ihm am Ruder sollte sich das in den folgenden Jahren schlagartig ändern.

Dazu bediente er sich einer List. Er lotste mehrere Spieler aus anderen Ländern, die dort keine Chance auf eine Einberufung in die Nationalmannschaft hatten, aber aufgrund ihrer Abstammung die irische Staatsbürgerschaft erlangen konnten, auf die grüne Insel. So baute er eine schlagkräftige Truppe auf.

Glorreiche sechs Jahre

Diese qualifizierte sich 1988 für die EM in Deutschland und schrammte dort nur knapp am Halbfinale vorbei. Das war der Startschuss für das goldene irische Fußballzeitalter. Zwei Jahre später kamen The Boys in Green bei der WM sogar ins Viertelfinale und scheiterten dort knapp (0:1) an Gastgeber Italien und Toto Schillaci.

Bei der WM 1994 in den USA gelang den Iren in der Vorrunde die Revanche gegen Italien und sie kamen immerhin bis ins Achtelfinale. Glorreiche sechs Jahre für den irischen Fußball. Allesamt mit Jack Charlton.

Keane und Staunton wecken schöne Erinnerungen

Heute sieht die Situation anders aus. Für die EM-Qualifikation braucht es ein mittelgroßes Wunder, an das kaum einer glaubt. Mit 14 Punkten liegt Irland derzeit auf Rang drei der Gruppe D - sechs Zähler hinter Tschechien, acht hinter Deutschland.

Die EM hat Trainer Steve Staunton schon abgehakt. "Das ist vorbei. Unser Fokus liegt jetzt auf einem neuen Team für die WM 2010", meint Staunton. Gegen Deutschland soll mit dem Neubeginn angefangen werden. Die Hoffnungen ruhen auf Robbie Keane - eben jener, der beim letzten Aufeinandertreffen gegen Deutschland traf.

2002 präsentierten sich die Iren bislang letztmals auf der großen Fußball-Bühne. Keane und Staunton waren damals beide als Spieler dabei. Bei der WM in Japan und Südkorea schoß Keane in der Vorrunde das 1:1 gegen Deutschland. Die Kleeblätter schafften den Sprung ins Achtelfinale, dort unterlag man Spanien erst im Elfmeterschießen.

Ordentliche Bilanz gegen Deutschland

Der erhoffte Schub blieb jedoch aus. Heute lässt ein Blick in die FIFA-Weltrangliste die Alarmglocken schrillen. Irland findet sich dort nur auf Rang 32 wieder. Davor liegen Nationen wie Guinea oder Kolumbien. Ein ernüchternder Anblick.

Vor dem Deutschland-Spiel macht einzig der Blick in die Statistik etwas Hoffnung. Immerhin verloren Keane und Co. von den letzten vier Duellen gegen Deutschland nur eines - das Hinspiel in Stuttgart (0:1).

Den letzten Sieg gegen "Germany" gab es übrigens 1994. In Hannover siegten die Iren mit 2:0. Damals an der Seitenlinie: Jacky Charlton.

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