Der Fußballgott muss sich beweisen

Von Thomas Gaber
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© Getty

München - Manchmal bedarf es nur ein klein wenig Unvermögen, um den Heldenstatus innerhalb kurzer Zeit einzubüßen. Im Fußball reichen ein paar Fehlpässe zu viel, ein paar verlorene Zweikämpfe und eine vergebene Großchance.

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Als Bastian Schweinsteiger am vergangenen Sonntag beim 3:0 seines FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg dieses Malheur unterlief, pfiffen ihn jene Zuschauer aus, die ihn 20 Minuten zuvor bei der Mannschaftsaufstellung noch als "Schweinsteiger Fußballgott" huldigten.

Ein Novum für Schweinsteiger. Niemals zuvor hatte es das Münchner Publikum gewagt, ihren Fußballgott zu diskreditieren. Blasphemie gehört sich auch nicht.

Doch die Fans sind derzeit nicht gut zu sprechen auf Schweinsteiger. Er hat sich ihrer Auffassung nach in letzter Zeit zu viele unterdurchschnittliche Auftritte im Trikot der Münchner geleistet und durfte deshalb gegen Nürnberg auch nur aus rotationstechnischen Gründen ran. Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld hat Schweini erst mal aus der Stammelf verbannt.

Kritik von Hitzfeld und Hoeneß 

Der Coach Hitzfeld fordert von Schweinsteiger, "endlich mal wieder die 20 oder 30 Prozent mehr abzurufen, die er drauf hat."Hitzfelds Entscheidung kommt beim Manager gut an. "Wer nicht gut spielt, muss auf die Bank und kann von draußen schauen, wie die anderen spielen", sagt Uli Hoeneß.

Für viele Fachleute hat er dies zuletzt getan - in der Nationalmannschaft. Und zwar beim 2:0-Sieg in der EM-Qualifikation in Wales. Doch bei genauerer Betrachtung wurde Schweinsteigers Leistung in Cardiff als zu wohlwollend bewertet. Einst galten die Waliser als übelste Schlachtbankangestellte in Europa, gegen Deutschland spielte aber ein Elf, die von aggressivem Zweikampfverhalten so weit entfernt war wie von der EM-Teilnahme.

Schweinsteiger hat Spaß 

"Es hat Spaß gemacht. Ich hatte viel Platz und wurde auch nicht gefoult", sagte Schweinsteiger hinterher. Das hatte zuvor noch nie ein Fußballer nach einem Auftritt in Wales behauptet - ob Freizeit- oder Profikicker.

Schweinsteiger hat am Samstag die nächste Gelegenheit, seine Kritiker ruhig zu stellen. Bundestrainer Joachim Löw hat ihm im EM-Quali-Spiel in Dublin gegen Irland (Sa., ab 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) erneut die Spielmacherrolle zugewiesen. Der Ausfall von Michael Ballack macht's möglich.

"Ich weiß, dass ich auf dieser Position spielen kann aber ich habe keine Ansprüche. Wenn Ballack zurück ist, habe ich kein Problem damit, wieder nach außen zu gehen", so Schweinsteiger.

Lackierte Fingernägel und gefärbte Haare 

Vielleicht würde Schweinsteiger etwas mehr Anspruchsdenken gut tun. Seine Vorgesetzten - ob bei Bayern oder in der Nationalmannschaft - würden dies sicherlich begrüßen. Karl-Heinz Rummenigge kritisierte indirekt Schweinsteigers Einstellung.
"Ich habe kein Problem damit, wenn sich einer die Fingernägel lackiert oder die Haare färbt. Aber ich halte es für überflüssig", so der Bayern-Boss.

Schweinsteiger will versuchen, "mit jeder Kritik positiv umzugehen." "Ich weiß auch, dass ich nun drei Spiele nicht auf meinem Niveau gespielt habe, aber ich musste mich erst wieder an den Rhythmus der englischen Wochen gewöhnen", sagte der 23-Jährige in "Sport-Bild".

Obwohl dieser Rhythmus jäh unterbrochen wurde, soll Schweinsteiger Deutschland in Dublin zur EM 2008 führen. Dafür reicht bereits ein Unentschieden. Doch für Schweinsteiger steht mehr auf dem Spiel. Er muss sich beweisen. Das Rampenlicht der Nationalmannschaft ist seine Chance. Er sollte sie nutzen.

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