Dunney Monster und das Sams

Von Stefan Rommel
irland-dfb-frings514
© Getty

München - Ein Punkt noch, und wir können uns für nächsten Juni schon vier Wochen Urlaub nehmen und aparte Unterkünfte in Klagenfurt oder Bern reservieren.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

 Heute Abend gegen 23 Uhr jedenfalls könnte die deutsche Elf das Ticket für die EURO 2008 schon in der Tasche haben.

Die Vorzeichen stehen gut: Zuletzt verlor eine DFB-Auswahl in der EM-Quali vor neun Jahren, damals 0:1 in der Türkei. Eine Niederlage in Irland liegt schon 51 Jahre zurück.

Was soll da eigentlich noch anbrennen? SPOX.com hat sich die direkten Duelle der Partie genauer angeschaut und gibt einen kurzen Überblick über die Stärken und Schwächen der Protagonisten (20.45 Uhr im LIVE-TICKER).

Shay Given vs. Jens Lehmann

Beide reaktionsschnell, routiniert und die unumstrittene Nummer eins. Kennen sich aus der Premier League. Given spielt seit zehn Jahren für Newcastle United, Lehmann mit etwas Pech nur noch einige Monate für den FC Arsenal. Werden sich nur vor und nach dem Spiel beim Shakehands in die Quere kommen. Oder wenn einer der beiden kurz vor Schluss nach einer Ecke noch den Ausgleich köpfen muss.

Steve Finnan vs. Piotr Trochowski

Farblos gegen kopflos. Finnan ist die personifizierte Langeweile, aber grundsolide in der Verteidigung. Kantiger Typ, der gerne mal nach vorne rennt. Allerdings ähneln seine Flanken denen von Stuttgarts Ludovic Magnin. Heißt: Von zehn Flanken werden neun Stück nur für die Fans hinterm Tor gefährlich. Dennoch wird Trochowski Ärger bekommen mit dem Mann von der Anfield Road. Der Hamburger spielt bisher eine eher durchwachsene Saison, tritt beim HSV kaum in Erscheinung. Kleiner Vorteil im Duell mit Finnan: Seine Wendigkeit.

Richard Dunne vs. Lukas Podolski

Der heimliche Star von Überraschungsmannschaft Manchester City gegen Stürmer Nummer drei eines UEFA-Cup-Teilnehmers. "Dunney Monster" sieht nicht nur aus wie ein Ungeheuer, sondern ist auch eins. Satte 96 Kilo verteilt auf 1,88 Meter, dazu ein Gesicht wie Wayne Rooney beim Genuss einer Zitronenlimo. Kuschelfaktor: Benannte Töchterchen Lyla nach einem Song der bekennenden City-Fans Oasis. Dagegen der Lukas aus Köln-Bergheim: Im Moment allenfalls dritte Wahl bei den Galaktischen des FC Bayern. Immerhin im DFB-Dress endlich mal wieder von Beginn an. Kann heute zeigen, dass er Miro Klose locker ersetzen kann.

John O'Shea vs. Kevin Kuranyi

Der Lukas Podolski Irlands gegen unseren Dauerbrenner: Wie der Poldi darf O'Shea bei Manchester United immer nur ein paar Minuten vor Schluss ran. Immerhin ist das Geheimnis seines Namens nicht länger eines: Der Mann heißt [tschon ouschäa]. Und nicht anders. Kuranyi dürfte O'Sheas fehlende Spielpraxis sehr zu Gute kommen. Bei Ecken und Standards für den Gastgeber heißt es aber aufgepasst: O'Shea ist einer der heißesten Verteidiger-Scorer der Premier League. Alexander Madlung in gut.

Joey O'Brien vs. Clemens Fritz

Ein Treffen der Reha-Patienten. O'Brien war unendliche 15 Monate außer Gefecht. 15 Monate! Umgerechnet sind das zweieinhalb Kreuzbandrisse. Auch Fritz hatte über ein Jahr mit den Nachwirkungen eines Wadenbeinbruchs zu kämpfen, zuletzt zwickte der Bauchmuskel gleich mehrere Wochen. Da von O'Brien in der Offensive nicht viel zu erwarten ist, sollte Fritz die sich bietenden Gelegenheiten zum Vorstoß ausgiebig nutzen. Und vielleicht findet sich in all der Hektik ja Zeit für einen kleinen Plausch über die Unterschiede britischer und deutscher Krankengymnastik.

Lee Carsley vs. Bastian Schweinsteiger

Oder auch South Park und das Sams. Carsley spielt im Hauptberuf beim FC Everton, nebenbei verdient er sich als Zeichentrickfigur bei South Park noch ein paar Penunzen. Die Ähnlichkeit mit den knuffigen Figuren aus der amerikanischen Einöde ist zu verblüffend. Ähnlich geht es dem Schweini. Sieht aus wie das Sams, spielt momentan auch so: Zu viele Schnörkel, zu wenig Durchschlagskraft. Schweinsteiger hat heute Gelegenheit, sich gegen einen wirklich ruppigen Bewacher zu beweisen. Eine Spielwiese wie gegen Wales wird ihm der bissige Carsley nicht gewähren.

Stephen Hunt vs. Torsten Frings

Irlands kleiner Shooting Star gegen unseren Rückkehrer. Von Hunt erwartet sich Trainer Steve Staunton Druck durch die Mitte und über links. Erst im Februar gab Hunt sein Debüt in der Nationalmannschaft. Rasanter Aufstieg, vergleichbar mit dem von Stuttgarts Roberto Hilbert: Aufstieg mit dem FC Reading von der First Division in die Premier League und nur ein halbes Jahr später schon die Berufung. Frings ist das große Fragezeichen im DFB-Team. Hat nach langer Verletzung erst zweimal über 90 Minuten gespielt. Ein kleines Risiko, ihn auf der wichtigen Position vor der Abwehr zu bringen. Denn: Gesund ist nicht gleich fit.

Andy Reid vs. Marcell Jansen

Das Moppelchen gegen die Dampfwalze. Reid hat seit Jahren schon mit erheblichen Gewichtsproblemen zu kämpfen. Ein typisches Opfer des gemeinen Jojo-Effekts. Zeigt die Kurve dabei aber mal nach unten, ist Vorsicht geboten: Reid ist der Sprinter im Team. Wie David Odonkor, nur dazu noch ein richtiger Fußballspieler. Jansen besticht durch seine Wucht. Im Antritt und Defensivverhalten hat der Bayer aber noch erhebliche Defizite und könnte so neben Frings eine kleine Schwachstelle sein.

Kevin Kilbane vs. Arne Friedrich

Könnten glatt Zwillingsbrüder sein, was ihre Spielweise betrifft. Kilbane hat als offensiver Mittelfeldspieler bisher in 83 Länderspielen erst sieben Törchen erzielt. Spielt bisweilen so unscheinbar, dass sich der Zuseher fragen muss, ob die Iren mit einem Mann weniger auf dem Feld stehen. Trotzdem - oder gerade deshalb? - haben ihm die Fans den Spitznamen Zinedine Kilbane verpasst. Britischer Humor eben. Und Arne Friedrich? Die Seite nach hinten zu machen. Das sollte genügen.

Kevin Doyle vs. Christoph Metzelder

Noch einer von "The Royals" aus Reading. Und der dritte Kevin auf dem Platz. Gab sein Debüt für die Iren im Hinspiel in Stuttgart. Kurios: Seine Eltern konnten sich dadurch eine Kreuzschifffahrt leisten. Sie hatten einige Jahre zuvor darauf gewettet, dass der Filius einmal für Irland spielen würde. Einsatz: 50 Pfund, Quote: 100:1. Gutes Näschen. Christoph Metzelder wird mit dem wendigen Doyle so seine liebe Mühe haben, zumal der Ex-Dortmunder zuletzt wegen einer Sehnenverletzung keine Spielpraxis sammeln konnte.

Robbie Keane vs. Per Mertesacker

Berühmter Name, aber längst nicht so ein Heißsporn wie der richtige Keano. Mit Irland als Jugendlicher 1998 immerhin U-19-Europameister. Ein Mann der Insel. Sein kurzes Gastspiel bei Inter Mailand vor einigen Jahren endete mit dürftigen sechs Einsätzen und null Toren im Fiasko. Bei den Spurs aber neben Dimitar Berbatow im Sturm gesetzt. Kann nichts so wirklich gut, aber alles ein bisschen. Wie Madrids Raul. Das reicht, um mit 31 Toren Irlands Toptorjäger aller Zeiten zu sein. Per Mertesacker bekommt es zum erstenmal mit Keane zu tun. Wird ein echter Gradmesser für den jungen Bremer.