"Schießt Mac in den Himmel"

SID
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© Getty

Hamburg - Während Otto Rehhagel mit seinen griechischen Titelverteidigern ausgerechnet im Land des Erzrivalen Türkei die EM-Teilnahme 2008 perfekt machte, steht die einstige Großmacht England vor dem Aus.

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Die Presse des Fußball-Mutterlandes wünschte Steve McClaren nach dem 1:2 in Russland zum Teufel: "Werft schon mal den Motor des abgedunkelten Leichenwagens an. Englands EM-Hoffnungen liegen im Todestrakt", urteilte "The Daily Telegraph".

"Gute Nacht Wien - Adé Genf - Auf Wiedersehen McClaren", titelte "The Daily Mail". Während Russlands Staatschef Wladimir Putin ("Ein fantastischer Sieg") schwärmte und Trainer Guus Hiddink sein "besonderes Lob" ausdrückte, gelten in England ab sofort andere Prioritäten.

England kehrt sich vom Fußball ab

"Nun müssen die Rugby-Helden die Nation aufrichten", befand "The Sun", bildete McClarens Kopf auf einem Rugby-Ball ab und forderte: "Schießt Mac in den Himmel."

Denn hinter dem praktisch qualifizierten Spitzenreiter Kroatien (26) ist England (23) zwar noch Zweiter, doch Russland (21) hat ein Spiel weniger absolviert und kann mit Siegen in Israel und Andorra das EM-Ticket aus eigener Kraft lösen.

"Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen", forderte Hiddink, der mit Roman Pawljutschenko (2 Tore) den Sieg einwechselte. Dass auch ein unberechtigter Elfmeter dabei war, ließen selbst englische Medien als Ausrede nicht gelten.

Schottland erlebt "Horror-Show"

Auch Schottland (24) enttäuschte beim 0:2 in Georgien, fiel hinter Frankreich (25) zurück und muss nach der "Horror-Show" ("The Times") sein "Finale" gegen Italien (23) am 17. November gewinnen. "Wir sind noch im Rennen", meinte Coach Alex McLeish.

"The Times" aber glaubt: "Die Niederlage gegen die von Klaus Toppmöller trainierten georgischen Teenager-Rabauken könnte sich als fatal herausstellen."

Beste Karten im Kampf ums EM-Ticket hat wieder Frankreich nach dem 2:0 über Litauen. Matchwinner war Thierry Henry, der mit seinen Länderspiel-Treffern 42 und 43 Idol Michel Platini als Rekord-Torschützen ablöste. "Das ist eine große Ehre", sagte er.

Rehhagel treibt Griechen in den Wahnsinn

Der vom Frankfurter Bundesliga-Profi Ioannis Amanatidis perfekt gemachte 1:0-Erfolg der griechischen "Imperatoren" ("Sportime") beim ungeliebten Nachbarn Türkei löste im Land des EM-Champions Euphorie aus. Zwar wurde (noch) nicht gefeiert wie beim EM-Triumph 2004, doch das Vertrauen in Rehhagels Mannern ist wieder da.

"Wir erleben wieder Tage wie in Portugal und werden unseren Titel verteidigen!", jubelte "Sportday". Die Zeitung "To Fos" bescheinigte vor lauter Begeisterung allen Spielern "ausnahmslos eine Superleistung", als Erfolgsgarant gilt aber ihr deutscher Coach.

"Prost Rehhagel!" schrieb "Ta Nea". "Der Mann treibt uns alle noch in den Wahnsinn. Er schafft einen Erfolg nach dem anderen." Rehhagel blieb auch im Erfolg gelassen: "Wir sind nächstes Jahr dabei, weil wir mit Herz und Kopf spielen."

50 Flaschen Champagner für Rumänen

Auch in Rumänien und Tschechen werden die Fußball-Lehrer gefeiert. "Die Qualifikation ist vor allem Victor Piturcas Verdienst. Er hat die Nationalelf zu einem Ganzen zusammengeschmiedet", lobte Rumäniens Generaldirektor Ioan Lupescu seinen Coach.

Der führte sein Land nach 2000 schon zum zweiten Mal zur kontinentalen Endrunde und spendierte wie versprochen 50 Flaschen Champagner. Nach dem "böhmischen Märchen" (3:0), dem ersten Sieg in Deutschland seit 1964, heimste sogar der nicht unumstrittene Karel Brückner, als dessen Nachfolger schon mal Lothar Matthäus gehandelt wurde, Lob als Top-Taktiker ein.

Als erster Coach führte er Tschechien drei Mal in Serie zu großen Turnieren. Nun sind die Erwartungen an die Routiniers groß. Die Zeitung "Lidove noviny": "Brückners alte Herren haben noch nicht ihr letztes Wort gesagt."

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