Italien hofft auf Lippi

SID
Fußball, EM 2008, Marcello Lippi, Italien
© DPA

Rom - Alte Besen kehren gut. Nach dem erfolglosen Intermezzo mit EM-Verlierer Roberto Donadoni hofft Italien mit WM-Held Marcello Lippi auf die Titelverteidigung bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika.

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Wie eine Mischung aus Putschist und Messias kehrte der 60 Jahre alte Trainer bei seiner offiziellen Vorstellung in Rom an die Spitze seiner geliebten "Azzurri" zurück.

"Ich bin sehr glücklich, wieder auf meinem Posten zu sein und dort weiterzumachen, wo ich 2006 aufgehört habe", versprach Lippi das große Comeback der Weltmeister: "Italiens Fußball ist allererste Klasse!"

Offensiv zum Erfolg

"In den letzten zwei Jahren habe ich zwar ein paar Kilo zugenommen, aber jedes nur mögliche Spiel gesehen", versicherte der weißhaarige Coach den "Tifosi", längst nicht zum alten Eisen zu gehören. "Mit 60 Jahren fängt das Leben an", sagte der braungebrannte Toskaner.

"Ich wünsche ihm viel Glück", begrüßte Bayern Münchens Stürmerstar Luca Toni seinen alten, neuen Boss, der Italien mit "der richtigen Mischung aus erfahrenen Weltmeistern und jungen Spielern zu einer offensiven und sofort erfolgreichen Zukunft" führen will.

"Lippi ist eine Garantie"

Lippis "höchste Motivation" stellt niemand infrage, seine Erfahrung als langjähriger Star-Trainer von Juventus Turin und Weltmeister 2006 beruhigt. "Lippi ist eine Garantie", sagte der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, Gianni Petrucci.

"Ich bewundere ihn sehr und bin ihm sehr dankbar", sagte Mittelfeldspieler Daniele De Rossi, der unter Lippi bei der WM debütiert hatte.

Der neue Betreuerstab steht bereits. Narciso Pezzotti kehrt als Co-Trainer an Lippis Seite zurück, Ciro Ferrara wird sein Assistent und Ex-Torwart Angelo Peruzzi soll neuer Teammanager werden.

Lippis schwere Bürde

Von langer Hand hatte Lippi sein Comeback vorbereitet. "Ich hatte viele Angebote von Klubs und Nationen, aber vor der EM wurde die Lust übergroß, meinen Posten wieder einzunehmen", sagte Lippi in Rom.

Seine Rückkehr riecht ein wenig nach Putsch. Noch wenige Tage vor dem EM-Start lud Lippi seinem glücklosen Nachfolger eine tonnenschwere Last auf die Schultern, als er Italien zum Titelfavoriten Nummer 1 erklärte. "Kein Team ist stärker als Italien", sagte Lippi.

Der Titelgewinn war damit Pflicht. Als Italien im Viertelfinale mit 2:4 im Elfmeterschießen gegen Spanien ausschied, war Donadonis Schicksal besiegelt.

"Wäre die EM besser gelaufen, wäre ich jetzt noch am Meer", meinte Lippi süffisant. Er räumte aber immerhin ein, dass "die letzten beiden Jahre für Italien nicht verloren" seien.

Toni fühlt sich schuldig 

"Vielleicht war auch ich dafür mitverantwortlich, ich weiß es nicht", gab sich Toni wegen seiner zahlreichen vergebenen Torchancen zerknirscht.

"Für Donadoni tut es mit ehrlich leid", meinte der bei der EM torlos gebliebene Stürmer.

Auch unter Lippi wird Toni die Nummer 1 im Sturm der Italiener bleiben. Schnellstmöglich will er seine Ladehemmung loswerden.

Die beste Möglichkeit wären die ersten WM-Qualifikationsspiele am 6. September auf Zypern und vier Tage später zu Hause gegen Georgien.

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