Entwarnung bei Lahm und Podolski

SID
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© Getty

Tenero - Nur keine Panik. Nach der intensiven Aufarbeitung der Kroatien-Pleite hat die sportliche Leitung der deutschen Fußball- Nationalmannschaft um Bundestrainer Joachim Löw das heiße "Endspiel" gegen Außenseiter Österreich zur reinen Charakterfrage erklärt.

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"Das Spiel wird eine Kopfsache sein. Wenn wir hundert Prozent abrufen und hundertprozentig umsetzen, was die Trainer von den Spielern fordern, kann es nur einen Sieger geben - Deutschland", verkündete Team-Manager Oliver Bierhoff in Tenero.

Ein radikaler Umbau des Teams ist nicht geplant, sondern nach dem "grünen Licht" für die angeschlagenen Lukas Podolski und Philipp Lahm lautet das Motto für den heißen Bruderkampf am Montag in Wien: Weiter so!

"Wir haben vieles hinterfragt", berichtete Bierhoff nach der internen Klausur des Trainerstabes und "vielen Einzelgesprächen" mit den Akteuren um Kapitän Michael Ballack.

"Der Weg ist der richtige"

Die wichtigste Erkenntnis sei gewesen, nach der ersten Niederlage im EM-Turnier die bisherige Linie unter Löw konsequent beizubehalten: "Der Weg ist der richtige", übermittelte Bierhoff.

Personell heißt das: Jens Lehmann bleibt im Tor und Christoph Metzelder wird im Abwehrzentrum nicht durch den im Geheimtraining angeblich überragenden Arne Friedrich ersetzt.

Auch dem enttäuschenden Sturmduo Klose/Gomez will Löw anscheinend eine weitere Chance geben und damit den dreifachen Turnier-Torschützen Podolski zunächst wieder als linken Mittelfeldspieler aufbieten.

Umstellungen werden nicht verraten

Denn das Team, das gegen Kroatien kollektiv versagte und Zweifel säte, soll sich rehabilitieren dürfen. "Die Spieler sind gefordert. Sie müssen eine Antwort zeigen", erklärte Bierhoff, der einen Tag vor dem Flug in die österreichische Hauptstadt die von Löw angekündigten "ein oder zwei" Veränderungen nicht verraten mochte: "Das Wichtigste ist, dass es die richtigen personellen Maßnahmen sind."

Nach der Sperre von Rotsünder Bastian Schweinsteiger und dem schon während des Kroatien-Spiels vollzogenen Rücktransfer von Philipp Lahm auf die linke Abwehrseite steht womöglich nur rechts ein Umbau an. Denkbar ist die Rückkehr zur WM-Abwehrreihe, indem der Berliner Friedrich in die Viererkette rückt.

Dann könnte Clemens Fritz wieder im Mittelfeld agieren. Oder Fritz spielt - wie in der zweiten Hälfte gegen Kroatien - hinten. Mit dem kampfstarken und ballsicheren Tim Borowski könnte dann das Mittelfeld kompakter gemacht werden.

Einstellung statt Aufstellung

Für wichtiger als die Aufstellung wird von Löw und den Spielern aber ohnehin die Einstellung erachtet. "Es wird eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die heiß ist, das Spiel zu gewinnen.

Darauf kommt es an", betonte Torsten Frings. Gemeinsam mit Teamkollege Metzelder versuchte der Führungsspieler in der live übertragenen DFB-Pressekonferenz in der Heimat aufgekommene Zweifel am Teamgeist und am Selbstvertrauen der deutschen Elf zu zerstreuen.

Die wichtigste Botschaft lautete: Ein "zweites Cordoba" gilt ebenso wie ein dritter EM-Vorrunden-K.o. in Serie als unvorstellbar. "Die Situation kann man nicht mit jetzt vergleichen. Wir sind stärker als 2004 in Portugal. Ich gehe davon aus, dass es nicht schiefgeht", sagte Frings.

Metze gibt sich kämpferisch

Statt Angst, "die wir nicht haben dürfen" (Bierhoff), vermeldeten die Führungsspieler sogar Vorfreude auf das Nervenspiel um den Einzug ins Viertelfinale gegen Portugal, für den ein Unentschieden reicht.

"50.000 Zuschauer und gegen den Gastgeber - was kann es für ein schöneres Spiel geben bei der EM", meinte Metzelder kämpferisch. Für Frings haben die Österreicher keine Chance: "Das ist ein Super-Spiel. Du kannst den Gastgeber rausschmeißen. Das gibt Selbstvertrauen für den weiteren Verlauf des Turniers. Das wird nicht die letzte Drucksituation im Turnier sein."

Eines wurde klar: Das "Endspiel" gegen Österreich wird im deutschen Lager nicht als mögliche Endstation gefürchtet, sondern als harte Zwischenprüfung angesehen.

Druck-Spiel verleiht Flügel

Als "lächerlich" bezeichnete Frings die schon eröffneten Diskussionen um die Zukunft von Löw bei einer Niederlage. Und Metzelder wies darauf hin, dass "im Turnier immer ein Moment kommt, wo man auf der Kippe steht".

Den habe man etwa bei der WM 2002 im letzten Gruppenspiel gegen Kamerun (2:0) auch nach einer Gelb-Roten Karte für Carsten Ramelow gemeistert: "Bei allem Respekt vor den Österreichern. Wir wissen um unsere eigene Stärke."

Das Druck-Spiel gegen die euphorischen Österreicher soll Flügel verleihen, wie Bierhoff anmerkte: "2000 hat Frankreich und 2004 hat Griechenland auch ein Spiel in der Gruppenphase verloren." Am Ende wurden diese Teams doch noch Europameister.

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