Viel Kritik für Schweinsteiger

SID
Schweinsteiger
© Getty

Tenero - Erst zeigte Rotsünder Bastian Schweinsteiger den Kroaten noch den Vogel, dann verdrückte er sich wortlos durch einen Seitenausgang des Wörthersee-Stadions in den Mannschaftsbus. Dafür machten die Teamkollegen und auch der Bundestrainer unverhohlen ihrem Ärger Luft.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Damit hat er sich selbst und auch der Mannschaft geschadet. Damit hat er uns allen keinen Dienst erwiesen", beklagte Joachim Löw in Tenero den Auftritt des 23-Jährigen, der letztlich mit einem blauen Auge davonkam.

Nach seinem Platzverweis beim 1:2 gegen Kroatien und der abfälligen Geste Richtung der kroatischen Bank wurde er nur für ein Spiel gesperrt. Gegen Österreich fehlt er am Montag, im EM- Viertelfinale gegen seinen Lieblingsgegner Portugal wäre er drei Tage später wieder dabei.

"Falsch reagiert" 

"Er ist glücklicherweise nur ein Spiel gesperrt", sagte Löw am Tag nach dem Blackout des 53-maligen Nationalspielers. Und auch Schweinsteiger selbst beendete sein Schweigen - wenn auch nicht direkt.

"Der Platzverweis ist natürlich frustrierend. Aber ich habe nach dem Tritt von hinten in meinen ohnehin schon lädierten Knöchel einen stechenden Schmerz verspürt und dann falsch reagiert", ließ der Mittelfeldspieler seine Rechtfertigung über den DFB verbreiten. Eine öffentliche Entschuldigung an die enttäuschten Mannschaftskameraden und den Bundestrainer blieb zunächst aus.

"Es ist immer unnötig, wenn man sich provozieren lässt und Rote Karten kassiert, die vermeidbar sind. Er ist ein junger Spieler, aber er ist mit über 50 Länderspielen auch erfahren genug, dass ihm das nicht passieren sollte", war Kapitän Michael Ballack mächtig sauer: "Und nicht nur ich als Kapitän."

Mehrfach hatte Löw gewarnt, sich nicht von den Kroaten provozieren zu lassen, bei Schweinsteiger war er offensichtlich auf taube Ohren gestoßen.

 Mehr Fingerspitzengefühl

"Schweini darf sich nicht provozieren lassen", ärgerte sich auch Torsten Frings, wenngleich sich der Bremer auch etwas mehr "Fingerspitzengefühl" vom Unparteiischen gewünscht hätte. Nach dem Foul von Jerko Leko drehte sich Schweinsteiger postwendend um und revanchierte sich mit einem Stoß.

Auf dem Weg Richtung Kabine fühlte sich der 23-Jährige dann noch von der kroatischen Bank provoziert, ließ sich zu der abfälligen Geste hinreißen und tippte sich - von den TV-Kameras eingefangen - mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.

"Er kam rein und wollte das Spiel umbiegen, aber so darf er nicht reagieren", meinte Miroslav Klose nach der ersten Roten Karte für den DFB bei einem Turnier seit zehn Jahren. Damals war Christian Wörns bei der WM in Frankreich vom Platz geflogen, in Unterzahl hatte Deutschland im Viertelfinale gegen Kroatien alle Hoffnungen begraben müssen.

EM-Aus droht

Nun droht das Aus bei der EURO 2008. Schweinsteiger fehlt beim schweren Kampf gegen den dritten Vorrunden-K.o. nach 2000 und 2004. "Da haben wir jetzt eine Option weniger. Das trifft uns, weil er ein guter und wichtiger Spieler ist", beklagte Ballack, der mit einer längeren Sperre gerechnet hatte. Gegen die im kleinen WM-Finale dank zweier Schweinsteiger-Tore besiegten Portugiesen dürfte er wieder mitkicken.

Irgendwie passte die Rote Karte ins Bild einer bislang für ihn frustrierenden EM, die zu einem Karriereknick werden könnte. Während er im Verein den Stammplatz an Franck Ribéry verloren hatte, lief ihm im Nationalteam ausgerechnet der einstige WM-Kumpel Lukas Podolski links im Mittelfeld den Rang ab.

Nach seiner 14. Einwechslung im DFB- Trikot war Schweinsteiger aber gegen Kroatien auf dem besten Weg, sich zurück ins Team zu spielen. Doch vor den Augen seiner Freundin Sarah auf der Tribüne beendete der Mann, der den einst oft unbeherrschten Zinédine Zidane als Vorbild hat, seinen 24-minütigen Kurzauftritt selbst mit einer Dummheit. Sollten seine Mitspieler das Gruppen-Endspiel gegen Österreich meistern, könnte auch Schweinsteiger noch die Kurve kriegen.