Unverständnis über Strellers Rücktrittsdrohung

SID
em 2008, schweiz, streller
© Getty

Zürich - Zum Teil mit Unverständnis haben heimische Medien auf die Rücktrittsankündigung des ehemaligen Bundesliga-Profis Marco Streller von EM-Mitgastgeber Schweiz reagiert.

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"Im schlechtesten Moment" sei diese Ankündigung gekommen, schrieb die Streller durchaus gewogene "Basler Zeitung". Genervt durch Pfiffe nach dem Testspiel gegen Liechtenstein (3:0) hatte der 26-jährige Stürmer rund eine Woche vor dem EM-Eröffnungsspiel gegen Tschechien erklärt, dass er nach der EM definitiv aufhöre.

Auch die Boulevardzeitung "Blick" sprach von einer Kurzschlussreaktion. Der Berater des Schweizer Teams, Adrian Knup, wurde mit dem Hinweis zitiert, der Zeitpunkt der Rücktrittsankündigung sei nicht optimal gewesen.

"Das ist mittlerweile auch Marco klar." Ottmar Hitzfeld, der Nachfolger von Trainer Köbi Kuhn, müsse nach der EM so schnell wie möglich das Gespräch mit Streller suchen.

Brigger rät zur Ignoranz

Sein Rücktritt wäre ein großer Verlust für die Nationalmannschaft. Ex-Nationalspieler Jean-Paul Brigger meinte: "Dass gewisse Zuschauer pfeifen, muss man einfach ignorieren."

Mit seinem Vorpreschen habe der 28-malige Nationalspieler seine eigene Befindlichkeit über jene der ganzen Gruppe von Kuhn gestellt, schrieb die "Basler Zeitung".

Streller, 2007 deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart, fühlte sich bei seiner Auswechslung (59. Minute für Hakan Yakin) durch die Pfiffe des Publikums in der "AFG Arena" von St. Gallen gekränkt.

Angespannte Nerven und Frust

Seit dem verlorenen Elfmeterschießen im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gegen die Ukraine ist Streller, der damals nicht traf, immer wieder zur Zielscheibe von Schmähungen geworden.

"Selbstverständlich ist Strellers Reaktion nachvollziehbar; schließlich wird in keinem anderen Land in Europa ein Vertreter der Auswahl von den eigenen Fans immer wieder verhöhnt", meint die Zeitung.

Die Reaktion Strellers nach den Pfiffen in St. Gallen zeuge von angespannten Nerven, von einem Schnellschuss und von Frust, schrieb die "Neue Zürcher Zeitung".

Die Aussage des Spielers sei vor dem Hintergrund, dass nach der EM mit dem Kuhn-Nachfolger Hitzfeld eine neue Zeitrechnung beginne, noch weniger verständlich. Für die Schweizer Auswahl wäre der Abgang Strellers von Bedeutung, weil sie auch mit Hitzfeld nicht plötzlich über hundert gute Stürmer verfügen werde, meinte die Zeitung.

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