Rücktritt mal vier

SID
Koller, Tschechien, Türkei, EM, Europameisterschaft
© Getty

Genf - Nach dem Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft, kündigt sich bei der tschechischen Nationalmannschaft ein Umbruch an.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Bereits im Vorfeld des Turniers hatte Trainer Karel Brückner seinen Rücktritt angekündigt. "Das ist schwer, ich muss lernen, neu zu leben", sagte der 68-Jährige nach 35 Jahren Trainertätigkeit. "Ein Spiel musste einfach das Letzte sein, ob nach der Gruppenphase oder erst später vielleicht im Finale, ist egal."

Einen Tag nach der Niederlage gegen die Türkei folgten ihm auch Jan Koller vom Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg sowie seine Vereinskollegen Tomas Galasek und Jaromir Blazek. Der 2,02 Meter große und 35 Jahre alte Koller hatte zwar das 55. Tor im 90. Länderspiel erzielt, die Niederlage aber nicht abwenden können.

Als Torhüter Petr Cech (Steckbrief) drei Minuten vor Ende der Partie gegen die Türkei einen problemlosen Flankenball durch die Hände rutschen ließ und kurz darauf noch einen weiteren Treffer kassierte, war das Schicksal der Tschechen und ihres 68 Jahre alten Trainers Karel Brückner besiegelt.

So hatte sich der große Trainer des tschechischen Fußballs seinen Abgang als Nationalcoach nicht vorgestellt. Der Schock war ihm deutlich anzumerken. "Das war kein schöner Abschied. Ich werde jetzt einige Nächte nicht schlafen können", sagte Brückner nach dem 2:3 gegen die Türkei.

"Cech ist nicht verantwortlich" 

Cech, der Torhüter mit der schwarzen Gesichtsmaske, gilt als einer der besten seiner Branche und ist als Schlussmann des FC Chelsea zum großen Star aufgestiegen. Doch derzeit verfolgt Cech das Pech. "Das passt alles zu dieser Scheiß-Saison", meinte der Keeper der Tschechen.

Cechs Blackout in Bildern 

"Erst die Verletzungen, dann die verpasste Meisterschaft und das verlorene Champions-League-Finale mit Chelsea und nun dieses unglückliche Ausscheiden bei der Europameisterschaft", erklärte der 26 Jahre alte Torwart, der unter Brückner vor sechs Jahren sein Debüt im Nationalteam feierte. Seinen Keeper nahm der Coach in Schutz: "Er hat einen Fehler gemacht, aber ich werde ihn nicht für die Niederlage verantwortlich machen", sagte Brückner.

Auch in der Heimat reagierten die Medien geschockt auf das unerwartete Ausscheiden gegen den WM-Dritten von 2002. Die Tageszeitung "Pravo" titelte "Kollaps!". Das Boulevardblatt "Blesk" schrieb: "Cechs fataler Fehler. Wir vergeben ihm. Es ist nicht nur seine Schuld".

"Das darf uns nicht passieren" 

Tatsächlich fanden auch die Mitspieler des unglücklichen Torhüters bei der EM ebenfalls nicht ihre beste Form. Die einst hohe Fußballkunst der technisch versierten Kicker des Europameisters von 1976 und EM-Zweiten von 1996 blieb bei diesem Turnier im Verborgenen.

David Jarolim vom Hamburger SV sagte: "Das ist unfassbar. Wir standen schon mit einem Bein im Viertelfinale und dann das." Auch Tomas Ujfalusi war völlig ratlos. "Das darf einer Mannschaft wie uns nicht passieren, dass wir drei Tore in 20 Minuten bekommen", befand der frühere Bundesligaprofi.