"Imperator" Terim will abdanken

SID
EM 2008, Fussball, Türkei, Terim
© DPA

Basel - Fester Blick, selbstsichere Gesten, versöhnliche Worte - der Verlierer trat auf wie ein Sieger. Das internationale Rampenlicht im Anschluss an das unglückliche Aus im Halbfinale gegen Deutschland nutzte Fatih Terim auf seine Weise.

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"Ich denke, dass ich wieder in ein europäisches Land gehen werde. Wer auch immer nach mir kommt, ich hoffe, dass er aus diesem Team einen Champion macht", sagte der Trainer der türkischen Nationalmannschaft nur wenige Minuten nach dem Abpfiff der dramatischen Partie.

Im gleichen Atemzug dementierte er jedoch Meldungen, wonach er seinen Spielern noch in der Kabine den Rücktritt erklärt habe: "Es ist doch normal, dass man sich nach 42-tägiger Zusammenarbeit verabschiedet."

Rücktritt angedeutet

Terims Jein zu den Fragen der Journalisten nach seinem angeblich bevorstehenden Dienstende sorgte in der Heimat für großes Rätselraten. Der eigenwillige Fußball-Lehrer deutete seinen Ausstieg nur an, bestätigte ihn aber nicht: "Warten sie ein paar Tage, dann werden sie von mir hören."

Vor einer endgültigen Entscheidung wolle er noch einmal mit der Verbandsspitze sowie mit seinen Spielern sprechen. Verbandspräsident Hasan Dogan reagierte umgehend. "Wir werden Terim nicht aufgeben, wird er in der türkischen Tageszeitung "Radikal" zitiert.

Vom Prügelknaben zum Helden

Terim ist der größte Profiteur des EM-Märchens. Anders als noch vor Monaten, als viele Medienvertreter und Fans während der holprigen EM-Qualifikation seinen Rauswurf gefordert hatten, wird er nun gefeiert und gilt als Garant für den ersten EM-Halbfinaleinzug einer türkischen Mannschaft.

Gut möglich, dass er die Gunst der Stunde nutzen und sich bei seinen einstigen Kritikern auf spezielle Art revanchieren will.

Engagement bei Milan und Florenz

Nach eigenem Bekunden liebäugelt er mit einem Wechsel zu einem europäischen Topklub. Angeblich liegen Angebote aus der englischen Premier League und der italienischen Serie A vor.

Seine Erfahrungen auf diesem Terrain sind allerdings nicht die Besten: Nach seinem Intermezzo beim AC Florenz 2000/2001 wechselte er zum AC Mailand, scheiterte dort aber nach nur wenigen Monaten.

Seinen bisher größten Erfolg als Trainer feierte er 2000: Im Elfmeterschießen gegen Arsenal London stellte Galatasaray Istanbul den ersten Europacup-Sieg einer türkischen Mannschaft sicher.

Stolz auf die Mannschaft

Deshalb genoss der Sohn eines Pistazienverkäufers aus Adana, der in den Jahren 1975 und 1984 insgesamt 51 Mal das Trikot der türkischen Nationalmannschaft getragen hatte, in seiner Heimat lange Zeit Kultstatus.

Nach dem EM-Erfolg ist er erneut obenauf. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft", befand er nach dem 2:3 von Basel. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er eigentlich noch mehr sagen wollte: Ich bin auch stolz auf mich.

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