Tschechiens Defensive verteidigt ihr Glück

SID
Fußball, EM 2008, Tschechien, Defensive
© DPA

Basel - Nach dem schmeichelhaften Auftaktsieg gegen die Schweiz verteidigten Tschechiens Abwehrarbeiter leidenschaftlich ihr Glück.

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"Die Defensive stand sicher. Wir haben abgewartet und unsere Chance genutzt. So müssen wir weiter spielen", rechtfertigte Ex- Bundesliga-Profi Tomas Ujfalusi die Strategie der einst für ihre hohe Fußball-Kunst gelobten Tschechen.

Es war logisch, dass ausgerechnet der frühere Hamburg-Spieler den Silberpokal eines Sponsors als bester Akteur des EM-Eröffnungsspiels im Basler St. Jakob-Park überreicht bekam.

"Gegen Portugal reicht das nicht" 

Sturm-Joker Vaclav Sverkos, ebenfalls einst in Deutschland aktiv, hatte mit seinem Tor den 1:0 (0:0)-Erfolg gegen den Gastgeber zwar perfekt gemacht, möglich wurde der Sieg aber nur durch eine wenig attraktive, taktisch dafür ausgereifte Defensivleistung mit Abwehrchef Ujfalusi und Torwart Petr Cech als die tragenden Säulen.

Vorbei sind die Zeiten, da Offensivgeist "Made in Prag" die Zuschauer begeisterte. "Wir haben eine gute Leistung abgeliefert. Drei Punkte sind ein guter Start für die Mannschaft", sagte Trainer Karel Brückner kurz und knapp.

Doch auch Selbstkritik war zu hören. "Es war ein glücklicher Sieg. Wir haben enttäuscht. Wir müssen offensiver spielen. Gegen Portugal reicht das nicht", mahnte der als einzige Spitze alleingelassene Nürnberg-Stürmer Jan Koller.

Jahrgangstreffen der Maurer-Innung 

Fußball-Ästheten dürfte die Ankündigung aus dem Tschechen-Camp wenig Freude bereiten. Denn auch in den nächsten Gruppenspielen gegen Portugal (11. Juni) und die Türkei (15. Juni) setzt Brückner auf das ihm durch Spieler-Ausfälle praktisch aufgezwungene Bollwerk-System.

Ohne den verletzten Spielmacher Tomas Rosicky, den nicht zu einem Comeback zu bewegenden Kreativkopf Pavel Nedved und den chronisch formschwachen Stürmer Milan Baros wirkt der Tschechen-Kader bei der EM wie ein Jahrgangstreffen der Maurer-Innung.

Die virtuosen Fußball-Genüsse der EM vor vier Jahren in Portugal sind damit nicht zu reproduzieren. Der Erfolg gibt Brückner erstmal Recht. Schon ein Unentschieden im Duell mit Portugal könnte zum Einzug ins EM-Viertelfinale reichen. Parallelen zur erfolgreichen griechischen Taktik beim Triumph 2004 drängen sich auf.

Entscheidung im rechten Moment 

"Am Ende zählen nur die Punkte. Wir können besser Fußball spielen", gestand David Jarolim. Der bei seinem Arbeitgeber HSV nicht unbedingt als Kreativkopf eingesetzte Mittelfeldrenner muss beim Vize-Europameister von 1996 plötzlich gemeinsam mit dem Ex-Nürnberger Jan Polak für die spielerischen Elemente sorgen. "Wir sind zufrieden mit dem Sieg und dem zu Null. Mit dem Spiel können wir jedoch nicht zufrieden sein", lautete sein ehrliches Fazit.

Bei aller Konzentration auf die Abwehrtaktik stand der eigentliche Matchwinner fast ein bisschen im Abseits. Sverkos, einst für Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC in Deutschland aktiv fiel das Glück des ersten EM-Tores förmlich vor die Füße.

"Ich habe mich sehr über das Tor gefreut, es war sehr wichtig für die Mannschaft", sagte der erst 15 Minuten vor seinem Treffer für Koller eingewechselte Angreifer. "Man muss ein Spiel lesen können und im richtigen Moment die richtige Entscheidung treffen", lobte sich Brückner für seinen Wechselschachzug selbst.

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