"Die Mannschaft brennt"

SID
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© Getty

Tenero - Die Mission ist der Titelgewinn, aber erst einmal soll die "schwarze Serie" weg: Nach zwölf Jahren ohne Sieg bei einem EM-Turnier ist die deutsche Nationalmannschaft total heiß auf einen Auftakterfolg gegen Lieblingsgegner Polen.

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"Man geht immer in ein Turnier und sagt: 'Wir brechen diese Serie. Die Mannschaft brennt darauf, den ersten Sieg zu landen", verkündete Michael Ballack zwei Tage vor dem ersten Kräftemessen in Klagenfurt.

Der Kapitän und Leitwolf will bei der Jagd nach seinem ersten internationalen Titel aber noch viel mehr in Österreich und der Schweiz erreichen, wie er in Tenero mit entschlossenem Blick erklärte: "Wir wollen dieses Turnier gewinnen!"

Purer Optimismus

Elf Siege und vier Unentschieden in den 15 bisherigen Duellen mit EM-Neuling Polen gelten als gutes Omen für einen erfolgreichen Start.

Befürchtungen vor einem erneuten Vorrunden-K.o. wie 2000 und 2004 hegt ohnehin niemand im von Ballack angeführten Team, das zwei Jahre nach dem Sommermärchen auf einer schwarz-rot-goldenen Jubel-Welle in Richtung Finale reiten möchte.

"Wir spüren, dass auch die Fans auf das Turnier brennen. Warum sollen wir nicht an die WM anknüpfen?", bemerkte der Kapitän vor dem Flug nach Kärnten.

Klinsmanns Glückwunsch-SMS

Passend dazu wurde vom DFB eine Nachricht aus dem streng abgeschirmten Hotel "Giardino" übermittelt, in dem bei der Mannschaftsaufstellung mit selten erlebter Hartnäckigkeit gemauert wird.

Jürgen Klinsmann hat seinen WM-Helden von 2006 in einer SMS-Botschaft eine "tolle EM und viel Erfolg" gewünscht, was laut Mediendirektor Harald Stenger "im Quartier riesig angekommen ist".

Den Heißmacher in der Kabine muss dieses Mal anstelle von Klinsmann, der die Polen vor dem 1:0-Sieg 2006 "durch die Wand knallen" wollte, sein Nachfolger Joachim Löw spielen. Dessen Assistent Hans-Dieter Flick berichtete, dass auch Löw ganz genau wisse, "wann die Mannschaft emotional gepackt werden muss".

DFB-Elf top vorbereitet 

Wie wichtig dieses Heißmachen ist, betonte auch der turniererfahrene Ballack: "Man muss sich hochziehen und darf nicht zu ruhig sein. Man muss den unbedingten Biss mitbringen, die Aggressivität und die Bereitschaft, das eine Prozent mehr zu geben."

Die sportliche Leitung um Löw sieht die 23 Spieler nach fast drei Wochen harter Vorbereitung und einer intensiven "Gegner-Analyse" topvorbereitet.

"Der Optimismus ist absolut vorhanden", berichtete Löw und forderte vor den weiteren Vorrundenspielen gegen Kroatien (12. Juni) und Österreich (16. Juni) die ersten drei Punkte: "Erstes Ziel muss ein guter Auftakt mit einem Sieg sein."

Borowski nicht in der Startelf

Mit welchem Personal er das schaffen will, dieses Geheimnis wird erst kurz vor dem Anpfiff gelüftet. Acht Plätze sind vergeben an Lehmann im Tor, Lahm, Mertesacker, Metzelder und Jansen in der Abwehr, Ballack und Frings im Mittelfeld sowie Klose im Angriff. Die Favoriten für die drei vakanten Positionen sind Mario Gomez im Sturm, Lukas Podolski als verkappter Linksaußen und Clemens Fritz im rechten Mittelfeld.

Bestätigt wurde von Flick nur, dass Tim Borowski kein Startelf-Kandidat im Mittelfeld ist. Selbst der in Löws Vorstellungen eingeweihte Kapitän Ballack beteiligte sich an der Geheimniskrämerei, die Löw die Chance erhält, die Polen am Ende doch noch überraschen und überrumpeln zu können.

Die Null muss stehen 

Zumal auch im eigenen Team bis nach dem Abschlusstraining in Klagenfurt die Spannung hochgehalten werden soll. "Die eine oder andere Position ist noch hartumkämpft. Das ist gut so, das pusht eine Mannschaft", betonte Ballack.

Löws wichtigster Spieler gibt die Richtung vor - und die kann aus Sicht des Kapitäns kein unkontrollierter Hurrastil sein. "Wir haben unseren Stil zu spielen", mahnte Ballack, und das heißt: Hinten, wo Torhüter Jens Lehmann und Abwehrchef Christoph Metzelder Bedenken zerstreuen müssen, soll die Null stehen!

"Bei der WM haben uns viele für unsere offensive Spielweise gelobt. Unsere Defensive war immer ein Garant, sie ist überlebenswichtig", erklärte Ballack.

Polen sind heiß 

Das muss auch gegen Polens Offensive um den Ex-Dortmunder Ebi Smolarek, der in der EM-Qualifikation neun Tore erzielte, unbedingt gelingen. Denn Löw erwartet ein extrem umkämpftes Spiel.

"Diese Mannschaft wird uns alles abverlangen", sagte der Bundestrainer in Erinnerung an den knappen Sieg bei der WM. Die Polen sind zur Revanche entschlossen, auch wenn das Turnier-Aus des Dortmunders Jakub Blaszczykowski (Oberschenkel-Verletzung) als "Katastrophe" bewertet wurde.

"Wir sind sehr entspannt und gleichzeitig sehr scharf darauf, das Spiel zu beginnen", sagte Coach Leo Beenhakker.