Schweiz träumt vom EM-Sommermärchen

SID
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© DPA

Zürich - Die Wintersport-Nation Schweiz träumt vor der EURO im eigenen Land von einem Sommermärchen wie vor zwei Jahren bei der WM in Deutschland.

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"Bei der WM hat man gesehen: Deutschland ist sehr gut ins Turnier gestartet und hat damit eine riesige Euphorie ausgelöst", sagte Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg, Nummer eins im Schweizer Tor, mit Blick auf das EM-Eröffnungsspiel in Basel gegen Tschechien. "Meine Hoffnung ist, dass wir gut starten, in der Schweiz eine Euphorie ausbricht und uns diese weit tragen wird."

Allerdings weiß Kapitän Alexander Frei, dass seine 7,44 Millionen Landsleute nicht leicht aus der Reserve zu locken sind.

"Der Schweizer ist eher der distanzierte und ruhige Mensch. Man muss ihn aufwecken", sagte der Bundesliga-Profi von Borussia Dortmund und fügte zuversichtlich an: "Wenn wir die Tschechen schlagen, wird man Schweizer erleben, wie man sie noch nie erlebt hat."

Frei ist zuversichtlich

Die 0:4-Blamage vom 26. März gegen Deutschland als Höhepunkt einer Negativserie von vier Niederlagen werde bei der EM keine Rolle mehr spielen.

"Wichtig ist, was am 7. Juni ist. Dann fragt niemand mehr, was davor gewesen", meinte Frei, der in den vergangenen zwei EM-Testspielen gegen Slowenien (2:0) und Liechtenstein (3:0) drei Tore schoss. "Wenn wir gegen Tschechien erfolgreich spielen, schießt die Euphorie ins Land, und dann kann vieles passieren."

Vorsorglich hat der Schweizerische Fußballverband (SFV) die Eidgenossen auf seiner Internetseite dazu aufgerufen, Häuser, Fassaden, Terrassen, Balkone, Gärten und Plätze mit Schweizer Fahnen oder anderen Flaggen zu dekorieren.

Auch Hitzfeld hofft mit

"Sei es von am Turnier teilnehmenden Ländern oder weiteren Nationen. Einfach farbig soll es werden: Rot-weiss, weiss-blau, schwarz-rot-gold oder grün-weiss", heißt es in dem Aufruf.

"Ich hoffe, dass die Schweiz ein Sommermärchen erleben wird, wie es Deutschland 2006 erfahren durfte", sagte Ottmar Hitzfeld, der nach der EM Nachfolger von Nationaltrainer Jakob "Köbi" Kuhn wird.

Entscheidend ist auch für den ehemaligen Bayern-Trainer, wie der Co-Gastgeber ins Turnier startet: "Mit einem Sieg gegen Tschechien könnte die Schweizer Mannschaft einen Lauf hinlegen und die Euphorie und Begeisterung im ganzen Land entfachen."

"Wir haben diesen Traum"

Darauf baut auch Verteidiger Ludovic Magnin vom VfB Stuttgart. "Wenn die Nationalmannschaft gut spielt, werden die Leute folgen, das ist ganz klar", meinte er. "Während der WM 2006 haben die Menschen in der Schweiz auch total verrückt gespielt."

Vor zwei Jahren war die Schweiz im Achtelfinale ausgeschieden. "Wir müssen nicht Europameister werden, aber wir haben diesen Traum", sagte Magnin.

Für den Fall der Fälle haben Frei und Co. vorgesorgt und eine Titelprämie von 540.000 Schweizer Franken (341.000 Euro) ausgehandelt.

Barnetta bricht Lanze für Kuhn

"Wir freuen uns auf die EM. Ich bin überzeugt, dass die ganze Nation hinter uns stehen wird. Klar liegt es an uns, die Schweiz von der ersten Minute an im Spiel gegen Tschechien hinter uns zu bringen", sagte Tranquillo Barnetta, der nach einer Knöchelverletzung auf einen Einsatz am Samstag hofft.

Eine Lanze bricht der Profi von Bayer 04 Leverkusen für Nationalcoach Kuhn, der nach der Pleite gegen Deutschland ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war.

"Da kann ich nur an die Deutschen erinnern, die vor der WM gesagt haben, alles, was Jürgen Klinsmann gemacht hat, war falsch", erklärte der Spielmacher. "Ein paar Monate später war er 'unser Klinsi'. Wenn wir gut Abschneiden, wovon wir ausgehen, ist er wieder der 'Köbi Nazionale'."

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