Das Ende der Grande Nation?

SID
Henry, Frankreich, EM
© Getty

Zürich - Schluss. Aus. Vorbei! Nach der 0:2-Niederlage gegen Italien im EM-Viertelfinale geht im französischen Fußball eine Ära zu Ende.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Das war nicht unser Abend. Von Anfang lief alles schief", klagte Angreifer Thierry Henry angesichts der frühen Auswechslung des verletzten Franck Ribery und der Roten Karte für Eric Abidal nach 25 Minuten. Noch am Abend erklärten verdiente Profis wie Claude Makelele (35) und Lilian Thuram (36) ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft.

Weitere in die Jahre gekommene Mitstreiter werden in den nächsten Tagen folgen. Patrick Vieira und Henry hatten bereits vor dem Turnier laut über einen Rückzug nachgedacht.

Missratene EM

Willy Sagnol verweigerte eine klare Aussage, dürfte aber auch schon bald zum Kreis der Ehemaligen gehören: "Es ist nicht wichtig, wie es mit Sagnol, Makelele und Thuram, sondern mit der Equipe de France weitergeht", sagte der Abwehrspieler des FC Bayern.

Riberys Verletzung passte ins Bild einer vollends missratenen EM. Noch während sich die konsternierte Equipe Tricolore beim 0:2 gegen Italien vergeblich um den Einzug in das EM-Viertelfinale bemühte, war Ribery auf dem Weg ins Krankenhaus.

Sein Wunsch, die märchenhafte Bundesliga-Saison mit einer erfolgreichen EM zu veredeln, erfüllte sich nicht. Schon in den Duellen mit Rumänien (0:0) und den Niederlanden (1:4) war nicht nur das französische Team unter seinen Möglichkeiten geblieben. Die Schlappe gegen den Weltmeister im letzten Gruppenspiel raubte der Mannschaft alle Illusionen - und besiegelte das Ende einer großen, aber überalterten Mannschaft. 

Domenech vor dem Aus

Die drei dürftigen EM-Auftritte der Bleus veranschaulichten der Grande Nation auf schmerzliche Weise, dass es ein Fehler war, noch einmal auf die Routiniers zu setzen. Trotz des nun anstehenden umfassenden Liftings glaubt Nationaltrainer Raymond Domenech an eine rasche Genesung des Patienten: "Dieses Team mit seinen vielen jungen talentierten Spielern hat eine Zukunft."

Ob der umstrittene Coach derjenige sein wird, der Frankreich bis zur Fußball-WM 2010 in Südafrika zu alter Stärke verhilft, gilt jedoch als unwahrscheinlich. "Mein Schicksal ist nicht von Interesse", antwortete er am Tag der EM-Abreise auf die vielen Fragen nach seiner Zukunft. Dennoch gilt die Trennung von Domenech als ausgemachte Sache.

Die Erklärung des Verbandspräsidenten Jean-Pierre Escalette unmittelbar nach Schlusspfiff klang jedenfalls nicht wie ein Treueschwur: "Ich bin niemand, der einen Vertrag in einem emotionalen Zustand auflöst." Erst am 3. Juli will der Verband über Domenechs Zukunft entscheiden.

Domenech hat derzeit aber ohnehin Wichtigeres im Sinn. Unmittelbar nach dem Ausscheiden machte er seiner Freundin vor laufenden Kameras einen Heiratsantrag,.