Rehhagels Riegel sorgt für Kritik

SID
nikopolidis, griechenland
© Getty

Salzburg - Mit Otto Rehhagels risikoloser Riegel-Taktik droht Griechenland schon am Samstag der Sturz vom Europameister-Thron - falls der auch daheim kritisierte Trainer gegen Russland erneut auf Fußball von vorgestern setzt.

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"Was wir gezeigt haben, war Angsthasen-Fußball. Wir haben gegen Russland ein Endspiel. Das müssen wir positiv gestalten, sonst ist es vorbei", sagte Eintracht Frankfurts Kapitän Ioannis Amanatidis nach der 0:2 (0:0)-Auftaktpleite gegen Schweden und wagte öffentliche Zweifel an der gescheiterten Catenaccio-Variante: "Das war überraschend, wir haben die letzten Spiele nicht so gespielt."

Auch Rehhagel sieht vier Jahre nach dem dank ähnlicher Mittel erreichten EM-Triumph nur mit einer gewaltigen Steigerung noch Viertelfinal-Chancen: "Eigentlich wäre es einfach, wenn wir die nächsten beiden Spiele gewinnen. Aber wenn wir so spielen, werden wir keines mehr gewinnen", meinte er mit Blick auf die Partien gegen Russland und die starken Spanier in Salzburg.

Der tags zuvor noch bestens gelaunte Rehhagel verteidigte aber seine Taktik mit fünf Abwehrspielern und schimpfte dafür auf das minutenlange Ballgeschiebe seiner Akteure in der eigenen Hälfte.

Press-Schelte für Rehhagel

Aus Griechenland hagelte es an "Rehakles" indes Kritik. "Rehhagel hat sich diesmal selbst übertroffen", schrieb die Sportzeitung "Goalnews". Seine Spieler seien kaum über die Mittellinie gegangen.

"Mit massiver Defensive und hässlichem Fußball haben wir versucht, auf Unentschieden zu spielen", lautete die Analyse der Zeitung "Gata". Während "To Wima" zugab: "Wir haben das bekommen, was wir verdient haben", fürchtete "Eleftheros Typos" zurecht: "Noch so eine Leistung, und wir können einpacken."

Nikopolidis verspricht Besserung

Torhüter Antonios Nikopolidis und Kapitän Angelos Basinas versprachen Besserung. Er sei nicht gekommen, um sich zu entschuldigen, begann der 36-jährige Nikopolidis nach dem Training in Seekirchen eine Erklärung und meinte dann: "Ich kann allen Menschen versprechen, dass wir ein anderes Gesicht zeigen werden. Wir werden Freude und Spaß bereiten - auch uns selbst."

Basinas wollte sich zur Taktik nicht äußern. "Nach dem Spiel kann man viel sagen", erklärte der Mittelfeldspieler. Wichtig sei für die Mannschaft nur, ruhig zu bleiben und ihre Stärke für das Spiel gegen Russland wiederzufinden: "Das ist das wichtigste Spiel. Beide Mannschaften brauchen den Sieg."

Rehhagel verteidigt Taktik

Gegen die mit nur einer Spitze spielenden Russen hat der sonst daheim verehrte Rehhagel keinen Grund, wieder drei Innenverteidiger aufzubieten. Gegen Schweden sei die Variante aber richtig gewesen, beharrte der bald 70-Jährige: "Wenn wir nicht so gespielt hätten, hätte es in der Halbzeit schon 5:0 gestanden - gegen uns."

Der für den zusätzlichen Innenverteidiger Paraskevas Antzas geopferte Amanatidis darf hoffen, gegen Russland wieder von Anfang an in einem Dreier-Sturm einzugreifen. Der Eintracht-Angreifer beklagte die Ängstlichkeit im Team und forderte, den Hebel schnell umzulegen: "Wir müssen einen Großteil der Aktionen besser machen als der Gegner, dann haben wir mehr Torchancen als anderthalb."

Ibrahimovic bricht den Bann

Ausgerechnet der von den Griechen am meisten gefürchtete schwedische Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic hatte nach einem Doppelpass mit seinem Partner Henrik Larsson in der 67. Minute die unansehnliche Mauer-Taktik bestraft.

Für Ibrahimovic war der Distanzschuss das erste Länderspieltor seit dem 12. Oktober 2005. "Ich bin wahnsinnig erleichtert und froh. Es war der beste Zeitpunkt, dieses Tor zu machen", sagte der noch unter leichten Knieproblemen leidende Torjäger von Inter Mailand. "Zlatan ist größer als Zeus", titelte die schwedische Boulevardzeitung "Expressen" am Mittwoch.

Petter Larsson drückte fünf Minuten später den Ball zur Entscheidung über die Linie und verschaffte den Schweden vor der zweiten Partie am Samstag in Innsbruck gegen Spanien beste Chancen, wie 2004 das Viertelfinale zu erreichen. Dies könnte für die Griechen nach dem Duell der Verlierer gegen Russland schon unerreichbar sein.