Schabernack mit Otto

SID
em 2008, griechenland
© Getty

Salzburg - Mit einer meisterhaft-komischen "Otto-Show" hat Griechenlands Trainer Otto Rehhagel bei der EM das Unternehmen Titelverteidigung gestartet - am Dienstag sind seine Spieler 1437 Tage nach ihrer sagenhaften Fußball-Heldentat von Portugal erstmals gefordert.

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"Die Spannung steigt, endlich geht es los", sagte Rehhagel vor der Auftaktpartie gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Schweden. Eine Niederlage könnte in Salzburg (20.30 Uhr im SPOX-Ticker) den Anfang vom Ende der kontinentalen Regentschaft bedeuten. Daran wollen in der Gruppe D auch Russland und Spanien rütteln.

Anders als 2004 ist der damalige Außenseiter diesmal der Gejagte und spielt auch gegen ein böses Omen. Bisher ist jeder Europameister bei der folgenden Endrunde entthront worden.

Das konnte Rehhagel die gute Laune beim ersten öffentlichen Auftritt in Österreich nicht verderben. "Ich bin sieben Jahre Trainer in Griechenland, ich glaube, das ist Weltrekord. Ich fühle mich immer gut, ich bin gesund und bin immer noch mit meiner Beate verheiratet - 43 Jahre. Was kann mir da noch passieren?" fragte Rehhagel.

Wichtig ist auf'm Platz

Der Veteran sorgte einerseits immer wieder für Lacher, weigerte sich andererseits aber beharrlich, Einblick in seine Pläne zu geben. Rehhagel erinnerte an den BVB-Torjäger und Kapitän der Dortmunder Meistermannschaft von 1956: "Der große Fußballer Adi Preißler hat den Satz gesagt: Wichtig ist auf'm Platz."

Auch Lukas Podolski hatte das nach dem 2:0 über Polen zitiert - ein Spiel, das Rehhagel genau beobachtet hat: "Das, was bei Deutschland-Polen passiert ist - ich gebe Ihnen 30 Meter Platz, damit Sie ein Tor schießen können, das werden wir natürlich nicht machen." Auch zur Abseitsfalle der Polen hatte er eine klare Meinung: "Es ist zwar modern, auf Abseits zu spielen, aber modern hast du 2:0 verloren."

Bundesliga-Sturm für Rehhakles

Wer zum Einsatz kommt, entscheide er erst an Spieltagen, meinte Rehhagel. "Ich trainiere immer so, dass ich selbst nicht weiß, wer am Samstag spielt", scherzte er, fügte aber ernsthafter hinzu, er habe seine Elf im Kopf.

Stürmer Angelos Charisteas, 2004 mit drei Treffern am Triumph entscheidend beteiligt, könnte als Teil eines Bundesliga-Angriffs mit dem Leverkusener Theofanis Gekas und dem Frankfurter Ioannis Amanatidis eine Rolle wie in Portugal zukommen. Gekas ist die einzige echte Spitze, während sich Charisteas und Amanatidis außen zurückziehen und für ein enges Fünfer-Mittelfeld sorgen.

"Wir setzen uns nicht zu sehr unter Druck", sagte Amanatidis und gab als Nahziel das Viertelfinale aus: "Alles andere ist Unfug." Charisteas kündigte an: "Wir wollen zeigen, dass wir den Sieg in Portugal verdient hatten und werden das auf dem Platz beweisen", sagte der Nürnberger, der das 1:0-Siegtor im Finale gegen die Portugiesen erzielt hatte, während Schweden 2004 im Viertelfinale im Elfmeterschießen an den Niederlanden scheiterte.

Kyrgiakos als Ibrahimovic-Schatten

Dem Noch-Frankfurter Sotirios Kyrgiakos kommt als möglichem Bewacher von Schwedens Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic eine zentrale Defensivrolle zu. Rehhagel habe den Innenverteidiger in Vier-Augen- Gesprächen auf seine Rolle vorbereitet, schrieb die Zeitung "Ta Nea", die von einer epischen Rede Rehhagels an seine Mannschaft berichtete.

Ibrahimovic steuerte zwar 17 Tore zum italienischen Meistertitel für Inter Mailand bei, wartet im Nationalteam aber seit Oktober 2005 auf einen Treffer und hat noch leichte Knieprobleme. "Ich weiß nicht, ob es für 90 Minuten reicht", sagte der 26-Jährige.

Coach Lars Lagerbäck macht die griechische Stärke bei Standard-Situationen mehr Sorgen. "Sie haben einige große Spieler und viele Tore durch Kopfbälle erzielt. Daran haben wir gearbeitet." Rehhagel äußerte Respekt vor den stets starken Schweden, die vor 50 Jahren Vizeweltmeister waren: "Ihr seid ja jünger. Ich habe mich mit der schwedischen Mannschaft schon 1958 beschäftigt, als Pelé sein erstes Tor geschossen hat."

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